Vor- und Nachteile eines Teilzeitjobs
Ist die Teilzeitstelle eine Falle oder eine Chance? Wir klären welche Vor- und Nachteile ein Teilzeitjob mit sich bringt und welche Ansprüche Mitarbeiter, die einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, haben. Tipps von Arbeitspsychologin Silvia Huber.
Um mehr Zeit für die Erziehung der Kinder oder für Freizeitaktivitäten zu haben, um neben dem Studium Geld zu verdienen oder aber, weil gerade keine passende Vollzeitstelle verfügbar ist: Über 30 Prozent aller Angestellten in Österreich arbeiten in Teilzeit. Wer einer Teilzeitbeschäftigung nachgeht, wird im privaten und beruflichen Umfeld schnell mit den Bedenken rund um die Teilzeit-Falle konfrontiert: eine Theorie, nach der Teilzeitkräfte im Vergleich zu Vollzeitbeschäftigten in vielerlei Hinsicht benachteiligt sind. So sei beispielsweise die durchschnittliche Arbeitsbelastung höher, da der Teilzeitkraft häufig kein entsprechend geringeres Arbeitspensum auferlegt werde. Die Bezahlung und allgemeine Konditionen sind hingegen verhältnismäßig schlechter, so die vorherrschende Meinung. Eine Umfrage der Arbeiterkammer (AK), die gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Ifes Salzburg durchgeführt wurde, bestätigt diese Theorie in einigen Aspekten.
Vor- und Nachteile eines Teilzeitjobs
Aus Sicht eines Arbeitnehmers ergeben sich sowohl Chancen als auch Probleme bei einer Teilzeitbeschäftigung. Hier sind einige Vor- und Nachteile aufgelistet:
Vorteile eines Teilzeitjobs:
- gute Work-Life-Balance, mehr Freizeit - siehe auch: 10 Trends in der Österreichischen Arbeitswelt (sn.at)
- Beruf und Familie besser vereinbar - siehe auch: Vereinbarkeit von Familie und Beruf: So klappt's für Väter | SN.at
- Chance und Zeit für Aus- und Weiterbildung, z.B. Studium - siehe auch: Berufsbegleitendes Studium: "Für die Karriere gerüstet" | SN.at
- höherer Nettostundenlohn, weniger Steuern
- flexible Arbeitszeiten (mit Unternehmen vereinbaren) - siehe auch: Zeit für radikale Flexibilität im Job | SN.at
Ein sehr wichtiger Punkt, welcher für die Teilzeitstelle spricht, ist die flexible Arbeitszeit. Vor allem für Mütter und StudentInnen ist diese Flexibilität besonders wichtig. Beruf und Familie oder Job und Ausbildung lässt sich mit einer Teilzeitstelle viel leichter vereinbaren. Funktioniert diese Symbiose, ist von einer guten Work-Life-Balance die Rede.
Nachteile eines Teilzeitjobs:
- niedrige Aufstiegschancen
- Arbeitsbelastung höher - führt zu Überstunden - siehe auch: 15 effektive Stressbewältigungsmethoden am Arbeitsplatz (sn.at)
- wenig Chance auf Aus- und Weiterbildung in einem Betrieb - siehe auch: Weiterbildung 2024: Die Top-Trends in Salzburgs Bildungslandschaft | SN.at
- fehlende Übermittlung wichtiger Informationen
- fehlender Kontakt zum Betrieb und zu Kollegen
- niedriges Einkommen
- niedrige Pensionsansprüche - siehe auch: Teilzeitarbeit macht die Pensionslücke größer | SN.at
Tipp: Wenn Sie wissen möchten, wie sich eine Arbeitszeitverkürzung auf Ihr Gehalt auswirkt, empfehlen wir den Brutto-Netto-Rechner. Mit diesem können Sie Ihr Nettogehalt (egal ob Voll- oder Teilzeit) berechnen lassen: Vollzeit / Teilzeit Rechner: Gehalt berechnen & vergleichen (finanzrechner.at)
Eine Umfrage der Arbeiterkammer über die Nachteile eines Teilzeitjobs
Besonders benachteiligt sehen sich die befragten Teilzeitkräfte hinsichtlich ihrer Aufstiegschancen. 67 Prozent gaben an, hier im Vergleich zu Vollzeitkräften erhebliche Nachteile zu spüren. Doch auch in nahezu sämtlichen weiteren, in der Umfrage thematisierten Aspekten, sehen sich die Befragten im Nachteil. So gaben 45 Prozent an, ihr Teilzeitjob wirke sich negativ auf die Übermittlung wichtiger Informationen aus, 38 Prozent fühlen sich generell weniger in den Betrieb und in dessen soziales Umfeld eingebettet. Ebenfalls negativ bewerteten die Teilzeitkräfte die Chancen auf Prämien und Zulagen sowie auf Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Auch bei den betrieblichen Sozialleistungen führen sich die Teilzeitangestellten benachteiligt.
"In internen Betriebsabläufen ist es oft für die Karriere förderlich, wenn eine Person nicht nur die Zeit da ist, in der sie ihre Aufgaben erledigt, sondern auch weitere Prozesse mitbekommt", erklärt Florian Preisig, Referent zur Arbeitsmarktpolitik in der AK, "in vielen Projekten wird man als Teilzeitstelle weniger involviert sein und wenn es darum geht, jemanden auf Fortbildung zu schicken oder anderweitig in ihn zu investieren, wird der Arbeitgeber dabei womöglich die Person in Vollzeitanstellung bevorzugen."
Die Studie belegt auch, dass Teilzeitbeschäftigte im Verhältnis zu ihrer Arbeitszeit mehr Überstunden leisten als Vollzeitkräfte. "Teilzeitkräfte haben bereits praktisch ausnahmslos Vertragsklauseln in ihren Arbeitsverträgen, die sie zur Mehrarbeit verpflichten und diese Klausel nutzen die Dienstgeber auch", erklärt Heimo Typplt, Leiter der Rechtsabteilung der AK. Das häufig genannte Argument eines erhöhten Arbeitsbedarfs sei von Dienstnehmenden gegenüber den Dienstgebenden nahezu unmöglich zu widerlegen - meist müsse er die Mehrarbeit einfach hinnehmen. Unabhängig von Überstunden verdichte sich die Arbeit in der Teilzeitanstellung ohnehin, bemerkt auch Preisig: "In der geringeren Stundenanzahl einer Teilzeitanstellung ist im Vergleich zum Vollzeitjob häufig eine entsprechend höhere Produktivität gefragt, um die anfallenden Aufgaben zu meistern."
Wie viel Stunden pro Woche sind bei einem Teilzeitjob erlaubt?
Arbeitnehmer in einer Vollzeitbeschäftigung sind je nach Kollektivvertrag 37, 38,5 oder 40 Stunden pro Woche angestellt. Alle anderen mit einer niedrigeren Stundenanzahl fallen in die Teilzeitbeschäftigung. Die Menge der Arbeitsstunden, beispielsweise 15 oder 20 Stunden pro Woche, werden im Vorfeld mit dem Arbeitgeber abgeklärt. Auch die Arbeitstage, wann diese Stunden verrichtet werden sollen, werden meist vorab vereinbart. Gesetzlich sind jedoch bei einem Teilzeitjob die Anzahl der Stunden nicht vorgegeben, Grundlage dafür ist der Arbeitsvertrag.
Muss ich in der Teilzeitarbeit Mehrstunden leisten?
Wer als Teilzeitstelle arbeitete kann von der Firma angewiesen werden, Mehrstunden zu verrichten. Oftmals ist dies der Fall, wenn personelle Engpässe bestehen, wie beispielsweise in der Urlaubszeit oder auch wenn sich das Arbeitspensum erhöht und punktuell Projekte fertigzustellen sind. Diese Stunden werden folglich bei einem Teilzeitjob als Mehrstunden und nicht als Überstunden bezeichnet. Erst dann wenn mehr als 40 Stunden, also mehr als Vollzeit gearbeitet wird, spricht man von sogenannten Überstunden. Die Auszahlung von Mehrstunden ist auch gesetzlich geregelt. Für jede einzelne Stunden gibt es einen Aufschlag von 25 Prozent. Bei manchen Firmen besteht jedoch die Möglichkeit seine Mehrstunden im Zuge von Zeitausgleich abzubauen. Aber nun zu der Frage, sind Mehrstunden ein Muss? Nein, denn Teilzeitbeschäftigte müssen nur dann Mehrstunden verrichten, wenn keine privaten Gründe vorliegen, wie beispielsweise die Kinderbetreuung oder ein Arzttermin. Befindet sich der Arbeitnehmer in Elternteilzeit sind generell keine Mehrstunden verpflichtend.
Urlaubsanspruch für Teilzeitkräfte:
Als Teilzeitstelle hat man den gleichen Anspruch auf Urlaub wie Vollzeitbeschäftigte. Nur die Anzahl der Urlaubstage variiert natürlich und ist abhängig von den Arbeitstagen pro Woche.
Arbeitstage pro Woche | Urlaubsanspruch |
---|---|
1 Arbeitstag | 5 Urlaubstage |
2 Arbeitstage | 10 Urlaubstage |
3 Arbeitstage | 15 Urlaubstage |
4 Arbeitstage | 20 Urlaubstage |
5 Arbeitstage | 25 Urlaubstage |
Wie ist man bei einem Teilzeitjob versichert?
Liegt die Bezahlung für die Teilzeitbeschäftigung unter der Geringfügigkeitsgrenze von 518,44 Euro (Stand 2024), ist der Arbeitnehmer lediglich durch die Firma unfallversichert. Ein höheres Gehalt über dieser Grenze führt zu einer Kranken-, Pensions-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung.
Tipps von der Expertin zum Thema Teilzeitjob
Arbeitspsychologin Silvia Huber vom AMD - Zentrum für gesundes Arbeiten, gibt im Interview wertvolle Tipps zum Thema 'Teilzeitjob'.
SN: Was kann man als Teilzeitbeschäftigter tun, um die eigene Situation zu verbessern?
Silvia Huber: Wer in Teilzeit arbeitet, sollte sowohl die vertraglichen und finanziellen Bedingungen als auch die Erwartungen mit dem Betrieb gemeinsam klären. Werden die Leistungserwartungen bei Teilzeitanstellungen angepasst? Ist es möglich, eine höhere Selbstverantwortung, selbstständige Informationsbeschaffung oder auch mehr Flexibilität umzusetzen? Empfehlenswert ist dabei auch, die Pausengestaltung im Sinne von Kurzpausen zu klären und sich bewusst Informations- und Austauschzeiten mit Kollegen zu strukturieren und zu planen. Auch das Thema der Arbeitsdichte ist im Vorfeld zu klären.
SN: Haben Sie dafür ein Beispiel?
Wenn etwa eine Frau ihre Kinder zu einer bestimmten Zeit vom Kindergarten abholen muss und dringende Mehrarbeit ansteht, muss geklärt werden: Wie wird das dann gehandhabt? Wer übernimmt diese Arbeit dann im Betrieb? Sind hier Vertretungsregelungen innerbetrieblich konkret geklärt worden? Wer ist dafür verantwortlich? Im Vorfeld müssen hier die konkreten Zuständigkeiten definiert werden. Genau hierbei kommt der Führung eine besondere Rolle zu.
SN: Ist von einer Teilzeitanstellung allgemein abzuraten?
Nein, Teilzeitanstellungen sind ein zunehmendes Gestaltungsmittel im Umgang mit dem demografischen Wandel. Bei einer guten und transparenten Einführung innerhalb des Betriebs kann Teilzeit gelingen.
Sie sind auf der Suche nach einem Teilzeitjob? Hier finden Sie alle Teilzeitstellen in Salzburg und Umgebung.
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