Krankenstand: Warum immer mehr Menschen trotz Krankheit arbeiten
Wenn Pflichtgefühl krank macht – die unterschätzten Risiken
Der Wecker klingelt, der Kopf pocht, der Hals kratzt – und während der Körper nach Ruhe schreit, flackert im Kopf schon der Gedanke auf: „Ich kann heute nicht fehlen. Das Meeting, die Deadlines, die Kolleg:innen… Ich schaff das schon.“ Also schleppt man sich ins Büro oder klappt zu Hause den Laptop auf, auch wenn jede Mail zur Kraftanstrengung wird. Doch warum gehen so viele Menschen krank in die Arbeit und welche negativen Auswirkungen kann dieses Verhalten haben?
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Warum gehen so viele krank arbeiten?
Ob aus Pflichtgefühl, Angst vor dem Jobverlust oder wegen eines vollen Terminkalenders – viele Arbeitnehmer:innen entscheiden sich dafür, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen. Gerade in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten fühlen sich viele verpflichtet, präsent zu sein, um nicht als unzuverlässig zu gelten. Manche wollen Kolleg:innen nicht im Stich lassen oder haben Bedenken, als “faul” wahrgenommen zu werden.
- Pflichtgefühl, Angst vor Jobverlust oder vollen Terminen
- Sorge, als unzuverlässig oder faul zu gelten
- Wunsch, Kolleg:innen nicht im Stich zu lassen
- Hoher Leistungsdruck und Deadlines
- Psychologischer Faktor: Das ungute Gefühl von Nutzlosigkeit
- Häufiger Grund bei Selbstständigen: Finanzielle Verluste bei Verdienstausfall
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Die Folgen von krankem Arbeiten
Doch diese vermeintliche "Arbeitsmoral" birgt Gefahren. Wer krank arbeitet, verzögert nicht nur die eigene Genesung, sondern riskiert auch ernsthafte Folgeerkrankungen. Eine harmlose Erkältung kann sich zu einer langwierigen Bronchitis entwickeln. Und während man selbst am Schreibtisch schwitzt und friert, werden im schlimmsten Fall auch noch Kolleg:innen angesteckt. Das führt zu einem Dominoeffekt, der letztlich niemandem hilft – weder der Firma noch dem eigenen Körper.
Auch die Produktivität leidet massiv. Studien zeigen, dass kranke Arbeitnehmer:innen langsamer arbeiten, mehr Fehler machen und insgesamt weniger leisten. Was wie ein Zeichen von Engagement wirkt, entpuppt sich oft als Bumerang. Der vermeintliche Einsatz kostet Unternehmen auf lange Sicht mehr, als wenn Mitarbeitende sich einfach ein paar Tage auskurieren würden.
• Verzögerte Genesung und Risiko von Folgeerkrankungen
• Ansteckungsgefahr für Kolleg:innen
• Sinkende Produktivität und steigende Fehlerquote
Wann sollte man unbedingt zu Hause bleiben?
Die Antwort ist einfacher, als viele denken: Sobald man merkt, dass die Beschwerden die eigene Leistungsfähigkeit beeinträchtigen oder eine Ansteckung anderer möglich ist, ist es Zeit, sich krankzumelden. Fieber, starker Husten, Magen-Darm-Beschwerden oder Erschöpfung sind deutliche Warnsignale des Körpers. Doch nicht nur physische Beschwerden zählen. Auch psychische Erschöpfung, Burnout oder Depressionen sind ernstzunehmende Gründe, um sich eine Auszeit zu nehmen. Der Körper sendet diese Signale nicht grundlos – es ist klug, auf sie zu hören.
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!Hinweis: Ein Krankenstand ohne tatsächliche Krankheit gilt als Arbeitszeitbetrug und kann viele negative Konsequenzen nach sich ziehen, wie etwa Abmahnungen oder sogar eine fristlose Kündigung.
Homeoffice statt Krankenstand?
Manchmal stellt sich die Frage, ob Homeoffice eine Alternative zum Krankenstand sein kann – etwa, wenn man „nur ein bisschen angeschlagen“ ist. Doch hier gilt eine klare Regel: Wer krank ist, sollte sich wirklich ausruhen und nicht arbeiten, egal ob im Büro oder von zu Hause aus. Der Krankenstand ist genau dafür da – zur Erholung. Arbeiten im Homeoffice, während man krank ist, kann die Genesung ebenso verzögern wie der Gang ins Büro.
Es gibt jedoch Ausnahmen: Wer sich auf dem Weg der Besserung befindet, keine ansteckenden Symptome mehr hat und sich fit genug fühlt, kann nach Rücksprache mit dem:der Arbeitgeber:in im Homeoffice tätig werden. Wichtig ist, ehrlich zu sich selbst zu sein und die eigene Gesundheit nicht zu riskieren.
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Was ist im Krankenstand zu beachten?
Laut der Arbeiterkammer gilt in Österreich: Sobald klar ist, dass man arbeitsunfähig ist, muss der:die Arbeitgeber:in unverzüglich informiert werden – idealerweise vor Arbeitsbeginn. Ein kurzer Anruf oder eine Nachricht genügen oft. Danach sollte man umgehend eine ärztliche Bestätigung einholen, denn auch für einen einzigen Tag kann der:die Arbeitgeber:in ein Attest verlangen.
Im Krankenstand selbst gilt: Gesundwerden hat Priorität. Das bedeutet, alles zu vermeiden, was die Genesung verzögern könnte. Wer wegen einer Grippe krankgeschrieben ist, sollte sich nicht im Einkaufszentrum aufhalten. Bei psychischen Beschwerden hingegen kann ein Spaziergang durchaus Teil der Erholung sein. Im Zweifelsfall entscheidet immer der:die behandelnde Arzt:Ärztin.
• Arbeitgeber:in unverzüglich informieren
• Ärztliche Bestätigung einholen
• Erholung im Fokus, keine gesundheitsgefährdenden Aktivitäten
7 spannende Mythen rund um den Krankenstand aufgedeckt!
1. Der Arbeitgeber darf die Diagnose verlangen: Falsch! Arbeitgeber:innen dürfen nur wissen, dass eine Arbeitsunfähigkeit vorliegt, nicht die genaue Diagnose. Die Art der Erkrankung ist Privatsache.
2. Krank im Urlaub bedeutet verlorene Urlaubstage: Falsch! Wird man im Urlaub krank und dauert die Erkrankung länger als drei Kalendertage, werden diese Tage nicht als Urlaub gewertet – vorausgesetzt, die Melde- und Nachweispflichten werden eingehalten.
3. Man kann im Krankenstand nicht gekündigt werden: Falsch! Eine Kündigung ist auch während des Krankenstandes möglich. Allerdings müssen die üblichen Kündigungsfristen und -termine eingehalten werden.
4. Wer sich krankmeldet, muss den ganzen Tag im Bett bleiben: Nicht unbedingt! Erlaubt ist alles, was die Genesung unterstützt. Bei einer Grippe sind Ruhe und Schonung wichtig, während bei psychischen Erkrankungen Spaziergänge oder soziale Aktivitäten Teil der Erholung sein können.
5. Ein Krankenstand beeinflusst die Karriere negativ: Nicht per se! Seriöse Arbeitgeber:innen wissen, dass es besser ist, sich auszukurieren, als krank zu arbeiten. Häufige oder lange Krankenstände sollten allerdings gut dokumentiert und nachvollziehbar sein.
6. Nach dem Ende des Dienstverhältnisses endet auch die Entgeltfortzahlung: Falsch! Wird man während des Krankenstandes gekündigt, besteht der Anspruch auf Entgeltfortzahlung für die Dauer des gesetzlichen Anspruchs weiter – auch nach dem Jobende.
7. Mehr als 5 Tage Krankenstand im Jahr sind zu viel: Falsch! Wie viele Krankenstandstage man benötigt ist ganz individuell und hängt von der jeweiligen Gesundheitssituation ab. Zum Vergleich: Laut Statistik Austria hatte eine durchschnittlich erwerbstätige Person im Jahr 2023 insgesamt 15,4
Quellen: Arbeiterkammer & Statistik Austria
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