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Arbeiten in der Bürogemeinschaft - Coworking liegt im Trend

Wozu fixe Büros mieten, wenn man beispielsweise als Start-up extrem flexibel sein muss? Deshalb sind Coworking-Spaces zurzeit eine gefragte Alternative.

Coworking-Spaces bieten flexiblen Abreitsraum für Unternehmen.
Coworking-Spaces bieten flexiblen Abreitsraum für Unternehmen.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft, immerhin fallen 99,7 Prozent aller Unternehmen in dieses Segment. Sie schaffen auch in der Weltwirtschaft immer mehr Jobs, in den meisten OECD-Staaten stellen sie 60 bis 70 Prozent der Arbeitsplätze. Trotz dieses enormen Beitrags übersteht nicht einmal die Hälfte von ihnen die ersten fünf Jahre.

Unsicherheit gehört zu den größten Herausforderungen für kleine Unternehmen. Angefangen bei den globalen Konjunkturaussichten und der politischen Landschaft bis hin zur Entscheidung, ob man durch mehr Mitarbeiter, einen größeren Kundenstamm oder eine globale Ausdehnung expandieren möchte. Firmenchefs müssen die richtigen Entscheidungen treffen, um ihr Überleben und Wachstum sicherzustellen, doch vielen fällt es schwer, vorherzusagen, ob sie in zwölf Monaten doppelt so viel Bürofläche benötigen oder vielleicht nur noch die Hälfte.

Eine globale KMU-Umfrage von Zurich zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Unternehmen (91 Prozent) ein organisches Wachstum den Übernahmen vorzieht, wobei 31 Prozent der Meinung sind, dass die Reduktion von Kosten und Ausgaben ihre größte Chance für Wachstum war. Dies zeigt, dass Unternehmen nicht unbedingt geneigt sind, große, langfristige Verpflichtungen für sicheres Wachstum einzugehen, sondern eher dazu tendieren, von einer vorhandenen Basis aus zu expandieren. Dabei behalten sie die Kontrolle über die Personal- und die Gesamtkosten, wenn sie neue Möglichkeiten testen.

Gründe für Coworking-Spaces

Die Wahl eines flexiblen Büros erweist sich vermehrt als Lösung, um die Herrschaft über die Kosten der Strategien zu behalten. Viele Unternehmer entscheiden sich heute entweder für flexible Mietverträge für Büroräume oder für das Arbeiten in geteilter Coworking-Umgebung. Eine GBS-Studie (Great Big Survey) legt offen, dass 79 Prozent der Unternehmer Coworking-Spaces als kosteneffizienter erachten als feste Mietverträge. Milan Zahradnik, Gründer des Wiener Start-ups "Propster - der Sonderwunsch Meister" über die Gründe, warum er sich für einen Regus-Coworking-Arbeitsbereich entschieden hat: "Die Flexibilität in der Preisgestaltung, die fast unendliche Anzahl der nationalen wie internationalen Standorte sowie die Tatsache, dass wir unsere offizielle Büroadresse mit dem namhaften Wiener Fleischmarkt angeben können, hat uns überzeugt. Ein dauerhaftes Büro zu mieten ist sehr kostenintensiv, daher muss man heutzutage, zumindest am Anfang, flexibel sein, um jegliches Risiko so gut wie möglich zu minimieren, aber auch um gleichzeitig die Möglichkeit zu haben, schnell wachsen oder dementsprechend auch zeitig runterschrauben zu können, wenn etwas einmal nicht so gut laufen sollte."

Bürogemeinschaften auf der ganzen Welt

Adela Mehic-Dzanic, Business Development Specialist vom schwedischen, auch in Wien ansässigen, Telekommunikationsunternehmen Tele2 IoT, erzählt: "Vor ungefähr zwei Jahren hat sich unser Mutterkonzern in Schweden entschieden, dass unser Team aus Österreich in Wien und Graz Büroräume braucht. Nach einer Marktrecherche hat man sich global für Regus entschieden. Kollegen von uns, die in Amsterdam arbeiten, haben ebenfalls ein solches Office. Wir haben Kollegen in Graz, die dort Meetingräume und die Business-Lounge für Kundentermine und Ähnliches nutzen. Aber auch in Kroatien und zum Beispiel am Frankfurter Flughafen gibt es tolle Locations, die wir immer wieder gern in Anspruch nehmen."

"Plug and Play"-Funktionalität

Ein Grund, sich für eine solche Speziallösung bei Arbeitsräumen zu entscheiden, ist beispielsweise die "Plug and Play"-Funktionalität. "Wir hatten alles, was wir zum Arbeiten brauchen, sofort zur Verfügung und konnten uns so auf unser Geschäft konzentrieren und loslegen. Wir genießen täglich einen perfekten Support im Center an der Rezeption, der sich rund um die Uhr um uns kümmert", betont Mehic-Dzanic.

Warum sollte man sich als Unternehmen also auf das Feld des flexiblen Arbeitens wagen? "Es gibt bei uns kein Mikromanagement, daher sind wir Flexibilität gewöhnt. Bei uns liegt der Fokus klar auf Tasks und Ergebnissen. Es gibt keine klassischen Arbeitszeiten mehr. Work-Life-Balance ist uns sehr wichtig, das ist auch attraktiv für Familien und jüngere Generationen. Wir wollen effizient arbeiten und sind daher flexibel, was Ort und Arbeitszeiten betrifft."

Kostenkontrolle und Wachstumsstrategie durch Coworking-Spaces

Es gibt klare Anzeichen dafür, dass die Kostenkontrolle in der Tat ein wichtiger Ausgangspunkt für jede Wachstumsstrategie ist. Die Studie zeigt, dass 81 Prozent der Unternehmer weltweit der Meinung sind, dass das Geld, das durch flexible Arbeitsmöglichkeiten anstelle von Mietverträgen für Büros mit festgelegter Dauer eingespart wurde, in Wachstumsinitiativen investiert werden sollte. Diese Strategie einer flexiblen Umgebung zur Ermöglichung von Wachstum ist so erfolgreich, dass dies laut GBS Coworking bei mehr als 60 Prozent der kleinen Unternehmen weltweit gang und gäbe ist, Tendenz stark steigend. Die Gründe dafür sind jedoch unterschiedlichster Art, je nachdem, ob ihre Vertriebsstrategie auf bestehende oder neue Märkte abzielt.
68 Prozent der GBS-Befragten sehen im Coworking eine Möglichkeit für dauerhaftes Wachstum. 44 Prozent sind der Meinung, dass sie durch flexibles Arbeiten agiler handeln können. Ein Hauptgrund dafür ist, dass flexible Räume den Zugang zu Ressourcen ermöglichen, die sonst nur großen Unternehmen zur Verfügung stehen, allerdings zum Budget von kleinen Unternehmen.
73 Prozent der Teilnehmer sind der Meinung, dass die schnelle Anpassung der Größe ohne zusätzliche Kosten der Hauptvorteil von flexiblen Büroräumen ist. Dank der Flexibilität der kurzfristigen Mietverträge können Unternehmen den für sie verfügbaren Raum schnell vergrößern beziehungsweise verkleinern, ohne mit Strafzahlungen oder unerwarteten Preisänderungen konfrontiert zu werden.

Attraktivität des Arbeitsplatzes steigt

Wenn es darum geht, neue Mitarbeiter zu finden, ist die Attraktivität des Arbeitsplatzes ein weiterer wesentlicher Faktor, um neue Talente zu gewinnen. Flexibilität in jeder Hinsicht ist auch hier ein ausschlaggebendes Kriterium. Qualifizierte neue Mitarbeiter werden zunehmend durch eine andere Art der Arbeitsplatzumgebung angezogen als in der Vergangenheit. 61 Prozent würden aktiv ihren Job wechseln, böte man ihnen woanders mehr Flexibilität.