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Berufsbegleitend Studieren: Job und Uni unter einen Hut bringen

Berufstätig sein und trotzdem wieder studieren? Ein Student erklärt, worauf es bei der Doppelbelastung "berufsbegleitend studieren" ankommt.

Bei einem berufsbegleitendem Studium ist der Terminkalender voll.
Bei einem berufsbegleitendem Studium ist der Terminkalender voll.

Langweilig wird Dominic Zillner derzeit nicht. Der gebürtige Elsbethner arbeitet Vollzeit, und zwar bei dem größten Infrastrukturdienstleister im Bundesland, der Salzburg AG. 38,5 Stunden sind das die Woche. Damit aber nicht genug: Der 29-Jährige hat sich entschlossen, Informationstechnik und System-Management an der Fachhochschule (FH) Salzburg in Puch zu studieren. Das Studium dauert vier Semester, derzeit ist er im zweiten. Warum er sich für die "Doppelbelastung" mit Job und Studium entschieden hat? "Der Master ermöglicht es mir, ein tieferes Verständnis für Prozesse der IT zu erlangen. Nach dem Abschluss strebe ich eine Führungsposition im Unternehmen an", erklärt Zillner im SN-Gespräch.

Verknüpfung von Theorie und Praxis

Dieses Motiv, sich für die eigene Firma weiterzubilden und dann die Karriereleiter in Angriff zu nehmen, kennen wohl alle Fachhochschulen in Österreich. Wertvoll ist dabei die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Will heißen: Neben der fachlichen Ausbildung erwerben Studierende zudem ohne Unterbrechung Berufserfahrung. Studiengänge zusätzlich zum Job eröffnen Personen darüber hinaus die Möglichkeit eines Studiums, das sie vielleicht aus finanziellen Gründen - etwa kein Selbsterhalterstipendium mehr oder laufende Fixausgaben - im Modus "Vollzeit" nicht machen könnten.

Zeiten der Vorlesungen

Dass der Master eine berufsbegleitende Maßnahme ist, war für den Salzburger Dominic Zillner jedenfalls entscheidend für die Auswahl des Studiums, wie er berichtet: "Durch diese Organisationsform werden die Vorlesungen an Randzeiten beziehungsweise am Wochenende angeboten. Dies ermöglicht es, nicht ,nur' zu studieren." Das unterstreicht die FH Salzburg: Bei berufsbegleitenden Studiengängen finden die Vorlesungen und Unterrichtseinheiten sehr konzentriert an Tages- beziehungsweise Wochenrandzeiten statt. "Uns liegt an einer berufsermöglichenden Organisation, um die Vereinbarkeit von Studium, Berufstätigkeit und biografischer Situation für eine engagierte Zielgruppe zu ermöglichen", erklärt Gerhard Blechinger, Rektor der FH Salzburg. Zusätzlich zu diesem Studienangebot bietet die FH verschiedene Aus- und Weiterbildungslehrgänge an, die ebenfalls berufsbegleitend absolviert werden können.

Unterstützung seitens der Firma und der Familie

In dieselbe Kerbe schlägt naturgemäß die FH Oberösterreich. Derzeit studieren dort 3919 Studierende ein Vollzeit-Bachelor- oder Masterstudium, 1816 absolvieren ein berufsbegleitendes Bachelor- oder Masterstudium (Stand 11/2018). "Viele der berufsbegleitenden Studierenden müssen eine Dreifachbelastung Familie, Job und Studium meistern. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Familie und die Unternehmen hinter dieser Weiterbildungsmaßnahme stehen. Zusätzlich ist ein straffes Zeitmanagement zielführend, denn die Workload ist hoch. Viele reduzieren während des Studiums ihre Wochenarbeitszeit oder gehen sogar einige Monate in Bildungsteilzeit oder -karenz", sagt Günther Hendorfer, der wissenschaftliche Leiter.

Herausforderungen eines berufsbegleitenden Studiums

Nicht so Dominic Zillner. Er arbeitet weiterhin Vollzeit - und bestätigt: "Die größten Herausforderungen liegen mit Sicherheit im Workload des Studiums. Die Projekte, welche wir während des Semesters mit großer Motivation im Team realisieren, können sich schon einmal ausdehnen. Ein Freitagnachmittag oder -abend mit acht Stunden ist da recht schnell vorbei." Die Anwesenheitszeiten in Job und Studium ließen sich bei ihm mit Motivation und Verständnis des Arbeitgebers - sprich Gleitzeit - recht gut auf die Woche aufteilen. "Auch für Unternehmen stellen berufsbegleitende Studiengänge eine optimale Personalentwicklungsmöglichkeit dar", erklärt Hendorfer von der FH OÖ.

Großes Potenzial für berufsbegleitende Studiengänge

Die FH Kufstein organisiert ihre berufsbegleitenden Angebote so, dass Studierende sich diesen überwiegend am Wochenende widmen. Das berichtet Sprecher Maximilian Kaltner. Mit den Möglichkeiten neuer Lehr- und Lernmethoden, also Blended Learning, der Integration von Onlineanteilen in Lehrveranstaltungen, sei grundsätzlich jeder Studiengang auch berufsbegleitend vorstellbar. "Die große Mehrheit unserer zwölf Masterstudiengänge, von denen sich einer aktuell noch in der Akkreditierungsphase der AQ Austria befindet, bieten wir berufsbegleitend an", sagt Kaltner und spricht damit den aktuellen Trend an. "Wir sehen großes Potenzial bei berufsbegleitenden Studiengängen. Das ist zum einen bedingt durch die Tatsache, dass viele Masterinteressenten eine Beschäftigung haben, zum anderen eben bieten neue Lehr- und Lernmethoden sowie die Integration von Onlineanteilen in Lehrveranstaltungen die Möglichkeit, sich auch unabhängig von Ort und Zeit untereinander zu vernetzen und Lerninhalte zu verarbeiten." Gerade in diese Richtung werde die FH Kufstein ihre Studiengänge bei der anstehenden Revision anpassen. Ein Blick nach Oberösterreich: "Der Trend geht in Richtung berufsermöglichende und duale Studiengänge, die von vielen Firmen unterstützt werden. Bei Letzteren haben die Studierenden fixe Studierblöcke an der FH und fixe Praxisblöcke in den Unternehmen", sagt Günther Hendorfer.

Für Masterstudent Dominic Zillner ist das Rezept für Studium und Job simpel: "Das Wichtigste ist, dass man Prioritäten setzt und Freude an dem hat, was man macht." Zwei Semester wird er dieses noch umsetzen.