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Stressmanagement - Tipps für Studenten

Wer gestresst durchs Leben geht, schadet sich selbst. Vor allem im Studium ist es wichtig, den Überblick zu behalten.

Studenten brauchen eine gute Zeitplanung.
Studenten brauchen eine gute Zeitplanung.

Wenn zu vieles auf uns einprasselt, wankt das Fundament, auf dem wir stehen. Gerade Studierende sind heute mehr denn je gefordert. Viele Möglichkeiten, viele Termine, viel Stress. Eva-Maria Kupfer ist Expertin für Stressmanagement und plädiert für mehr Gelassenheit.

Stress begegnet uns in allen Lebenslagen. Auf ihn führen wir vieles zurück. Die Grenzen, ab wann Stress beginnt, sind nicht eindeutig. Kann man Stress überhaupt verstehen? Kupfer: Nein, Stress ist schwer begreifbar. Erst wenn man auf Distanz geht, merkt man, dass etwas nicht in Ordnung ist. Von einer allgemeinen Form von Stress kann man nicht sprechen. Es ist immer eine subjektive Wahrnehmung.

Das neue Semester steht vor der Tür. Wie geht man gut organisiert an die neuen Aufgaben? Studierende brauchen eine gute Zeitplanung. Ich empfehle die Salamitechnik: Man sollte sich kleine Ziele setzen und mit kleinen Schritten darauf zugehen. Nach Erreichen der Ziele bekommt man wieder Motivation für weitere Schritte. Gerade in Prüfungszeiten ist es wichtig, viel Luft einzuplanen, um gut vorbereitet zu sein.

Welchen Anteil nehmen soziale Stressfaktoren im Studium ein? Studierende sind heute Einzelkämpfer. Nicht nur das: Sie müssen sogar mit Ellbogentechnik vorankommen, wenn die Aufnahme zum Studium limitiert ist. Das erhöht den sozialen Stress um ein Vielfaches. Vor etwa 30 Jahren hatten wir sogenannte Peer-Gruppen, in denen sich Studierende zusammengetan haben. Man hatte die Möglichkeit, mit einem Dozenten vor der Prüfung in Kontakt zu treten. Heute ist das nicht mehr so, alles ist technisiert und schnelllebiger.

Nicht selten erzählen Studierende davon, dass ihre Wohnung das ganze Jahr über nicht so sauber ist wie in der Klausurphase. Warum ist das so? Ich glaube, wir suchen immer nach Gegensätzen. Wenn man innen unruhig ist, sucht man nach Ruhe im Außen. Lernt man auf eine Prüfung, ist man ängstlich und verwirrt. Beim Saubermachen schafft man wieder Ordnung, damit sich wieder ein Sicherheitsgefühl einstellt.

Manche Experten raten dazu, Kopfrechnungen zu lösen, anstatt auf Prüfungen zu lernen. Um Abstand zu gewinnen. Hilft eine Verlagerung der Probleme? Ich glaube, das ist individuell zu sehen. Manchen hilft es, sich abzulenken, anderen nicht. Auch diese Alibihandlungen haben ihren Platz und Sinn. Wichtig ist nur, dass es ein Abschalten und kein Verdrängen ist.
Letztendlich muss jeder seine SOS-Koffer packen und schauen, was ihm hilft, wieder ruhig zu werden. Da entwickelt jeder im Laufe der Zeit eigene Strategien.

Wie viel Stress machen wir uns, weil wir Vorstellungen einer Außenwelt entsprechen wollen? Es gibt sogenannte innere Antreiber: Sei perfekt! Mach es schnell! Mach es allen recht! Das ist der Stress, den wir uns innen machen. Wir sind alle darauf bedacht, dass wir geliebt werden, und wollen deshalb alles perfekt machen. Diese Modelle werden häufig durch äußere Einflüsse verstärkt. Seien es Stimmen von außen wie die von Eltern und Lehrern oder äußere Stressfaktoren wie Lärm, Hitze, Kälte oder extremes Tempo.

Wird der Grundstein für Stressbewältigung im Arbeitsleben schon im Studium gelegt? Der größte Stress, den wir in unserem Leben haben, ist die Geburt. Das ist eine gute Ressource. Auch im Kindergarten- und Volksschulalter wird dann vieles von uns abverlangt. Wir sind im Studium also schon gut gewappnet. Stressbewältigung ist in uns angelegt, sonst würden wir die Geburt gar nicht überstehen.

Woran merkt man, dass man stressgefährdet ist und vielleicht schon einen Schritt zu weit gegangen ist? Es fängt immer bei den Grundbedürfnissen an. Bei manchen sind es Einschlaf- oder Durchschlafstörungen. Andere haben zu wenig oder extremen Appetit. Dann stellen sich Rastlosigkeit oder innere Unruhe ein. Wenn man solche Stresssymptome bemerkt und vielleicht noch dazu bei Kleinigkeiten aggressiv wird, sollte man achtsam sein.

Was kann man jedem als Generalrezept an die Hand geben? Bewegung ist ganz wichtig. Wenn man geht, dann geht was. Welche Bewegung, ist dabei ganz egal - ob Tanzen, Fußball oder Nordic Walking. Dadurch wird man müde und hungrig. Der Körper kommt zur Ruhe und gönnt sich eine kreative Pause. Wichtig ist es auch, manchmal abzuschalten und das Handy wirklich wegzulegen. In der Kreativität liegt eine Spontaneität und Flexibilität, die ich dann wieder in der Motivation umsetzen kann. Dadurch bekommt man wieder Kraft und Energie.

Außerdem ist es wichtig, das große Ganze nicht zu vergessen. Meine Großmutter sagte immer: Das Leben geht immer weiter. Nichts ist so tragisch, dass man keine Lösungen findet.

Zur Person Eva-Maria Kupfer: Leiterin des Zertifikatslehrgangs Stressmanagement und Burnout-Prävention am Schlossberginstitut Wiener Schule für Gesundheitsförderung.