Berufsbegleitend studieren in Österreich
Job und Studium. Nicht Job statt Studium, Job nach dem Studium oder Job oder Studium. Job UND Studium klingt anspruchsvoll und das ist es auch. Welche Vor- und Nachteile hat die Kombination von Beruf und Arbeit und welche Rolle spielt dabei der Arbeitgeber?
Wer sich neben dem Beruf für eine Weiterbildung in einer der 22 Universitäten, 21 Fachhochschulen, 16 Privatuniversitäten und eine Vielzahl an akademischer Programme am WIFI entscheidet, der braucht vor allem Organisationstalent und Durchhaltevermögen. Wie läuft ein berufsbegleitendes Studium ab und welche Vor- und Nachteile hat es für Arbeitnehmer und Arbeitgeber?
Wie läuft ein berufsbegleitendes Studium ab?
Berufsbegleitend bedeutet, dass Studierende neben ihrem Beruf meist abends und/oder an den Wochenenden, die Schulbank drücken und studieren. Viele Ausbildungsstätten bieten jedoch auch ein Fernstudium mit Präsenzunterricht an. Dabei können Studierende die Lehrinhalte hauptsächlich von zu Hause aus erlernen und kommen nur zu bestimmten Blockveranstaltungen oder Prüfungen in die Ausbildungsstätte. Flexibles Lernen steht hier besonders im Vordergrund. Durch E-Learning Programme versuchen Universitäten und Fachhochschulen die Zeit der Doppelbelastung für die Studierenden zu vereinfachen.
Welche Vor- und Nachteile bringt das berufsbegleitende Studium mit sich?
Vorteile | Nachteile |
weiterhin Gehalt beziehen | Doppelbelastung |
manche Unternehmen übernehmen die Studiengebühr (oder einen Teil davon) | Einschränkung der Freizeit |
Theorie und Praxis verbinden | selbst Motivatoren finden |
Position im Unternehmen stärken bzw. Möglichkeit der Beförderung nach dem Abschluss | Studienzeit kann sich, je nach Ausbildungsstätte, verlängern |
Kennenlernen von Experten und Personen aus der Branche | etwaige Kosten |
Man lernt Prioritäten zu setzen, strukturiert zu arbeiten und mit Stress umzugehen |
Wer kann berufsbegleitend studieren?
Ein berufsbegleitendes Studium kann in der Regel jeder beginnen, der eine Matura oder einen gleichwertigen Schulabschluss oder eine Studienberechtigungsprüfung oder Berufsreifeprüfung abgelegt hat.
Soll man beim Chef das Studium ansprechen?
Je nachdem wie viel (Präsenz-)Zeit das Studium in Anspruch nimmt, kann es durchaus von Vorteil sein, den Chef in die Entscheidung einzubeziehen. Qualifizierte MitarbeiterInnen sind für jedes Unternehmen von Vorteil, daher bieten Unternehmen häufig Sonderurlaube für z.B. Präsenzunterricht oder flexiblere Arbeitszeiten an. Wichtig ist es, dem Chef das berufsbegleitende Studium schmackhaft zu machen. Durch die Ausbildung wird u.a. aktuelles Know-how in das Unternehmen getragen. Eine weitere Option wäre, die Wochenstunden generell zu reduzieren und während der Studiendauer einer Teilzeitarbeit nachzugehen.
Ein Arrangement mit dem Arbeitgeber kann die Doppelbelastung erleichtern, dennoch ist es kein Muss den Arbeitgeber über das berufsbegleitende Studium zu informieren. Sofern der Unterricht in der Freizeit passiert und es zu keinem Interessenskonflikt mit dem Job kommt.
Kann der Arbeitgeber ein berufsbegleitendes Studium verbieten?
Generell können Arbeitgeber keine Weiterbildung in der Freizeit verbieten. Dennoch kann es beruflich Nachteile mit sich bringen, wenn ein Studium in einem berufsfremden Bereich absolviert wird. Das kann für den Arbeitgeber einen faden Nachgeschmack haben, denn es besteht die Möglichkeit, dass der Arbeitnehmer nach dem berufsbegleitend Studium in eine andere Branche wechselt. Ein Verbot ist wie gesagt nicht zulässig, doch je nach gewähltem Studienfach sowie Überzeugungskraft, kann der Enthusiasmus des Chefs stark variieren.
Wie lange dauert ein berufsbegleitendes Studium?
Die Dauer eines berufsbegleitendes Studiums richtet sich vor allem danach, wie komprimiert die Unterrichtsstunden stattfinden. An Universitäten unterscheidet sich die Dauer selten vom Vollzeitstudium. So dauert z.B. der Bachelor Betriebswirtschaft an der Universität Salzburg 6 Semester – unabhängig von Voll- oder Teilzeit. Wer sich für ein Fernstudium entscheidet, der studiert, je nachdem wie viel Zeit pro Woche in das Studium investiert werden kann, häufig bis zu 12 Semester.
Wie viel kostet ein berufsbegleitendes Studium?
Die Kosten sind abhängig davon, an welcher Ausbildungsstätte man das berufsbegleitende Studium absolviert. Viele berufsbegleitende Studiengänge werden an Universitäten angeboten, wodurch horrende Kosten wegfallen. Handelt es sich jedoch um eine Fachhochschule, eine Privatuniversität oder ein Fernstudium, dann fallen meist monatliche Kosten an.
So müssen an Fachhochschulen üblicherweise die regulären Studiengebühren von 363 Euro/Semester (Stand 2021) von den Studenten entrichtet werden. Bei Anbietern für Fernstudien können monatliche Kosten sowie auch Prüfungsgebühren anfallen. Diese belaufen sich schnell auf mehrere tausend Euro jährlich. Wird ein Fernstudium ins Auge gefasst, dann ist es sinnvoll sich vorab gut über die verschiedenen Anbieter zu informieren. Die Kosten können je nach Anbieter stark variieren.