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Eine Frage der (L)Ehre

Der Ruf nach Lehrlingen: Gesucht, aber nicht gefunden. Eine Lehre bietet vielfältige Chancen - gerade heutzutage, da Personal allerorts fehlt.

Der Ruf nach jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mittlerweile offiziell an allen Ecken und Enden Mangelware sind, wird seit geraumer Zeit quer durch alle Branchen laut. Wer hätte vor Jahren oder Jahrzehnten gedacht, dass sich der Spieß einmal umdreht und Betriebe händeringend nach Lehrlingen suchen - und sich auch einiges einfallen lassen (müssen), wenn es darum geht, geeignetes Nachwuchspersonal zu rekrutieren?

Die Lage hat sich diesbezüglich generell geändert: So definiert die Generation Z - also jene, die um die Jahrtausendwende geboren wurden - Erfolg anders und "fordert" andere Dinge als noch Generationen davor. Stichwort: Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

"Frisches Blut" in Sachen Personal ist zur Zeit gefragter denn je, wie auch die Statistik des AMS zeigt: Rund 1960 Lehrstellen sind im Bundesland Salzburg aktuell frei. Demgegenüber stehen 305 Lehrstellensuchende. Damit können angehende Azubis quasi aus 6,5 offenen Ausbildungsstellen wählen. Mit rund 2420 Lehrlingen im ersten Lehrjahr im Jänner 2023 liegt man in Salzburg aktuell um 3,8 Prozent über den Zahlen aus dem letzten Jahr - insgesamt befinden sich derzeit rund 7960 Nachwuchskräfte in Salzburger Unternehmen in Ausbildung.

Eines steht fest: Die hiesigen Betriebe wollen junge Menschen ausbilden - das zieht sich quer durch die Bank, wie Norbert Hemetsberger (Leiter der Lehrlingsstelle, Wirtschaftskammer Salzburg) attestiert: "Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe wächst weiter dynamisch. Lehrstellenangebote gibt es aktuell in allen Bereichen - von Metall über Elektro und Holz bis hin zu IT oder Tourismus."

Karriere- und Weiterbildungswege nach der Pflichtschule

Welchen Pfad einschlagen, wenn sich die Pflichtschule dem Ende nähert? Dieser Frage widmen sich viele junge Menschen oft rund um den Februar, da man sich im Frühjahr mit dem Semesterzeugnis bereits bei potenziellen neuen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern bewerben und vorstellen kann. "Mit der dualen Berufsausbildung, die in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen stark modernisiert wurde, steht jungen Menschen eine tolle Ausbildungsform mit besten Karriere- und Weiterbildungschancen zur Verfügung", sagt Hemetsberger.

Beruf wechseln erlaubt

Sich in jungen Jahren für einen Beruf zu entscheiden, ist dennoch keine leichte Aufgabe. Mittlerweile hat sich glücklicherweise auch dieser Zugang etwas verändert - es ist dieser Tage normal, seinen Beruf auch wieder zu wechseln. Im besten Fall natürlich nach erfolgreich abgeschlossener Lehre. "Junge Menschen befinden sich in der Entdeckerphase. Es ist legitim, dass die Jobwahl, die man mit 14 oder 15 Jahren trifft, manchmal auch nicht ganz die richtige war oder man sich später in einem anderen Bereich weiterentwickeln will", erklärt Spar-Vorstandsvorsitzender Hans K. Reisch seine Sicht der Dinge.

Lehre mit Matura öffnet Weg zum Studium

Startet man seine Karriere mit einer Lehre, heißt das zudem noch lange nicht, dass mit der dazugehörigen Berufsschule schon alles gesagt wurde. Eine Lehre bietet vielfältige Möglichkeiten - nicht zuletzt die "Lehre mit Matura". Die Hochschulreife wird dabei in Deutsch, Englisch, Mathematik und einem Fachbereich abgelegt. Die dazugehörigen Vorbereitungslehrgänge dauern zwei bis vier Semester, die Kurse können parallel zur Berufsausbildung jeweils am Tag oder Abend besucht werden. Beginnend mit dem ersten Kurstag hat man insgesamt fünf Jahre Zeit, um die Fächer im Rahmen der "Lehre mit Matura" zu absolvieren.

Wurde die Lehre schließlich erfolgreich abgeschlossen, ist heutzutage auch der Weg in ein Studium offen. Das geht beispielsweise an der Fachhochschule Kufstein. Drei zusätzliche Prüfungen - in Deutsch, Englisch und Mathematik - im ersten Studienjahr ersetzen in dem Fall die Hochschulreife. Somit kann man seine Expertise, die man im Rahmen einer Lehre erworben hat, mit einem Studium zusätzlich aufwerten und die Karriereleiter nach der Lehrabschlussprüfung mit einem Bachelor-, Master- oder Doktortitel weiterhin emporklettern.