"Champion wirst du zuerst im Kopf." Dieser Satz muss erst einmal sacken. Stille im Publikum. "Die vergangenen beiden Jahre haben uns alle unsere Grenzen aufgezeigt. Das ist gut so. So gibt es weniger Konkurrenz - und Mittelmaß hat keinen Platz mehr." Auf der Bühne beim Zukunfts.Symposium im oberösterreichischen Alkoven steht einer der ganz großen Sportler Österreichs. Dieter Kalt hat im Eishockey brilliert. Seine Erkenntnisse teilt er aber nicht mehr mit anderen Spielern - sondern mit Managerinnen und Managern, Businessleuten und all jenen, die in ihrem Job führen und Verantwortung übernehmen möchten. Aus dem Mitglied der österreichischen Eishockey-Jahrhundert-Teams ist ein Coach, Mentor und Keynote-Speaker geworden. Er spricht über Power und Exzellenz, über Werkzeuge und Mindset. Und über Niederlagen.
Sich immer wieder neu herauszufordern ist unerlässlich
Doch der Reihe nach. Die sportliche Karriere - jenes Feld, auf dem der heute 47-Jährige seine Erfahrungen als Leader gesammelt hat - kann sich sehen lassen. Die 74 war jahrelang seine Rückennummer. 22 Jahre war er Eishockeyprofi. Mehr als 1300 Spiele, davon 17 Finalmatches, hat er bestritten. Zu den größten sportlichen Erfolgen zählen neun Meistertitel, er hat an 17 Weltmeisterschaften und drei Olympischen Spielen teilgenommen, war Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft. Nach seiner Zeit als aktiver Sportler und Coach folgte der Wechsel ins Management seines Stammclubs, des KAC in Klagenfurt. Und dann: der Bruch. Nach 26 Jahren verlässt Dieter Kalt "seinen" Verein. Wegen "Auffassungsunterschieden", wie es heißt.
"Ich war ein Star, ein Leader, ein Kapitän. Ich hatte so viel Erfolg. Und mindestens ebenso viel Misserfolg", sagt Kalt und gibt zu, dass die wohl größte Herausforderung seines Lebens die gewesen sei, mit Mitte 40 und als Vater von vier Kindern seinen Traumjob beim KAC verloren zu haben. Wie er mit dem Scheitern umgegangen ist? "Ich durfte davon profitieren, im Sport so oft gescheitert zu sein. Fehler sind mir Hunderte, nein, Tausende Male passiert. Also habe ich einen lockeren Zugang und weiß, dass das Wichtigste ist, nicht aufzugeben und sich jedes Mal ein bisschen zu verbessern." Er habe gelernt, dass es unerlässlich sei, sich immer wieder neu herauszufordern. Das helfe ihm, ein Gefühl für Neues zu bekommen - und Situationen erfolgreich zu meistern. "Scheitern ist Teil des Prozesses und nichts Negatives", fasst Kalt zusammen. "Ein großer Fan des Verlierens bin ich aber trotzdem nicht", fügt er lachend hinzu.
Diese Überzeugungen gibt er in Seminaren, Workshops und bei Veranstaltungen weiter. Er rät dazu, Neues auszuprobieren, sich auf Ungewohntes einzulassen. So habe auch er den Umstieg in eine völlig neue Branche geschafft. Wobei: "Ich mache in meinem Job nichts anders als zuvor im Sport - nur vor einem anderen Publikum eben. Mein Talent und meine Leidenschaft sind, anderen zu helfen, besser zu werden. In unterschiedlichen Rollen helfe ich Menschen durch Krisen." Er habe seit seinem Ausstieg beim KAC 2018 gemerkt, dass seine Stärke sei, Dinge einfach auszuprobieren. "Andere haben irrsinnig viel Angst, sich zu blamieren, wenn etwas nicht gleich gelingt. Sie fürchten, ihren Ruf zu verlieren. Dabei ist es ein riesiger Vorteil, sich etwas zu trauen. Das vergrößert den Abstand zu denen, die zögern und nichts wagen."
Teamwork, Disziplin, Ausdauer und Klarheit sind die Bausteine für Erfolge
Auf der Bühne des Zukunfts.Symposiums betont der Klagenfurter, dass es öfters im Leben Zeit für einen Neustart sei. Wenn er an seinen Start als Eishockeyspieler denkt, dann sagt er, dass er weder der Größte noch der Talentierteste oder Schnellste gewesen sei. "Aber ich hatte den Willen und die Disziplin, jeden Tag besser zu werden." Führungskräften, Jungunternehmern und anderen Wissbegierigen empfiehlt er, diese Einstellung "in den dunkelsten Stunden des Berufs- und Privatlebens" anzuwenden. Dieter Kalt ist davon überzeugt, dass die wichtigste Form von Leadership jene sich selbst gegenüber sei. "Ich bin mir dessen bewusst, dass ich niemand auffallend Besonderes bin. Das erdet. Ich habe so viele Stars erlebt, die Menschen wie du und ich sind - und ich erkannte, dass sie auf Instagram immer etwas toller aussehen, als sie im Endeffekt sind."
Kalt lädt dazu ein, im Job auf die Bausteine Teamwork, Disziplin, Ausdauer und Klarheit zu setzen. So habe er Erfolge feiern können, "die wirklich nicht gottgegeben waren". Er bezeichnet es als Vorteil, dass jede bzw. jeder selbst für das eigene Glück verantwortlich sei. "Es gibt jeden Tag Dinge, die wir selbst beeinflussen können", gibt der Motivationsredner zu bedenken. Dabei seien kleine Schritte ebenso wichtig wie die großen. Sobald bei einem Projekt klar sei, worauf der Fokus zu legen ist, kann die Reise losgehen, sagt er. Wer Dieter Kalt imponiert? "Das sind Menschen, die als Leuchttürme wirken, indem sie anderen zeigen, dass gemeinsam einfach alles besser geht."