Staus und Schichtdienst. Schlecht ausgestattete Autobahnraststätten und Übernachten im Lkw. Dieses Bild haben viele Jobsuchende im Kopf, wenn es um den Beruf Lkw-Fahrer geht. Zum Teil trifft die Vorstellung zu, zum Teil aber nicht mehr. Die Transportbranche sucht auch in Salzburg laufend Fahrer, findet sie aber schwer. In den kommenden Jahren gehen viele Fahrer in Pension. Wer soll dann Lebensmittel, Möbel, Rohstoffe und vieles mehr von A nach B liefern? Wie das Beispiel Großbritannien derzeit zeigt, stehen schnell ganze Wirtschaftsbereiche still, wenn es zu wenige Lkw-Fahrer gibt. In Salzburg soll es jetzt - teilweise - das Arbeitsmarktservice (AMS) richten.
Arbeitsmarktservice fördert Beruf "Kraftfahrer"
Interessierte können neuerdings den Lkw-Führerschein und die Berufskraftfahrerausbildung kostenlos machen. Wer am AMS arbeitsuchend gemeldet ist und eine fixe Einstellungszusage eines Salzburger Unternehmens hat, kommt dafür infrage. Die Grundlage ist ein Förderprogramm von AMS und Wirtschaftskammer Salzburg (WKS). Das Angebot gibt es nicht nur in Salzburg, sondern auch in weiteren Bundesländern, etwa in Wien und Niederösterreich.
500 bis 600 Lkw-Fahrer werden in den nächsten Jahren gebraucht
"In den kommenden Jahren werden mindestens 500 bis 600 Lkw-Fahrer fehlen, wenn wir nicht gegensteuern", begründet die WKS die Förderung aus Steuergeld. Einer der Gründe für den drohenden Fahrermangel liege in der Altersstruktur der Fahrer, sagt Patrick Friedrich, Geschäftsführer der WKS-Sparte Transport und Verkehr: "Rund 70 Prozent der Fahrer in Salzburg sind zwischen 45 und 60 Jahre alt. In ein paar Jahren haben wir ein Problem, wenn jetzt nicht viele neue nachkommen." "Die neue Förderung hilft uns sehr", sagt Friedrich. Die Förderung mache es viel attraktiver, den Lkw-Schein bzw. die Berufskraftfahrerprüfung zu machen. Bisher legten angehende Fahrer dafür rund 2500 Euro hin - wenn sie sich überhaupt für den Beruf entschieden. "Einige Betriebe übernahmen die Kosten schon. Die neu ausgebildeten Fahrer mussten sich dann aber dazu verpflichten, eine bestimmte Zeit im Betrieb zu bleiben. Diese Verpflichtung fällt jetzt weg", beschreibt Friedrich einen großen Vorteil. Alle Probleme lösen wird der Gratis-Führerschein nicht. Vor allem mit dem Image des Lkw-Fahrens haben Unternehmer zu kämpfen. Friedrich: "Man denkt sofort an Staus und schlechte Rastplätze. Die Rastplätze müssen wirklich verbessert werden. Wir deponieren das laufend bei der Asfinag und sind da dran." Er meine aber, für die Salzburger Unternehmen sagen zu können: "Das Image des Berufs ist schlechter, als die Arbeit in Wirklichkeit ist."

Was sich in den vergangenen Jahren geändert habe, seien beispielsweise familienfreundlichere Arbeitszeiten, sagt Johannes Haberl, Fachgruppenobmann Salzburger Güterbeförderer. Das mache den Beruf auch für Frauen attraktiv - wie auch die technischen Hilfsmittel, durch die kaum mehr körperliche Arbeit beim Be- und Entladen nötig sei. Etliche Salzburger Transportbetriebe gäben ihren Fahrern jeden dritten oder vierten Freitag frei, um Zeit für die Familie zu haben. In seinem Betrieb Haberl Logistik in Berndorf fahren die 14 Männer großteils national. Man schaue darauf, dass sie täglich heimkämen und zwischen sechs und 18 Uhr arbeiteten. Jungväter könnten öfters freitags schon um 15 Uhr nach Hause fahren. Junge Fahrer achten laut Haberl auf ihre Work-Life-Balance. Die älteren Fahrer hätten früher richtig hart gearbeitet - weshalb viele mit 62 in Pension gingen. Auch in seinem Betrieb geht gerade ein 62-jähriger Fahrer in Pension. "Die Stelle nachzubesetzen wird schwierig werden. Jedenfalls schreibe ich sie am AMS aus und appelliere an unsere Unternehmer, auch ihre Stellen zu melden", sagt Haberl. Das tun viele Transportunternehmer nicht. Hinter vorgehaltener Hand spricht man von schlechten Erfahrungen mit vermittelten AMS-Klienten, die an (dieser) Arbeit kein Interesse gehabt hätten.
Um- und Einsteiger als Berufskratfahrer gesucht
"Derzeit gibt es 124 offene Stellen für Lkw-Fahrer, im gesamten Bereich inklusive Fernlastfahrern, Kraftfahrern und anderen sind es 160", sagt AMS-Salzburg-Pressesprecher Stefan Tschandl. Nur knapp 50 Personen sind am AMS arbeitslos gemeldet und haben den Wunsch, als Lkw-Lenker oder -Lenkerin zu arbeiten. Auch passe nicht jede Stelle für jeden, betont Tschandl. Einschränkungen gebe es einerseits gesundheitlicher Natur, aber auch je nach Aufgabe, Dienstzeiten, Unternehmensstandort.
Mit der neuen Förderung hofft man auf Interessierte, die tatsächlich in der Branche arbeiten wollen. Güterbeförderer-Obmann Haberl: "Wir suchen speziell Leute, die umsteigen wollen. Auch Ältere, sie können bis zu 2500 Euro netto verdienen." Im Vorjahr gab es in Österreich nur 33 Berufskraftfahrer-Lehrlinge. Problematisch ist aus WKS-Sicht, dass Jugendliche erst mit 18 den Lkw-Führerschein machen dürfen. Bis dahin arbeiten sie in der Werkstatt oder im Büro und haben mit dem eigentlichen Beruf nicht viel zu tun. Neben Umsteigern will die Branche Berufseinsteiger ansprechen. Johannes Haberl weist auf das Einkommen hin: "Wo sonst kriegt ein 20-Jähriger inklusive Diäten 2200 Euro netto?"