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Wer ist im Betrieb für die Covid-19-Problematik zuständig?

Die Corona Pandemie beschäftigt vor allem auch Unternehmen. Pandemiebeauftragte helfen, Ansteckungen vorzubeugen, und entwickeln Notfallpläne.

Die Mitarbeiter des Medizinproduktelieferanten Arjo befolgen strenge Hygieneregeln. Der Geschäftsführer absolviert den neuen TÜV-Kurs zum Pandemiebeauftragten.
Die Mitarbeiter des Medizinproduktelieferanten Arjo befolgen strenge Hygieneregeln. Der Geschäftsführer absolviert den neuen TÜV-Kurs zum Pandemiebeauftragten.
Bei weniger als 1,8 Metern Abstand zwischen Mitarbeitern schreibt TE Connectivity Masken vor.
Bei weniger als 1,8 Metern Abstand zwischen Mitarbeitern schreibt TE Connectivity Masken vor.

Um acht Uhr morgens ist Covid-19-Videokonferenz, und das an jedem Werktag. Rund eine Viertelstunde lang besprechen HR-Leiterin Nina Fietz, der Werksleiter, die Betriebsräte und der Manager für Umwelt, Gesundheit und Sicherheit (EHS) von TE Connectivity die Lage. Morgen für Morgen überprüfen sie: Haben wir am Standort einen positiven Covid-19-Fall? Gibt es einen neuen Verdachtsfall? Wie kam es und wie ist man auf ihn gekommen? Das Prozedere wird täglich streng durchexerziert. Hinzu kommen strikte Hygienevorschriften und Abstandsregeln. Das führende Technologieunternehmen für Verbindungs- und Sensorlösungen mit 150 Standorten weltweit will Produktionsausfälle unbedingt vermeiden. Nina Fietz übernahm kurz nach Pandemieausbruch im Mai 2020 die HR-Leitung am TE-Standort Waidhofen an der Thaya mit rund 400 Mitarbeitenden. Sie ist von dem Konzept überzeugt: "An anderen TE-Standorten mussten Werke schließen. Bei uns in Waidhofen hatten wir noch keinen positiven Fall. Sollte es einen geben, wollen wir mit unseren Maßnahmen verhindern, dass die Person weitere Kollegen ansteckt."

Strenge Regeln am Arbeitsplatz

Obwohl die Mitarbeitenden die Vorgaben mittrügen, mache sich immer wieder eine gewisse Müdigkeit breit, so Fietz. Im wöchentlichen Onlinemeeting mit allen Führungskräften wird daher auch die Stimmung in der Belegschaft abgefragt und die Vorbildwirkung eingemahnt. Fietz: "Am Gang sollen Führungskräfte die Maske tragen. Wenn Mitarbeiter zu eng beieinander stehen, sollen sie diese darauf ansprechen." Es gehe um die Gesundheit des Einzelnen und der ganzen Belegschaft. Die Regeln sind streng: Mitarbeiter müssen Maske tragen, wenn sie sich näher als 1,8 Meter kommen. Viele bleiben im Homeoffice. Die Vorsorge- und Aktionspläne hat das Unternehmen in einem Pandemiehandbuch zusammengefasst.

Neu: zertifizierte Pandemiebeauftragte

Wer sich oder seine Mitarbeiter fundiert zum Pandemie-Beauftragten ausbilden lassen will, kann dies ab September beim TÜV Austria tun. Einer, der die neue Ausbildung zum "zertifizierten Pandemiebeauftragten TÜV" absolvieren wird, ist Torsten van Steelandt, Geschäftsführer des Medizinproduktelieferanten Arjo Austria GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Malmö und international rund 6000 Mitarbeitern (120 in Wien) hatte schon bisher strenge Hygienerichtlinien. Durch Covid-19 wurden diese nochmals verschärft. Der Geschäftsführer schildert: "Bei den Hygieneschulungen erklären wir unseren Mitarbeitern, wie sie sich beim Kunden verhalten, und vor allem, welche Schutzausrüstung sie jetzt tragen müssen."

Drei Tage lang wird van Steelandt im ABC Abwehrzentrum in Korneuburg von Profis lernen. Dass er teilnimmt, liegt für ihn auf der Hand: "Unser Unternehmen versorgt Kliniken und Pflegeeinrichtungen mit Therapiesystemen und einem umfassenden Service. Wir haben diese systemrelevanten Einrichtungen auch in einer Krisensituation voll zu versorgen." Fachliches Know-how schütze Kunden und Mitarbeiter und gebe Sicherheit. "Die Situation der letzten Monate hat uns gefordert und gezeigt, dass wir noch viel lernen müssen", so van Steelandt. Die Ausbildung biete darüber hinaus die Chance, sich untereinander auszutauschen.

In der dreitägigen Ausbildung lernen die Teilnehmenden, wie sie die Übertragung von Krankheitserregern vermeiden und im Krankheitsfall Sofortmaßnahmen in ihren Betrieben umsetzen können. "Wir wollen keine Angst machen", sagt der Geschäftsführer der TÜV Austria Academy, Christian Bayer. Zu Beginn der Pandemie seien etliche Betriebe völlig überfordert gewesen, wenn Mitarbeiter erkrankt seien. Bayer: "Während Einsatzorganisationen im Notfall sofort auf den Alarmmodus schalten, sind in vielen Betrieben mehrere Schrecktage vergangen, bis sie überhaupt reagiert haben."

Corona Prävention und Notfallkonzepte essenziell

Inzwischen erkennt man in immer mehr Geschäftsleitungen, dass Prävention und Notfallkonzepte unbedingt nötig sind, um Produktionsausfälle und die Erkrankung vieler Mitarbeiter zu vermeiden. "Jetzt fragen sich immer mehr Betriebe und Organisationen: Wen stellen wir dafür ab?", so Bayer. Sie bräuchten Klarheit, wie sie effektiv gegen Ansteckungen vorgehen könnten. Auch Netzwerke zu knüpfen sei sinnvoll. Diese können in Kursen wie dem des TÜV geknüpft werden - sei es zu Einsatzorganisationen oder zu Personalleitern, Hygiene- oder Sicherheitsbeauftragten anderer Unternehmen. Vieles dreht sich um die Frage: Was haben wir in den vergangenen sechs Monaten gelernt?

Wie sieht diese Ausbildung konkret aus?

Mit der Ausbildung will der TÜV jene erreichen, die strategisch gezielt vorbereitet sein wollen. Die Palette der Fragen reicht von: "Welches Reinigungsmittel und welches Desinfektionsmittel wirkt wo?" bis zu: "Wie bauen wir unsere Kantine um, damit möglichst wenige Personen miteinander in Kontakt kommen?". Im ABC Abwehrzentrum Korneuburg werden die Teilnehmer deshalb neben dem Unterricht auch Möbel rücken: Sie probieren aus, wie sie Tische oder Stühle strategisch klug platzieren. Neben all der Strategie und dem Netzwerken will man laut Bayer die Ausbildungsteilnehmer vor allem eines spüren lassen: Sie haben eine wichtige Funktion im Unternehmen und sind für andere im Einsatz.

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