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Kopfkino in der Krisenzeit - Tipps einer Salzburger Mentaltrainerin

Wie umgehen mit der Isolation im Homeoffice oder im leeren Büro? Eine Salzburger Mentaltrainerin erklärt, wie wir trotz Covid-19-Isolation in Verbindung bleiben.

Mit den Arbeitskolleginnen und -kollegen in Verbindung bleiben.
Mit den Arbeitskolleginnen und -kollegen in Verbindung bleiben.

Am Montagmorgen der Kollegin vom Wochenendausflug erzählen. Beim Kaffeeautomaten mit den Kollegen über das gelungene Projekt reden. Was vor Ausbruch der Covid-19-Krise den Arbeitsalltag aufgelockert hat und Arbeitnehmer motiviert hat, ist seit einem Monat weg. Neben Hunderttausenden Krisen-Gekündigten sind auch unzählige Erwerbstätige im Homeoffice und die wenigen in verwaisten Büros Tätigen vor allem eines: isoliert. Diese soziale Isolation ist schnell deprimierend.

In Verbindung bleiben

Eine Isolationsmüdigkeit sei zwar noch nicht vorhanden, berichtete diese Woche das digitale Marktforschungsinstitut Marketagent.com. Die soziale Isolation bleibe aber der größte Wermutstropfen der krisenbedingten Einschränkungen. Zwei Drittel der eben von Marketagent.com Befragten stört es am meisten, sich von Familie und Freunden fernhalten zu müssen. Wie wichtig ihnen der persönliche Kontakt am Arbeitsplatz ist, merken viele Arbeitnehmer erst jetzt so richtig. Mit den Kolleginnen und Kollegen zumindest ein Stück weit in Verbindung zu bleiben ist daher jetzt zentral.

Videokonferenzen sind eine Möglichkeit, eine gewisse Nähe herzustellen. Die Salzburger Mentaltrainerin Tanja Peherstorfer rät darüber hinaus zu Verbundenheitspinnwänden. "Im Büro ist das eine Pinnwand, die Kaffeeecke oder ein Stehtisch. An diesem Dreh- und Angelpunkt wird der Teamgeist gepflegt. Dort hinterlässt man positive Nachrichten, Sprüche, Fotos, Ideen oder Anliegen", so Peherstorfer. Infrage kommt alles, was man mit dem Team gern teilen möchte - und sei es ein Kuchenrezept. In Zeiten von Homeoffice könnte das Team eine virtuelle Pinnwand bespielen. Impulse der Team-Pinnwand können in virtuellen Onlinemeetings angesprochen werden. Gerade in Unternehmen, die auch sonst räumlich oder zeitlich distanziert arbeiten, hat sich diese Methode bewährt, um bewusst mehr Nähe und Miteinander zu schaffen. Was noch helfe, sei, die kleinen, belanglosen Nettigkeiten des normalen Büroalltags aufrechtzuerhalten, so Peherstorfer. So mache es dem Kollegen mehr Freude, als man denke, wenn man ihm an seinen Computer ein "Danke"-Post-it klebe - auch wenn er dies erst sieht, sobald "sein" Bürotag an der Reihe ist.

Kopfkino selbst steuern

Besonderen Stellenwert bekommt in der herrschenden Krise, was uns meistens gar nicht bewusst ist: Unser "Kopfkino". "Das Drehbuch dafür sollten wir gerade jetzt bewusst selbst schreiben", meint die Mentaltrainerin. Dies zu tun trägt erwiesenermaßen zur eigenen Gesundheit bei. "An einem schlechten Tag produziert der Mensch bis zu 60.000 negative Gedanken", so Peherstorfer. Negative Gedanken versetzen den Körper in einen Stressmodus, der auf längere Sicht krank macht. Positive Gedanken und Bilder dagegen entspannen sowohl den Geist als auch den Körper. Peherstorfer: "80 Prozent unserer Realität sind durch unsere inneren Bilder gespeist. Diese Bilder treiben unser Handeln an." Damit sie besser im Gedächtnis hängen bleiben und in schwierigen Zeiten prompt abrufbar sind, sind kleine Übungen zielführend. Für Interessierte, die ihr eigenes Drehbuch selbst schreiben wollen, hat die Mentaltrainerin einige Tipps
parat.

Atmen und Gehen. Ruhiges, tiefes Atmen oder langsames Gehen sind bewährte Mittel, seinen eigenen Takt wiederzufinden.

Stopp zu negativen Gedanken: Das Gedankenkarussell verlassen. Immerhin wiederholen sich 90 Prozent der Gedanken. Hilfreich ist ein innerliches Stoppschild - oder ein papierenes Stoppzeichen am Lenkrad, am Badspiegel oder am Computer.

"Ich will pünktlich sein": Negative Gedanken durch positive ersetzen. Statt: "Ich will nicht zu spät kommen", besser denken: "Ich will pünktlich sein."

Schöne Momente abspeichern. Schöne Momente bewusst erleben, ein gutes Körpergefühl dabei abspeichern und abrufen, wenn man es braucht. Das kann momentan der Spaziergang bei Sonnenschein und Vogelgezwitscher sein; das erfolgreiche Bewerbungsgespräch, an dessen Ende man sich richtig gut gefühlt hat, oder Glücksmomente, die man in ein Notizbuch aufschreibt.

Sagen, wenn man glücklich ist: "Nur selten bringen wir unser Glück zum Ausdruck. Wir sollten viel öfter in unseren Alltag integrieren uns zu freuen, stolz auf uns zu sein und glücklich zu sein", rät Peherstorfer.


Im Homeoffice helfen kleine Rituale, um den Arbeitstag gut zu beginnen. Das kann ein Extratisch im Nebenraum sein, an dem man jeden Morgen eine Affirmation in einen Block schreibt oder stattdessen ein kleines Bild zeichnet. "Ich bleibe verbunden" oder "Ich gehe mit Leichtigkeit durch den Tag" kann es beispielsweise heißen. Vielleicht tut auch eine extra Tasse Kaffee oder ein besonderes Frühstück gut. Nach dem Motto: "Es ist ein besonderer Arbeitsalltag. Darum starte ich besonders in den Tag."