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Was Nelson Mandela tun würde

In der südafrikanischen Lebensphilosophie Ubuntu steht Menschlichkeit im Zentrum. Nelson Mandela führte erfolgreich nach diesem Prinzip. Im Job lassen sich damit Konflikte lösen.

Im besten Fall endet die Schlichtung eines Konflikts in Einstimmigkeit.
Im besten Fall endet die Schlichtung eines Konflikts in Einstimmigkeit.

Der Anlass scheint oft klein und nichtig. Doch schon entsteht ein Konflikt. Wer macht was bei einem Arbeitsauftrag? Ist diese Frage nicht klar beantwortet, gibt es rasch Unstimmigkeiten zwischen Arbeitskolleginnen bzw. -kollegen. Schätzt die Chefin meine Arbeit überhaupt? Zeigt die Chefetage kaum Wertschätzung, fühlen sich Mitarbeitende schnell missverstanden. Auch unklare Verantwortlichkeiten schüren Konflikte.

Streitschlichtungsverfahren Indaba

Es gibt eine Reihe solcher kleiner Konflikte, die die Gemeinschaft beeinträchtigen und die Produktivität in Unternehmen bremsen. In vielen afrikanischen Ländern greift man in diesen Fällen zum Streitschlichtungsverfahren Indaba. Von diesem könnten sich Führungskräfte in Europa einiges abschauen, meint Daniela Molzbichler. Die Konfliktlösungsspezialistin und Fachbereichsleiterin am Studiengang Soziale Arbeit der FH Salzburg beschreibt das Prinzip so: "Bei dem Verfahren sucht man gemeinsam für alle Beteiligten einen gangbaren Weg aus dem Streit. Dabei werden beispielsweise keine Ultimata über Dritte ausgerichtet, sondern zunächst die ,roten Linien' an einem runden Tisch klar benannt." Indem man gemeinsam abwäge, finde man zu einem Konsens, der von allen getragen werden könne, so Molzbichler. Um mit einem Gegner Frieden zu schließen, müsse man mit ihm zusammenarbeiten - das habe schon Nelson Mandela eindrucksvoll demonstriert. Was das afrikanische Streitschlichtungsverfahren den Unternehmen bringt, erklärt Molzbichler mit der Wirkungsdauer: "Vereinbarungen, die auf solche Weise umgesetzt werden, sind länger anhaltend."

Lebensphilosophie Ubuntu

Mitarbeitende seien in Unternehmen der wichtigste Faktor, betont auch Martin Sturmer, Unternehmensberater und Geschäftsführer des Afro-Asiatischen Instituts Salzburg. "Einer der allergrößten Motivationsfaktoren in der Arbeit ist ein gutes Verhältnis zu den Kolleginnen und Kollegen. In vielen Unternehmen verbringen Menschen ihre Arbeitszeit allerdings isoliert vor dem Bildschirm, statt jemanden persönlich zu treffen", so Sturmer. Auch was den persönlichen Umgang im Job angehe, könnten Betriebe von Südafrika lernen. Sturmer spricht dabei die dortige Lebensphilosophie Ubuntu an, die übersetzt "Menschlichkeit" bedeutet und im Alltag vieler Afrikaner hohen Stellenwert hat. Zu den bekanntesten Persönlichkeiten, die nach der Lebensphilosophie lebten und handelten, zählt Nelson Mandela. Der Friedensnobelpreisträger von 1993 sorgte für einen versöhnlichen Übergang vom grausamen Apartheid-Regime zur demokratischen Nation Südafrika. Nelson Mandela war schon zu Lebzeiten ein Idol für viele Entscheidungsträger. Was ihm Führungskräfte gleichmachen können, wurzelt in der Ubuntu-Philosophie. In dieser geht es vor allem um die Verbundenheit aller Menschen. Auf Unternehmen heruntergebrochen bedeutet das: Man bekennt sich zu einer gemeinsamen Mission und zu Werten wie Respekt, Vertrauen und Empathie. "Dann zieht das Team an einem Strang. Sobald diese positive Energie freigesetzt wird, wächst die Produktivität deutlich", sagt Sturmer. Er zitiert dafür das afrikanische Sprichwort "Ein Finger zerdrückt keine Laus". Viele Managerinnen und Manager versäumten es, dem Team die Unternehmensstrategie, den Sinn ihrer Arbeit zu vermitteln. Bei Ubuntu müsse jeder die Mission und die Vision des Betriebs kennen und sich damit identifizieren können. Ein zentraler Gedanke der Philosophie sei, dass Führungskräfte sich wie Vorbilder verhalten. Diese dürften etwa nicht Privilegien beanspruchen, die für das Team nicht gälten.

Nähere Informationen und Anmeldung:

Daniela Molzbichler und Martin Sturmer halten am 16. 10. 2020 im Afro-Asiatischen Institut in Salzburg das Seminar "Ubuntu: Führen wie Mandela".
Anmeldung: office@aai-salzburg.at