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Studie zum Frauenmangel in der IT-Branche

Der Fachkräftemangel in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen ist weitläufig bekannt, doch: Warum schlagen junge Frauen eigentlich selten einen MINT-Bildungsweg ein?

Wo sind die Frauen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik?
Wo sind die Frauen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik?

Nur 16 Prozent in der MINT-Branche sind weiblich", sagt Katharina Wohlrab, Geschäftsführerin von Tech4-Girls, zum vorherrschenden Frauenmangel in der IT-Branche.

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik - das sind die Sparten, die unter dem Kürzel "MINT" bekannt sind. Trotz vorhandenen Interesses entscheiden sich dennoch viele junge Frauen gegen einen solchen Bildungsweg.

Diesem Thema hat sich auch eine neue Studie der IU Internationalen Hochschule mit Hauptsitz in Erfurt gewidmet und rund 800 Schülerinnen in Deutschland befragt. Ziel von "MINT-Bildung. Was junge Frauen darüber denken" war es herauszufinden, wie groß das Interesse an MINT-Studienfächern und -Ausbildungen in der Realität ist.

Welche Faktoren halten junge Damen von einem Bildungsweg in der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft oder Technik ab? Und welche begünstigen eine solche Studien- oder Berufswahl?

Unterricht, Finanzen und Co.
Laut Wohlrab herrschen beispielsweise unter anderem noch starke Genderstereotypen vor. Geht man nach der Studie, haben 70 Prozent der befragten Schülerinnen zwar ein persönliches Interesse an MINT-Themen, dennoch halten sie diverse Bedenken davon ab, ein ebensolches Studium oder eine Ausbildung zu starten. Über 44 Prozent gaben an, dass ihnen der MINT-Bereich zu schwierig sei und sie die technischen Themen überforderten. Außerdem meinten viele der Befragten, dass ihnen das Vorwissen und die Fähigkeiten für spezielle naturwissenschaftliche und technische Fächer fehlten. Im Bereich Technik betrachten sich nur 14 Prozent als ausreichend vorbereitet, wenn es um IT geht, gilt das für 16 Prozent. Eine Ausnahme stellt hier die Biologie dar - über 40 Prozent finden, dass sie hier über genügend Vorwissen verfügen, um sich weiterführend mit dem Thema zu beschäftigen.

Es stellt sich die Frage, was die grundlegenden Ausgangspunkte sind, dass MINT-Fächer bei Schülerinnen nicht ganz vorn stehen. Die Lehrpläne in der Schule werden von den meisten als wenig motivierend empfunden, die Inhalte seien generell oft trocken und langweilig. Mehr als ein Drittel der Interviewten findet diese zu kompliziert, 42 Prozent sagten, dass die Lehrerinnen und Lehrer die Inhalte auf langweilige Art und Weise vermittelten.

Auch die Finanzen sind nicht unerheblich, wenn es um ein Studium im MINT-Bereich geht. Ein Viertel der Schülerinnen gab an, dass ein MINT-Studium zu teuer sei, da sie wegen des hohen Aufwands keinen Nebenjob ausüben könnten. Hingegen spielen die Meinungen des Umfelds nur eine untergeordnete Rolle: Lediglich 16 Prozent machen sich Gedanken darüber, was die Freundinnen und Freunde über die Studienwahl denken könnten. Die Ansichten der Eltern sind für die wenigsten relevant.

Wie schauen die Lösungsansätze aus?
Wo muss angesetzt werden, um junge Frauen für MINT-Fächer zu begeistern? "Frauen entscheiden sich seltener als Männer für MINT-Studienfächer oder -Ausbildungen. Um etwas dagegen zu tun, muss man früh in der Schule ansetzen - etwa durch gendersensiblen Unterricht, der Mädchen und Jungen gleichermaßen anspricht", sagt Alexandra Wuttig, Kanzlerin der IU Internationalen Hochschule. Die wenigsten Mädchen kennen selbst Frauen, die in MINT-Fächern tätig sind. "Vor allem braucht es dringend mehr weibliche Vorbilder aus dem MINT-Bereich, die jungen Frauen Mut machen. Denn Vorbilder im direkten Lebensumfeld, wie Lehrerinnen und Familienmitglieder, aber auch aus der Wirtschaft haben großen Einfluss auf die spätere Studien- und Berufswahl", so Wuttig.

Doch nicht nur Vorbilder würden bei dieser Problematik Abhilfe schaffen, vielmehr geht es um "handfeste" Rahmenbedingungen, wie Wohlrab konstatiert: "Faire Bezahlung, attraktive Arbeitsplätze, Möglichkeiten für Kinderbetreuung und Teilzeitanstellungen sind der Anfang." Um in der IT-Branche mehr Diversität in Unternehmen zu bringen, muss zudem früh in die App-Entwicklerinnen und IT-Expertinnen von morgen investiert werden. "Kindern und vor allem jungen Mädchen sollen spielerisch technische Berufe nähergebracht werden", so die Medieninformatikerin. "Durch das Basteln von Armbändern beispielsweise oder durch Staffelläufe kann den Kleinen Codingsprache beigebracht werden."

Dem Frauenmangel in den MINT-Bereichen entgegenwirken könnten laut Internationaler Hochschule zudem Orientierungsangebote für die Berufs- oder Studienwahl: 65 Prozent der Schülerinnen, die bereits Praktika absolviert oder in den Ferien gearbeitet haben, finden das nützlich. Ebenso beliebt sind Gespräche mit Freundinnen, Familie oder Mentorinnen, gefolgt von Info-Events, Jobmessen und Thementagen. Digitale Info-Kanäle (wie etwa Instagram, TikTok oder firmeneigene Webseiten) werden ebenfalls gleichermaßen gern zurate gezogen.