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Führungskraft in Teilzeit kann funktionieren

Um ihre Kinder zu betreuen, reduzieren zunehmend mehr junge Eltern ihre Arbeitszeit. Teilzeit und Jobsharing funktionieren auch für Führungskräfte, zeigen Beispiele aus Salzburg.

Controller Wolfgang Schmalzer.
Controller Wolfgang Schmalzer.

Führungsposition oder Familiengründung? Früher gab es zumindest für die meisten Frauen nur entweder/oder, doch schön langsam wird das anders. Zwar ziehen noch viele Unternehmen nicht in Betracht, ihre Führungskräfte Teilzeit arbeiten zu lassen, doch andere tun es bereits, und das erfolgreich. Profitieren doch beide Seiten, wie Beispiele aus Salzburg zeigen.

Grundvoraussetzung ist Vertrauen

"Man ist motivierter. Es ist super, wenn Führungskräfte auch in Teilzeit arbeiten können", unterstreicht Wolfgang Schmalzer. Er ist Vater von drei Kindern im Alter von neun, sechs und drei Jahren und Leiter des Controllings am Standort Salzburg des global agierenden Tee-Unternehmens Teekanne. Schmalzer hat vor neun Jahren von Vollzeit auf 31 Stunden Arbeitszeit reduziert. Grund dafür war seine Frau. "Sie hatte eine Führungsposition und wollte nach der Karenz wieder dorthin zurückkommen. Also haben wir beide unsere Arbeitszeit auf 80 Prozent reduziert", so der Controller. Schmalzer geht ein bis zwei Mal pro Woche um 14 Uhr heim und holt die Kinder von Kindergarten und Schule ab. Er koordiniert seine Termine mit jenen seiner Frau. In der Arbeit hat sich nur manches geändert. Da eine Kollegin ihre Arbeitszeit erhöhen wollte, konnte Schmalzer seine reduzieren. "Die Grundvoraussetzung ist Vertrauen in die Mitarbeitenden. Manche meiner Termine nehmen jetzt meine Kolleginnen wahr, das geht bis hin zu Budgetabstimmungen." Die drei Controlling-Kolleginnen sähen dies als Wertschätzung. In anderen Firmen sei man noch nicht so flexibel bei den Führungskräften, höre er oft. Dabei wollten auch andere Väter mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und ihren Partnerinnen ermöglichen, sich auf ihre Karriere zu konzentrieren.

Gleichberechtigte Kinderbetreuung

Im Managementteam mit direkter Berichtslinie an die Geschäftsleitung zählt man bei Teekanne 40 Prozent Frauen. Eine davon ist Sandra Hertl, Leiterin des Strategie- und Projektmanagements und in Teilzeit mit 26 Stunden. Die Position wurde geschaffen, damit strategisch wichtige Projekte besser betreut werden. "Als ich nach Babykarenz und Bildungskarenz ins Unternehmen zurückkam, war diese neue Stelle für mich ideal", sagt die Mutter von zwei Kindern im Alter von sieben und vier Jahren. Ihr Ehemann, ein selbstständiger Anwalt, und sie hätten ein gleichberechtigtes Verständnis von Kinderbetreuung. Auch er arbeite zwischendurch weniger und übernehme Kindertermine. Corona und Homeoffice haben Hertls Arbeit flexibler gemacht. Sie könnte aufstocken, schätzt aber die Teilzeit: "Gewisse Stunden mit meinen Kindern zur Tageszeit verbringen zu können, empfinde ich als großes Privileg", so Hertl. Um die fehlenden Pensionsbeiträge auf ihrem Pensionskonto auszugleichen, hätten ihr Mann und sie sich für eine gemeinsame private Pensionsveranlagung entschieden.

Flexible Kinderbetreuung wichtig

Auf Familienzeit und Führungsposition fiel die Wahl auch bei Kathrin Shepherd und Manuela Schöpfer. Sie teilen sich die Leitung der Abteilung Werbung und Kommunikation bei dm-Drogeriemarkt Österreich mit Sitz in Wals-Siezenheim. Beide arbeiten Teilzeit und sind jeden Tag bis 15 Uhr für Termine verfügbar. "Wir können aber auch bei ganztägigen Terminen mitarbeiten, wenn dies notwendig ist. Dafür braucht es dann die Väter, Omas und Kindergärten", schildert Shepherd. Ihre Kinder sind fünf Jahre und ein Jahr alt, ihr Ehemann arbeitet Vollzeit - wie auch Schöpfers Mann. Die Mutter eines vierjährigen Kindes betont die nötige Agilität beim Jobsharing: "An strategisch wichtigen Themen arbeiten wir gemeinsam, inhaltliche Schwerpunkte teilen wir uns temporär auf. Wir gehen agil vor, je nachdem, was von Kundenseite erforderlich ist." Die beiden hielten sich ständig gegenseitig auf dem Laufenden. So mache es für die Kolleginnen und Kollegen keinen Unterschied, wen sie anriefen.

Bessere Resultate durch konstant engen Austausch

Zu Beginn hätten sie intensiv überlegt, was ihnen in der Führung wichtig sei. Shepherd ergänzt, die Art und Weise zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten habe sich dadurch in ihrer Abteilung sehr optimiert - was auch die Vollzeitmitarbeitenden schätzten. "Positiv am Jobsharing ist, dass wir durch den konstanten engen Austausch zu besseren Resultaten kommen. Dabei müssen wir uns nicht immer einig sein", so die Werbeleiterin. Die Möglichkeit, sich einen Job zu teilen, bereichere Unternehmen ungemein, unterstreicht Manuela Schöpfer. Das Unternehmen sei dadurch attraktiv für viele Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen und in verschiedenen Lebensphasen. Viele Studien belegten die positive Wirkung von Diversität in Teams auf Innovation und Kundenorientierung. Denselben positiven Effekt erzielten ihrer Ansicht nach auch mehr "Jobtandems" an Führungspositionen. Bestimmte Lebensumstände erforderten Flexibilität, nicht nur für Kinderbetreuung, sondern auch für Weiterbildung, persönliche Auszeiten oder die Pflege Angehöriger.