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Frauenquote: In der Start-up-Welt sind Frauen selten

Warum trifft man in der Start-up-Szene seltener Gründerinnen als Gründer an? Neben der Familiengründung spielt das Selbstbewusstsein eine große Rolle.

Erst knapp ein Drittel der Start-ups hat eine Frau im Gründungsteam.
Erst knapp ein Drittel der Start-ups hat eine Frau im Gründungsteam.

Bei Netzwerkveranstaltungen und Finanzierungsrunden der Internetgründerszene trifft man Frauen eher selten an, obwohl die Start-up-Szene boomt. Oft sind Frauen eher Mitarbeiterinnen als Gründerinnen.

Diese Entwicklung stellt der Austrian Startup Monitor dar. Ihm zufolge hat nicht einmal ein Drittel der österreichischen Start-ups eine Frau im Gründungsteam. Interessieren sich Frauen nicht für Entrepreneurship? Mit dieser Frage setzt sich WU-Universitätsprofessor Nikolaus Franke auseinander. Der akademische Leiter des Instituts für Entrepreneurship & Innovation hat sich erfolgreiche Beispiele aus dem MBA Alumni Netzwerk der WU Executive Academy angesehen. Diese zeigen, dass viele Vorurteile falsch sind, Start-up-interessierte Frauen aber dennoch vor speziellen Hürden stehen.

Familienplanung oder Karriere

Viele Untersuchungen belegen laut Franke, dass Frauen für Selbstständigkeit, Verantwortung und unternehmerische Freiheit die gleiche Faszination empfinden wie Männer. Aber nur Frauen können Kinder bekommen. Die Biologie ist einer der großen Hemmschuhe für Gründerinnen. "Nachdem die Möglichkeiten für eine potenzielle Mutterschaft zeitlich begrenzt sind, beeinflussen der Druck, eine Familie zu gründen und gesellschaftliche Erwartungen die Prioritätensetzung vieler Frauen", sagt dazu Mirela Pitu. Die Start-up-Gründerin der Kommunikationsagentur Pi2 in Bukarest und Executive-MBA-Bucharest-Alumna weist auf den Vorteil eines Angestelltenverhältnisses für den Fall einer Familiengründung hin. "Da gibt es Mutterschutz und Freistellungen. Ein Entrepreneur kann die Verantwortung für das Unternehmen dagegen nicht einfach abgeben oder unterbrechen. Er oder sie ist unersetzbar", so die Geschäftsfrau. Viele Frauen, die eigentlich interessiert seien, halte dieser Umstand von einer Selbstständigkeit ab.

Geschlechtsneutrale Eigenschaften sind wichtig

Dass Frauen und Männer dieselben Grundvoraussetzungen für eine Unternehmensgründung haben, betont auch Andrea Rinker. Die Gründerin des Boutique-Beratungsunternehmens Next Wave Management und Professional-MBA-Entrepreneurship-&-Innovation -Alumna meint: "Die wichtigsten Eigenschaften von Gründungsteams sind Erfahrung, Talent, Fähigkeiten sowie Vertrauen ineinander und gegenseitiger Respekt. Das sind alles Dinge, die nichts mit dem Geschlecht zu tun haben."
Was manche Frauen abschreckt, ist das Gründungsumfeld. "Die Kapitalseite ist männerdominiert", schildert Rinker. Frauen könnten hier frischen Wind hineinbringen, wovon die ganze Branche und vor allem Gründerinnen profitieren würden. Denn die Männerdominanz kann für Frauen tatsächlich ein Nachteil sein. Das ergab ein wissenschaftliches Projekt an Nikolaus Frankes Institut. "Unter Venture Capitalists bevorzugt bei gleicher Ideenqualität ein Mann eher ein Männerteam", präzisiert Franke.

Am besten ist ein gesundes Selbstbewusstsein

Die verschiedenen Zugänge zur Firmengründung erklären sich zum Teil aber auch durch Persönlichkeitsunterschiede. Am besten ist ein gesundes Selbstbewusstsein. Frauen scheinen stärker als Männer zu Selbstbeschränkung zu neigen. Mirela Pitu bestätigt diese Beobachtung und meint: "Manchmal muss man einfach an sich selbst glauben und so lange für etwas kämpfen, bis man es erreicht hat." Frauen hätten größere Zweifel, Männer überschätzten sich dagegen öfter, was mitunter zum Scheitern führe.

"Female Leaders"-Stipendien

Eine Gesellschaft profitiert in jedem Fall davon, wenn unternehmerische Frauen ihr Potenzial einlösen können. "Der Staat Rumänien stellt von Frauen gegründeten Unternehmen zweckgebundene Fördermittel zur Verfügung", schildert Oana Vaideanu, mehrfache Entrepreneurin und Executive-MBA-Bucharest-Alumna. In der Bundeshauptstadt Wien bietet die WU Executive Academy seit einigen Jahren spezielle "Female Leaders"-Stipendien. Sie dienen dazu, mehr Frauen ein MBA-Studium zu ermöglichen und mehr Frauen zum Gründen zu animieren.

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