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Das Hobby zum Beruf machen

Der Leidenschaft folgen. Ob Musizieren, Fotografieren oder Fitness: Mit Mut und Fantasie lassen sich neue Wege einschlagen.

Lisa Jungmann (r.) hat es geschafft: Das Fotografieren, ihr einstiges Hobby, ist nun ihr Beruf.
Lisa Jungmann (r.) hat es geschafft: Das Fotografieren, ihr einstiges Hobby, ist nun ihr Beruf.

Offen für Neues sein und sich ausprobieren: Das rät Christoph Schlick als Lebens- und Unternehmensberater sowie Gründer des Instituts Sinnzentrum Salzburg seinen Kunden. Denn wer eine wahre Leidenschaft für etwas hege, liege nie falsch damit, dieser auf den Grund zu gehen. "Womöglich könnte sich daraus der ganz persönliche Traumberuf entwickeln", sagt Schlick.

Wie lässt sich herausfinden, ob das Hobby zum Beruf taugt?

Schließlich könnte es einerseits sein, dass das einst geliebte Musizieren, Zeichnen oder Schreinern deutlich an Reiz verliert, sobald es zum Beruf und damit zur Verpflichtung geworden ist. Andererseits spielt auch der wirtschaftliche und finanzielle Faktor eine nicht unwesentliche Rolle. "Man sollte sich allerdings von Sorgen nicht zu sehr behindern lassen. Sich überlegen, ob man neue Wege gehen und der eigenen Passion folgen möchte, darf jeder immer", sagt Schlick. Spontan das Bisherige aufzugeben, davon rät Schlick ab. Vielmehr empfiehlt er, alle Möglichkeiten zu nutzen, die sich bieten, um in den angedachten neuen Karriereweg hineinzuschnuppern. Dafür kann ein Urlaub, ein Sabbatical oder eine Bildungskarenz dienen.

Fotografie - Die Leidenschaft beruflich ausüben

Lisa Jungmann hat sich dafür entschieden, ihre Leidenschaft zu ihrem Beruf zu machen: das Fotografieren. Bereits mit zwölf besaß die gebürtige Tirolerin eine eigene Kamera, absolvierte Kurse und Seminare und nutzte jede Gelegenheit, ihre fotografischen Fertigkeiten zu verbessern. "Bei Urlauben und auch im Alltag habe ich Fotos über Fotos geschossen, von der Landschaft, von meiner Familie, immer draußen. Ich habe damals sehr viel ausprobiert, so habe ich dazugelernt", erzählt Jungmann. Am Tag ihres 18. Geburtstags sitzt sie bei der Wirtschaftskammer, um ihr Gewerbe als Fotografin anzumelden. Als zweites Standbein - auch, um die Eltern zu beruhigen - absolvierte die heute 23-Jährige zusätzlich eine Lehre zur Grafikerin in Salzburg. Doch PlanA ging auf: Heute verdient Jungmann ihr Geld mit ihrer Kamera, zum Teil mit ihrer eigenen Firma, zum Teil als angestellte Fotografin. Während sie in ihrem Fixjob Fotos im Pflanzen- und Gartenbaubereich anfertigt, ist sie als Selbstständige vor allem auf Hochzeiten unterwegs. Beides lasse sich gut vereinen. Die Wahl-Mattseerin bereut ihre Entscheidung nicht, ihr Hobby zum Beruf gemacht zu haben. "Die Fotografie begleitet mich schon so lang, dass es ein Teil von mir geworden ist. Ich bin sehr dankbar, dass ich meine Leidenschaft beruflich ausüben darf", schwärmt Jungmann, "das macht mir riesigen Spaß und fühlt sich meistens nicht wie Arbeiten an."

Bild: SN/christian jungwirth
„Es lohnt sich, neugierig zu sein und Neues auszuprobieren.“
Christoph Schlick, Lebens- und Unternehmensberater

Fitness - Ein Sprung in das kalte Wasser

Auch aus dem geliebten Sport lässt sich ein Beruf schaffen - das zeigt das Beispiel von Chris Bacher. Der Salzburger, der zuvor in unterschiedlichsten Berufen gearbeitet hatte, beschloss in seinen Mitzwanzigern, sich seiner Leidenschaft zu widmen: dem Parkour-Freerunning. Bei dieser Sportart gilt es, während des Laufens zahlreiche Hindernisse zu überwinden und dabei zu springen, zu klettern, zu balancieren. Erste Erfahrungen als Coach und Trainer sammelte Bacher im selbst gegründeten Verein Onemove, mit dem er Parkour-Begeisterte unter ein Dach brachte. In Folge absolvierte der 39-Jährige eine ganze Reihe an Trainerausbildungen für verschiedene Bereiche des Breitensports - und beschloss 2013 schließlich, sich damit selbstständig zu machen. Seither bietet er sein Sporttraining für Kinder wie auch für Erwachsene an. "Für mich war das erst ein Sprung ins kalte Wasser und dann ein echtes Aha-Erlebnis, als ich gemerkt habe: Ich kann mit meiner Leidenschaft tatsächlich Geld verdienen", erzählt Bacher. Entscheidend sei, sich auf seinem Weg nicht entmutigen zu lassen, "wenn man für etwas brennt, dann sollte man das unbedingt ausprobieren. Egal, was die anderen sagen." Auch die Ausbildung zum Mentaltrainer hat Bacher abgeschlossen: "Es geht ja nicht nur darum, den Körper zu bewegen, sondern auch, den Menschen dahinter zu verstehen. Das ist für meinen Beruf als Coach enorm wichtig." Für sein breites Angebot, das von Schulprojekten über Feriencamps bis zu Erwachsenengruppen reicht, hat sich Bacher einen Pool an Trainern aufgebaut, die er bei Bedarf bucht. Als großes Ziel hat sich Bacher einen Parkour-Park für Salzburg gesetzt: "Das würde unser Training definitiv auf das nächste Level bringen."

Musik - Den Traum leben

Der Weg zur Musikerin wurde Nane Frühstückl wiederum in die Wiege gelegt. "Es gibt ein Foto von mir als Baby, wie ich auf dem Schoß von meinem Opa sitze und in die Tasten haue", erzählt die gebürtige Tamswegerin und lacht. Mit dem gemeinsamen Musizieren in der Familie wuchs Frühstückl auf. Insbesondere dem Klavierspiel und dem Singen widmete sie sich bereits früh - und bestand als junge Erwachsene die Aufnahmsprüfung für das Fach Musik- und Tanzerziehung am Mozarteum. Zusätzlich studierte Frühstückl ein Jahr lang das Fach Jazz-Gesang in München und Den Haag. Den Abschluss in der Tasche, arbeitet Frühstückl zunächst als Lehrerin am Musikum Bischofshofen und Kuchl. Parallel tritt sie als Jazzsängerin in Bars und auf Veranstaltungen auf - manchmal zusätzlich auch am Klavier. "Ich war viel unterwegs und das war immer schwerer mit meiner Anstellung vereinbar. Der Wunsch wurde immer größer, nur noch als Musikerin zu arbeiten", erzählt die Salzburgerin. Als die Auftragslage schließlich gut genug ist, erfüllt sie sich diesen Wunsch. Sie kündigt ihren Job und konzentriert sich seitdem voll und ganz auf ihre Musikerkarriere. Das war vor 13 Jahren. "Mit der Zeit ist man Teil der Musikszene und da tun sich neue Wege auf", berichtet Frühstückl. Mit ihrer Musik tritt sie auf Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Firmenevents, Festivals sowie in Clubs und Bars auf, meist in Österreich und auch gemeinsam mit anderen Musikern. "Ich liebe meinen Beruf und habe das große Glück, von diesem leben zu können. Ich bin noch immer mit Leib und Seele dabei", erzählt sie. Immer wieder, erzählt Frühstückl, stellen sich natürlich auch Selbstzweifel und unliebsame Aufgaben in den Weg, Stichwort Buchhaltung. "Darüber lässt sich jedoch leicht hinwegsehen. Immerhin lebe ich meinen Traum."