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Banken wollen Frauen fördern

In Banken arbeiten viele Frauen, doch in den Spitzenpositionen dominieren die Männer. Warum sich das jetzt ändern und sich Chefs an der Nase nehmen sollen.

Die Banken wollen mehr Frauen in Schlüsselpositionen bringen.
Die Banken wollen mehr Frauen in Schlüsselpositionen bringen.

Als erste und damals einzige Frau übernahm Susanne Riess im Jahr 2004 einen Sitz im Vorstand des österreichischen Bankenverbands. "Seither hat sich schon viel geändert", sagt die frühere FPÖ-Politikerin, Kurzzeit-Kanzlerin und seit 2004 Generaldirektorin der österreichischen Wüstenrot-Gruppe. Doch im Finanzsektor müssten noch viel mehr Frauen in Spitzen- und in Führungspositionen kommen, betont Riess. Davon würden die Finanzunternehmen profitieren: "Frauen bringen andere Erfahrungen und Akzente als Männer ein. Das steigert die Innovationskraft und kommt Unternehmen gerade in diesem volatilen Geschäftsumfeld, in dem sich die Wirtschaft heute bewegt - Stichworte Corona und Klimakrise - besonders zugute." Außerdem stiegen die Performances in den Ergebnissen von Unternehmen.

Führen in Teilzeit boomt

Beim österreichischen Bankenverband hat man laut eigenen Angaben den Mehrwert gemischter Führungsteams erkannt und belegt ihn mit Zahlen aus verschiedenen Studien. Demnach erzielen Unternehmen mit gemischten Teams um 19 Prozentpunkte mehr Umsatz durch Innovation, um fünf Prozent mehr Umsatz und mehr Rendite und brauchen weniger Geld für Rechtsstreitigkeiten. Doch wie eine aktuelle Befragung der Mitglieder des Bankenverbandes ergibt, haben die österreichischen Banken bei der Frauenförderung noch Luft nach oben. Obwohl etwa die Hälfte der Belegschaften weiblich ist, liegt der Anteil der Frauen in den Aufsichtsräten bei 30 Prozent, auf der Vorstandsebene bei nur zehn Prozent.

In der Führungsebene unter Aufsichtsrat und Vorstand stellen Frauen 27 Prozent der Führungskräfte. Bei ihnen zeigt sich ein zukunftsweisender Trend: Der Anteil der Führungskräfte, die in Teilzeit arbeiten, hat sich seit 2010 von einem auf zehn Prozent verzehnfacht. Von den Teilzeit-Chefinnen und -Chefs waren 2010 nur zwölf Prozent Männer, 2020 bereits 37 Prozent. Das Modell ist besonders bei Beschäftigten mit Kindern beliebt. Wenn sich zwei Personen eine Abteilungsleitung teilen, können sie Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren.

"Duale" Karrieren für Frauen und Männer

Diesem stärker werdenden Wunsch junger Menschen will man im Bankenverband stärker Rechnung tragen. Eine neue Initiative für Chancengleichheit soll zeitgemäße Karriereperspektiven eröffnen und mehr Frauen in Schlüsselpositionen bringen. Der Verband ermutigt die Mitgliedsbanken dazu, mehr Teilzeit-Führungspositionen zu schaffen und Väterkarenzen aktiv zu fördern. "Das sind wichtige Bereiche, um duale Karrieren von Frauen und Männern zu ermöglichen. Aber es fehlt noch immer die gesellschaftliche Anerkennung für die Väterkarenz.

Bild: SN/wüstenrot
Bei Väterkarenz sagen einige Chefs: „Der hat zu wenig Biss für die Karriere.“
Susanne Riess, Bankenverband-Vizepräsidentin

Die mangelnde Akzeptanz dürfte ein Grund für die kurze Dauer von Väterkarenzen sein. Während Bankmitarbeiterinnen durchschnittlich 18 Monate in Elternkarenz gehen, tun Bankmitarbeiter dies nur drei Monate. Das trübt das erfreuliche Bild des Anstiegs der Mitarbeiter in Väterkarenz von vier auf 13 Prozent innerhalb des vergangenen Jahrzehnts.

Gender Pay Gap

Die längeren Karenzen der Frauen schlagen sich langfristig in der Höhe ihrer Gehälter negativ nieder. "Mit dem Gender Pay Gap werden wir uns mehr beschäftigen. Es gibt da schon Vorreiter", sagt Robert Zadrazil, Bankenverbandspräsident und CEO der UniCredit Bank Austria. Die österreichische Kontrollbank veröffentliche ihren Gender Pay Gap, habe vergleichsweise viele männliche Mitarbeiter in Elternteilzeit, hole mit eigenen Programmen Frauen in Schlüsselpositionen. Dennoch haben einige Banken noch Vorstände ohne Frauen. Im Bankenverband will man bis zum Jahr 2030 den Frauenanteil in den Vorständen auf zumindest 20 Prozent steigern.

Kind und Karriere

Ambitionierte ältere Mitarbeiterinnen müsse man stärker vernetzen und seitens des Topmanagements unterstützen, damit sie in Schlüsselpositionen kämen, sagt Zadrazil. Jüngere stellen in vielen Talenteförderungsprogrammen bereits die Mehrheit. In Finanzwissensbewerben treten oft schon reine Frauenteams an. Frauen im Finanzsektor sind also an ihrem Aufstieg interessiert. Nun müssten sich die Finanzunternehmen anstrengen, um die besten Talente ins Haus zu bekommen, meint Susanne Riess. Denn immer mehr junge Frauen wollen Kind und Karriere.