SN.AT / Leben / Karriere

Was ist für Unternehmen zu tun, wenn der Blackout kommt?

Es gilt: rechtzeitig handeln. Herbert Saurugg coacht Gemeinden und Unternehmen, was im Ernstfall zu tun ist.

Handlungsleitfäden müssen Unternehmen im Vorfeld erstellen. Wenn der Blackout bereits da ist, ist es zu spät.
Handlungsleitfäden müssen Unternehmen im Vorfeld erstellen. Wenn der Blackout bereits da ist, ist es zu spät.

Plötzlich gehen die Lichter aus. Die Computer. Alle elektronischen Geräte. Das Handy findet keine Verbindung mehr. So wäre es, wenn der viel beschworene Blackout tatsächlich auf einmal da wäre. Für Herbert Saurugg, ehemaliger Berufsoffizier, der sich seit 2010 mit dem Thema Blackout beschäftigt, ist klar: Wer nicht im Vorfeld bereits für diesen Ernstfall vorgesorgt hat, der steckt nun in der Patsche. Das gilt für Privatpersonen. Das gilt aber auch für Unternehmen und deren Leiterinnen und Mitarbeiter.

„Wer erst beim Blackout diskutiert, was zu tun ist, ist zu spät dran.“
Herbert Saurugg, Blackout-Experte

Saurugg hat es sich zur Aufgabe gemacht, Betriebe, Organisationen, insbesondere im Gesundheitssystem, und Gemeinden zu diesem Thema aufzuklären, und gibt seit 2012 Blackout-Vorträge und -Workshops. "Zunächst einmal ist die Akzeptanz wichtig, dass das tatsächlich passieren kann", sagt er. Entsprechend sei es notwendig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sensibilisieren und sie vorzubereiten, was im Falle des Falles zu tun ist. "Da braucht es genaue Ablaufpläne, über die alle Bescheid wissen und die gut in den Köpfen verankert sind. Jede und jeder muss wissen, was nun zu tun ist."

Es muss klar sein, was bei einem Blackout zu tun ist

Denn sobald der Blackout da ist, sei die Kommunikation über Telefon und Internet abgeschnitten. Es müsse ohne diese klar sein, was zu tun ist. Welche Punkte konkret auf dem Handlungsleitfaden stehen, unterscheide sich natürlich je nach Unternehmen und Organisation.

Jeder Betrieb sei anders - manche, die für die allgemeine Versorgung entscheidend sind (man denke beispielsweise an Krankenhäuser und Supermärkte), benötigen Pläne dafür, wie sie weiterhin einigermaßen funktionieren können. Andere müssen sicherstellen, dass ihre Anlagen sicher heruntergefahren werden können, so beispielsweise in Produktionsanlagen. "Dafür braucht es eine spezielle Ausrüstung, die natürlich im Vorfeld bereits organisiert sein muss", erklärt Saurugg. "Es darf nicht erst dann diskutiert und überlegt werden, wenn der Blackout bereits da ist. Dann ist es zu spät."

Viele wiegen sich in der vermeintlichen Sicherheit, ohnehin ein Notstromaggregat zu besitzen. "Leider gibt es zahlreiche Beispiele, wo das Aggregat nach mehreren Stunden Notstrombetrieb ausgefallen ist. Bei den Tests hat meist alles funktioniert - aber bei einem längeren Dauereinsatz unter Last kommt es dann doch häufiger zu Überraschungen." Pflegeeinrichtungen hätten bisher kaum Auflagen und seien daher meist schlecht auf den Ernstfall vorbereitet.

Das größere Problem beginne zudem erst dann, wenn der Strom wieder da ist. Denn es werde noch Tage dauern, bis Handy, Festnetz und Internet wieder funktionieren. "Bis dahin funktioniert aber kaum eine Produktion, Logistik oder Treibstoffversorgung."

Abstimmung mit Kunden und Lieferanten für den Fall eines Blackouts

Nicht nur im Betrieb selber müsse es Ablaufpläne geben, auch müsse alles mit Kunden und Lieferanten abgestimmt werden. "Es gilt, im Detail durchzuspielen, was alles anfällt, wenn plötzlich kein Strom, keine Telefonleitung, kein Internet, kein fließendes Wasser mehr zur Verfügung steht." Wichtig für Unternehmen, Organisationen und Gemeinden sei zudem zu bedenken, dass viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einem Blackout wahrscheinlich nicht zur Arbeit kommen werden. Im Falle dessen, dass ein Betrieb nicht einfach für die Zeitspanne des Blackouts zugesperrt werden kann, sondern weiterlaufen muss und entsprechend die Mitarbeitenden benötigt werden, müsse auch eine Versorgung mit Nahrung und Wasser für diese gewährleistet werden.

Bevorraten von Wasser, Nahrung, Medikamente, Hygieneprodukte und Bargeld für den Ernstfall

Saurugg appelliert auch an Privatpersonen und empfiehlt Gemeinden, Unternehmen und Organisationen, zu dieser Aufklärung beizutragen: "Solange die breite Masse der Bevölkerung nicht von sich behaupten kann, sie sei auf den Blackout gut vorbereitet, sind wir als Gesellschaft nicht vorbereitet. Niemand kann die Notversorgung von Millionen Menschen in so kurzer Zeit vollständig übernehmen." Das bedeutet, Haushalte sollten Wasser, Nahrung, Medikamente, Hygieneprodukte und etwa 100 Euro in bar pro Person klein gestückelt vorrätig haben.

Plünderungen von Supermärkten nicht ausgeschlossen

Saurugg schließt die Gefahr einer Plünderung von Supermärkten nicht aus. "Das dauert im ländlichen Raum sicher länger als im städtischen. Da geht es dann durch das nächste geschlossene Fenster, wenn es das eigene Kind betrifft", beschreibt der Experte. "Sobald der erste Supermarkt zerstört ist, setzt sich das fort. Da gilt es vonseiten der Gemeinden und Supermärkte, rechtzeitig zu handeln." Mittlerweile gibt es eine Vereinbarung der Supermärkte mit der Regierung. Der Plan sieht vor, dass alle Lebensmittelgeschäfte am ersten Tag eines Blackouts geschlossen bleiben, um notwendige Vorkehrungen zu treffen. Ab dem zweiten Tag werden Sackerl mit frischen wie auch haltbaren Lebensmitteln, Kerzen und Wasser sowie auf Wunsch Babyartikel und Hygieneprodukte ausgegeben. Ab dem dritten kommt nur mehr haltbares Essen in die Sackerl.