Wäre keine Coronapandemie im Gange, würden Gastronomie und Hotellerie zurzeit leichter neue Kellner, Köchinnen und Zimmerpersonal finden. Viele konnten sich die finanziellen Einbußen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit nicht mehr leisten und haben in anderen Branchen Fuß gefasst. Mitten in der Personalmangeldiskussion tritt jetzt ein oberösterreichisches Verlagshaus als Ausbilder auf den Plan.
Verlag gründet Akademie für Hotel- und Gastbetriebe
Der Trauner-Verlag aus Linz hat eine Akademie für Hotel- und Gastbetriebe gegründet. Ob die heimische Szene so ein Ausbildungsangebot braucht? Geschäftsführerin Sonja Trauner ist sich sicher: "Ja. So etwas wie unsere Akademie gibt es in Österreich noch nicht. Wir wollen weder den Tourismusschulen noch der Akademie der ÖHV Konkurrenz machen, sondern richten uns an Quereinsteiger", betont sie. Man arbeite zusammen und habe kürzlich am ÖHV-Kongress bereits gute Vorgespräche gehabt. Das Konzept der Akademie basiert auf dem Wissen, das der auf Bildung und Gastronomie spezialisierte Verlag in Form zahlreicher Bücher aufgebaut hat. "Dieser Content ist unser Schatz", meint Sonja Trauner.
Gastrofachleute kommen auch in Betriebe
Weil nicht jeder Quereinsteiger Fachbücher liest, kommen Gastrofachleute, von denen manche bereits Bücher bei Trauner veröffentlicht haben, direkt in Betriebe. Auf diese Art lernen zum Beispiel neue Kellnerinnen und Kellner, je nach konkretem Betrieb, wie sie Gäste begrüßen, bewirten und welche Weinempfehlungen sie zum Speisenangebot konkret geben. Auch für Küche, Bar, Rezeption, Housekeeping oder Gästebetreuung gibt es die Schulungen vor Ort, mittels E-Learning (auch in anderen Sprachen) und in Form von Broschüren, die auf den einzelnen Betrieb abgestimmt sind. Aus Salzburg hat man Gastwirt und Buchautor Didi Maier als Vortragenden an Bord geholt. Weitere kommen aus ganz Österreich. Gespräche für Schulungen von Quereinsteigern laufen mit mittelständischen Salzburger Unternehmen und Niederlassungen von Gastroketten. Betriebe wie das Café Central in Wien und das Kreuzfahrtunternehmen Viking lassen ihre neuen Mitarbeiter bereits beschulen. "Viking Cruises musste rund 2000 Mitarbeiter neu einstellen", schildert Sonja Trauner.
Einen Schlagabtausch über die Ursachen für den Personalmangel lieferten sich zuletzt die AK Oberösterreich und die österreichische Hoteliervereinigung ÖHV. Erstere führt die Flucht vieler Mitarbeitenden in andere Branchen auf "hausgemachte" Ursachen zurück. Betriebe würden zu wenig zahlen. Die Hoteliervereinigung wies die Kritik der AK vehement zurück.