Endlich Urlaub - doch meist vergeht dieser wie im Flug. Sind fünf Wochen Urlaub im Jahr wirklich genug? Eine Studie versucht, diese Frage zu klären.

Könnte man frei entscheiden, würde der eine oder andere österreichische Arbeitnehmer mit Sicherheit ein paar Tage mehr Urlaub einplanen. Wie schaut es dabei mit der Erreichbarkeit aus? Und: Starten die Österreicher auch entspannt in die freie Zeit?
Generell gilt zu sagen, dass Österreich mit 25 gesetzlichen Urlaubstagen (bzw. 30 freien Werktagen) im europäischen Ländervergleich im Mittelfeld liegt. Mehr freie Tage gibt es beispielsweise in Frankreich und Finnland. Dort wird von Gesetzes wegen 30 Tage lang pausiert, gefolgt von Großbritannien und Litauen mit 28 Urlaubstagen.
Österreicher wünschen sich mehr Urlaub
Die Studie "Kompass Neue Arbeitswelt", durchgeführt von Marketagent, ist diversen Fragen in Bezug auf die Österreicher und ihre Standpunkte in Sachen Urlaub auf den Grund gegangen. Dabei wurden 1000 Erwerbstätige zwischen 18 und 65 Jahren um ihre Meinung gebeten. Die Ergebnisse der Umfrage sind eindeutig ausgefallen: Rund 60 Prozent der Österreicher hätten sehr gerne mehr Urlaub - nämlich sechs Wochen oder sogar mehr. Etwa 40 Prozent geben sich mit fünf Wochen zufrieden. Hätten die Interviewten die Möglichkeit, die Anzahl ihrer Urlaubstage frei zu wählen, hätte rund ein Viertel gerne eine weitere Woche frei, etwa ein Drittel würde bevorzugen, 31 Tage oder mehr zu pausieren. Wobei die Bedingung im Rahmen der Umfrage war, das vorgegebene Arbeitspensum zu schaffen, und die Kollegen während der eigenen Abwesenheit nicht zu sehr mit Mehrarbeit zu belasten.
Die liebste Urlaubszeit ist im Sommer
Die warme Jahreszeit wird bevorzugt, wenn es um den Urlaub geht. Etwa 68 Prozent der Befragten nehmen den Großteil ihres Urlaubs im Sommer in Anspruch. Bis zu zwei Wochen Freizeit am Stück steht bei knapp der Hälfte auf dem Programm - im Schnitt beantragen österreichische Arbeitnehmer in den Sommermonaten 13 Tage Urlaub. Doch auch längere Abwesenheit ist nicht unüblich: Etwa 38 Prozent nehmen sich bis zu 15 Tage frei, rund jeder siebte Erwerbstätige verbringt im Sommer mehr als drei Wochen im Urlaub. Das hat in den meisten Fällen jedoch nichts mit einem eventuellen Betriebsurlaub zu tun: Dieser spielt für nicht einmal ein Fünftel der Österreicher eine Rolle.
Die größten Stressfaktoren vor Urlaubsantritt
Die Arbeitstage vor dem Urlaubsantritt gestalten sich oftmals schwieriger, als eigentlich erwartet. Nicht nur dass die freie Zeit meist schon herbeigesehnt wird - diverse Erledigungen erhöhen den Stressfaktor für viele Arbeitnehmer.
Das fängt oft bereits bei der Festlegung der Urlaubstage an: 35 Prozent nehmen bereits die Abstimmung der Tatsache, wer wann Urlaub nehmen kann, als sehr stressig wahr. Außerdem empfindet mehr als ein Drittel der Befragten besonderen Druck, da sie vor dem wohlverdienten Urlaub nichts liegen lassen möchten. Offene Projekte und Aufgaben wollen die meisten noch vor den freien Tagen abschließen. Zudem stellt die Übergabe von Arbeit an Kollegen für 16 Prozent ebenso einen enormen Stressfaktor dar. Etwa ein Viertel hingegen lässt vor dem Urlaub keinen Stress aufkommen.
Die Sache mit der Erreichbarkeit im Urlaub
Sind die heimischen Arbeitnehmer endlich erfolgreich im Urlaub angekommen, konzentrieren sich die meisten auch wirklich auf die Freizeit, und sind nur in Notfällen für berufliche Angelegenheiten verfügbar. Rund 28 Prozent der Interviewten gaben an, im Urlaub nie für Kollegen, Vorgesetzte oder Kunden erreichbar zu sein. Weitere 39 Prozent sind in Ausnahmefällen zugänglich, und 21 Prozent stehen manchmal parat, wenn es um Berufliches geht. Die Zahl der "Immer-Erreichbaren" hält sich mit 13 Prozent in Grenzen, in erster Linie handelt es sich dabei um Führungskräfte. Selbst zu Telefon oder Computer greift rund ein Drittel. Diejenigen rufen Nachrichten mehrmals täglich ab oder sind durchgehend auf Abruf. Weitere 30 Prozent kontrollieren ein Mal am Tag, ob nach ihnen verlangt wurde, und das letzte Drittel checkt eingegangene Nachrichten alle paar Tage oder seltener.
Arbeitsrechtliche Faktoren rund um den Urlaub
Urlaubsausmaß
Für jedes Arbeitsjahr steht Arbeitnehmern in Österreich bezahlter Urlaub im Ausmaß von 30 Tagen zu. Der Anspruch erhöht sich nach 25 Dienstjahren auf 36 Tage.
Gerechnet wird nicht in Arbeitstagen, sondern in Werktagen. Daher werden auch betrieblich arbeitsfreie Samstage dazugezählt.
Anzurechnende Zeiten
Werden sowohl Vordienst- als auch Schulzeiten angerechnet, sind für die Dauer des Urlaubs insgesamt maximal sieben Jahre anrechenbar. Abgeschlossene Hochschulstudien werden zusätzlich berücksichtigt.
Ablöseverbot des Urlaubs
Sinn und Zweck des Urlaubs ist die Erholung: Von Gesetzes wegen ist es daher verboten, auf den Urlaub zu verzichten und ihn sich stattdessen in Geld ablösen zu lassen.
Inanspruchnahme des Urlaubs
Generell sollten die freien Tage bis zum Ende des Urlaubsjahres, in denen sie entstanden sind, auch verbraucht werden. Ist das nicht möglich, wird der offene Urlaubsanspruch ins neue Jahr mitgenommen.
Urlaub kann verjähren
Mit jedem Antritt wird stets der älteste noch offene Urlaub aufgebraucht. Wenn man drei volle Urlaubsansprüche verstreichen lässt, und somit ein vierter in den Startlöchern steht, verfallen die übrigen freien Tage. Die Verjährungsfrist verlängert sich lediglich bei Inanspruchnahme der Karenz (nach dem Mutterschutzgesetz bzw. dem Väter-Karenzgesetz) um die Länge der Karenzzeit.
Krankheitsfall im Urlaub
Verunglückt oder erkrankt man während des Urlaubs und ist mehr als drei Kalendertage arbeitsunfähig, so werden diese Tage nicht als Urlaub gerechnet.
Das muss der Arbeitnehmer allerdings unverzüglich melden und nach Wiederkehr ein ärztliches Attest vorlegen.
Krankheit bei Urlaub im Ausland
Bei Krankheitsfällen im Ausland muss neben dem ärztlichen Attest auch eine behördliche Bestätigung abgeliefert werden , aus der hervorgeht, dass das Zeugnis von einem offiziellen Arzt ausgestellt wurde. Bei Behandlung im Krankenhaus ist diese jedoch nicht nötig.