SN.AT / Leben / Karriere

Motivation im Job - Tipps und Tricks vom Experten

Wie meistert man sein Arbeitsleben trotz Durchhängern? Und warum Freude im Job nicht gleich Spaß ist, verrät uns Motivationstrainer Alexander Egger.

Motivation kommt nicht von allein, man muss etwas dafür tun.
Motivation kommt nicht von allein, man muss etwas dafür tun.
Alexander Egger im SN-Interview.
Alexander Egger im SN-Interview.

Ist Motivation wirklich alles im (Berufs-)Leben? Oder doch nur ein Bruchteil der Erfolgsgeschichte? Wie geht man motiviert durchs Leben und was macht man, wenn einem Kollegen oder Vorgesetzte den letzten Nerv rauben?
Motivationstrainer Alexander Egger stellte sich im SN-Gespräch diversen Fragen rund um das Thema: Der 40-Jährige zählt zu den Top-100-Trainern des deutschen Bildungsnetz-werks "Speakers Excellence", als Coach berät Egger international tätige Unternehmen aus Sport und Wirtschaft.

Kurz und bündig: Ist Motivation im Berufsleben alles? Alexander Egger: Motivation ist nicht alles, aber ohne Motivation ist alles nichts. Ein Beispiel: Ich glaube, dass langfristig gesehen nicht immer der, der die beste Ausbildung hat, oder die fleißige graue Maus die Beförderung im Unternehmen bekommt, sondern im Endeffekt derjenige, der motiviert ist, der Elan hat und mit viel Schwung am richtigen Hebel ansetzt. Das sind Menschen die charismatisch sind, die Energie und Schwung in den Raum bringen. Diese Energie, die man bei motivierten Menschen spürt, betrifft ja diverse Bereiche der Persönlichkeit. Und aus dieser Sicht ist Motivation, meiner Meinung nach, schon alles.

Wie motiviert man als Chef seine Mitarbeiter? Stichwort: Vorbildwirkung. Vorbildwirkung ist ganz wesentlich. Es gibt in unserem Kopf die sogenannten Spiegelneuronen, die dafür sorgen, dass wir empathisch empfinden und Dinge wahrnehmen. Man nennt das auch Nachahmungslernen. Das wiederum können wir nur durch unsere Spiegelneuronen. Wir kennen das: Wenn wir in ein Restaurant gehen, in dem der Chef schlecht drauf ist, sind in 99,9 Prozent der Fälle auch die Mitarbeiter schlecht drauf.
Ich glaube zwar sehr wohl, dass Mitarbeiter nicht immer bewusst Feedback geben auf das Verhalten des Chefs, unbewusst beobachten sie aber genau. Vorgesetzte sollten nach dem Motto "Walk your Talk" ("Mach, was du redest") leben. Das heißt, was ein Chef spricht, zum Beispiel über Kundenfreundlichkeit oder Tatkraft, sollte er auch selbst umsetzen. Sonst ist es nicht stimmig.

Kann man nur erfolgreich sein in dem, was man tut, wenn man seinen Job gern macht? Ich bin schon der Meinung, dass das, was man macht, Freude bereiten sollte. Freude ist aber nicht gleichbedeutend mit Spaß. Spaß macht mir Surfen auf Hawaii. Mein Beruf macht mir auch nicht immer Spaß, da wüsste ich anderes zu tun. Er macht mir aber Freude.
In allen Berufen herrscht sehr viel Routine. Routine schafft eine gewisse Langeweile. Ich glaube dennoch fest, dass man in jedem Beruf Freude haben kann, man muss sich nur bewusst sein, dass Routine dazugehört. Wie kann ich in solchen Fällen Freude erleben?
Hier schaltet sich die Willenskraft ein, mit der man Dinge überwindet. Oder den Sinn im Tun trotzdem sucht, weil auch die kleinen Dinge wichtig sind. Diese tragen zum großen Ganzen bei. Habe ich dieses große Bild im Kopf, dann machen auch die kleinen Dinge Sinn.

Wie gibt man seinem Job wieder Bedeutung, wenn man keinen Sinn mehr in seiner Tätigkeit sieht? Dann muss man sich einen Sinn suchen. Wenn man es schafft, dass man seine kleine Welt - und hier geht es nicht um einen selbst, sondern um die Menschen, die einen umgeben - ein wenig schöner macht, dann hat das alles auch seinen Sinn.

Die nötige Motivation kommt allerdings nicht von selbst. Man muss etwas dafür tun, die Dinge anpacken. Sich in Bewegung setzen. Das nennt man Epiphänomen. Es kommt nicht zuerst die Motivation, und dann macht man Dinge. Nein. Man muss anfangen, die Dinge zu tun - in dieser Bewegung kommt dann auch die Motivation.

Denn: Keiner hat Bock, in der Früh aufzustehen und sich ins Büro vor den Computer zu setzen. Wenn man es aber einfach angeht, sich in Bewegung setzt und zu arbeiten beginnt, kommt die Motivation meistens von selbst. Das heißt: Motivation ist die Fähigkeit, sich selbst zu mobilisieren. Nicht die anderen, nicht der Chef. Ich selbst bin die Lösung.

Ihre Tipps, um eine länger dauernde Durststrecke im Beruf zu überstehen? Wenn zum Beispiel ein Projekt schon zu lang dauert, kommt ein Gefühl auf: die Ungeduld. Um die zu überwinden, brauche ich gewisse Zugänge. Ein solcher Zugang ist zum Beispiel, das große Ganze zu sehen und stets im Auge zu behalten. Die dazugehörigen Fragen sind: Was ist eigentlich das Projekt? Was ist meine Aufgabe? Das muss man für sich klären. Der zweite Zugang ist, dass man sich einen emotionalen Anker setzt. Das kann ein Symbol sein, ein Geschenk, ein Stein, ein Schlüsselanhänger oder Ähnliches, mit dem ich Positives verbinde. Diesen Anker hole ich dann hervor, wenn mir etwas keine Freude mehr bereitet. Der dritte Punkt ist, von großen Schritten zurück zu kleinen Schritten zu kommen. Wir unterschätzen, was wir in einem Jahr schaffen und überschätzen, was wir an einem Tag schaffen können. Wenn man etwas in kleinen Schritten, aber konstant macht, hat man mehr Erfolg. Kontinuität ist das Stichwort. Das Forrest-Gump-Prinzip quasi: Starte mit einem Kilometer und laufe schlussendlich um die ganze Welt.

Wie soll man Kollegen handhaben, die einem auf die Nerven gehen? Wenn mich etwas an jemandem stört, ist ein kleiner Anteil dessen auch in mir. Sonst würde mir das gar nicht auffallen, und es würde mich nicht nerven. Ich sollte mir überlegen: Was ist es genau, das mich an der Person stört? Wenn ich das für mich bewältigt habe, werde ich bemerken, dass ich den Kollegen plötzlich anders wahrnehme. Zudem darf man nie vergessen: Selbst die unsympathischste Person hat Freunde. Das ist eine wichtige Regel. Das heißt: Auch diese Person hat nette Züge an sich. Und genau diese Punkte muss man finden. Was hier hilft, sind gemeinsame Erfolge, wie zusammen an einem Projekt zu arbeiten.
Dazu kommt die Frage: Gebe ich einem Kollegen so viel Macht bzw. das Recht, mich zu ärgern? Nein, das gebe ich ihm nicht. Das hat mit einer hohen Ich-Stärke zu tun - das ist selbstbestimmtes Leben.