SN.AT / Leben / Karriere

Mit Niederlagen im Job umgehen - Misserfolge bewältigen!

Oft nicht gern gesehen, dennoch Teil des Berufslebens: die Misserfolge. Wie soll man mit Niederlagen umgehen? "Erfolgreich scheitern" lautet die Devise.

Erfolg & Misserfolg liegen in der Berufswelt eng beieinander.
Erfolg & Misserfolg liegen in der Berufswelt eng beieinander.

Erfolgreich scheitern - Fehler für den Erfolg nutzen

Das Projekt läuft nicht so, wie es sollte, der Vortrag vor versammelter Mannschaft wurde zum Desaster, oder die Organisation diverser Arbeitsabläufe geht drunter und drüber. Schnell ist es dann, wie es so schön heißt, vorbei mit der Gaudi.
Viele Jahrzehnte lang hat die westliche Business-Welt darauf hingearbeitet, tunlichst einwandfrei zu werken - vor allem Führungskräfte sollten so wenige Fehltritte wie möglich machen. Die Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) plädiert nun dafür, "erfolgreich zu scheitern" und Fehler im positiven Sinne für den Erfolg zu nutzen. Im Rahmen dieses Ansatzes wurde der Workshop "Die Macht des Scheiterns" aus der Taufe gehoben - eine Methoden-Kombination aus Schauspieltraining und Kommunikationspsychologie. "Den Workshop haben wir absichtlich sehr holistisch angelegt: Er richtet sich an alle Ebenen in einem Unternehmen, weil es wichtig ist, dass sich eine neue Kultur des Scheiterns etabliert.
Und das betrifft jeden Einzelnen", sagt Wolfgang Mayrhofer, Vorstand des Interdisziplinären Instituts für Verhaltenswissenschaftlich Orientiertes Management an der WU.

Aus Niederlagen entstehen wichtige Lernprozesse

Was war ausschlaggebend dafür, die Thematik der Niederlage im Job vor den Vorhang zu holen? "Scheitern hat zu Unrecht einen negativen Beigeschmack", erklärt Mayrhofer, denn: "lediglich in unserem Kulturkreis ist es negativ konnotiert. Denken Sie an Afrika, Stichwort: Silicon Savannah." Rund um Kenias Hauptstadt Nairobi gibt es eine aufstrebende Start-up-Szene und Wirtschaftswelt, genannt "Silicon Savannah". "Was hier im Vordergrund steht, ist die Überzeugung, nicht unter allen Umständen Fehler zu vermeiden, sondern ,clevere' Fehler zu machen, aus denen wichtige Erkenntnisse für die Zukunft gewonnen werden können", so Mayrhofer.
Er empfiehlt, sich mehr auf die Lernprozesse, die aus Niederlagen entstehen, zu konzentrieren. Der Versuch, Fehler zu vermeiden, bedeute in erster Linie Stillstand. Scheitern sei außerdem Teil des Lebens - vor allem auch des Berufslebens: "Einerseits scheitern wir im individuellen und organisatorischen Leben viel öfter, als wir gewinnen. Zum anderen lernen wir aus Niederlagen in der Regel weit mehr als durch Erfolge", sagt der Experte. Es gilt, das Gute daran zu sehen: "Scheitern bietet eine wertvolle Chance, in einen positiven Lernzyklus einzutauchen."

Wie soll man mit Niederlagen im Job umgehen?

Läuft etwas schief - ob im Privat- oder Berufsleben -, liegt das nicht zwangsweise immer an Fehlern, die man gemacht hat. Zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein führte oft schon ebenso zu Misserfolgen jeglicher Art. Manchmal ist man bestimmte Dinge falsch angegangen, oder das Nichterreichen von Zielen liegt an falschen Maßstäben, die man sich gesetzt hat. "Das Ziel ist beispielsweise zu hoch gesteckt, zu herausfordernd", meint Mayrhofer - und empfiehlt eine systemische Betrachtung der Niederlage: "Die Frage, die wir uns nach einem Misserfolg stellen sollten, ist nicht: Wer ist schuld?, oder: Warum habe ich mein Ziel nicht erreicht?, sondern: Was will mir das Scheitern über meine persönliche Weiterentwicklung und mein Umfeld sagen?" Das Motto "Wo gehobelt wird, fallen auch Späne" sollte mehr in den Fokus rücken. Zudem ist die Angst vor einer negativen Bewertung seitens der Umwelt meist unbegründet bzw. gehen Vorgesetzte und Kollegen meist viel wohlwollender mit Niederlagen im Job um, als man denkt.

Warum setzen einem berufliche Misserfolge trotzdem so zu?

Die Angst vor dem Versagen hat damit zu tun, dass es nicht leicht ist, sich von den eigenen Ansprüchen und Zielvorstellungen sowie vom (erwünschten) Selbstbild des Gewinners zu verabschieden. Natürlich gilt das oft auch für angestrebte Anerkennung oder Erfolgsbelohnungen, wie den Karriere-Aufstieg oder die Gehaltserhöhung. Es stellt sich die Frage: Wie scheitert man nun "erfolgreich"? "Das mag im ersten Moment höhnisch klingen, aber wenn es gelingt, die vielen positiven Aspekte daraus zu erkennen, von denen es unzählige gibt, kann persönliches Scheitern gleichzeitig den ersten Schritt in eine erfolgreiche Zukunft bedeuten", erläutert der Experte.

Doch viele Arbeitnehmer scheitern nicht wirklich, sondern zweifeln an ihrer Kompetenz. Dieses Phänomen nennt man Hochstapler-Syndrom. Wie man dieses behandelt und welche Ursachen dazu führen erfahren Sie hier.

KOMMENTARE (0)