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Mädchen in der Technik: Verstaubtes Image und Rollenklischees

Mädchen sind in der Technik nach wie vor rar gesät. Es gibt sie aber doch - Mädchen, die mit Schraubenschlüssel, Flex und Kabeltrommeln arbeiten wollen.

Auch Frauen können in technischen oder handwerklichen Berufen erfolgreich sein.
Auch Frauen können in technischen oder handwerklichen Berufen erfolgreich sein.
Luca Ecker und Angelina Maletzky beim Fertigen eines Schlüsselanhängers. Er ist angehender Elektro- und Energietechniker (1. Lehrjahr), sie will Kfz-Mechanikerin werden.
Luca Ecker und Angelina Maletzky beim Fertigen eines Schlüsselanhängers. Er ist angehender Elektro- und Energietechniker (1. Lehrjahr), sie will Kfz-Mechanikerin werden.

"Meine Freundinnen in der Schule möchten alle lieber Friseurin oder Kosmetikerin werden. Sie finden es aber gut, dass ich Kfz-Mechanikerin werden will", sagt Angelina Maletzky voller Stolz, als sie von ihrem Traumberuf erzählt.
Die 16-Jährige ist eines von vielen Mädchen, die beim österreichweiten "Girls' Day" mit dabei waren. In der Lehrwerkstätte der Salzburg AG erzählt sie von ihren Gedanken in Bezug auf ihr künftiges Berufsleben. Sie möchte sich im Rahmen ihrer Lehre zur Kfz-Mechanikerin auf Motorräder spezialisieren. "Ich bin mit Motorrädern aufgewachsen, habe das quasi von meinem Vater übernommen, der sich sehr für Motorsport interessiert", erklärt die Poly-Schülerin. Ihr Hobby soll zum Beruf werden: "In der Freizeit beschäftige ich mich auch sehr gerne mit Motorsport und Motorrädern."

Der Dreck schreckt manche Mädchen nicht ab

Von wegen Dreck, verschmierte Kleidung, schmutziges Gesicht, schwarze Finger und Nägel: Die weitverbreiteten Bilder, die einem in den Kopf kommen, wenn man an Kfz-Mechanik denkt, jagen Angelina keinen Schrecken ein. Ganz im Gegenteil. Es scheint, dass sie sich schon jetzt auf ihren möglichen künftigen Beruf freut: "Ich möchte beim Arbeiten in Bewegung sein, Werkzeug in der Hand haben, etwas schaffen und stolz drauf sein können." Handwerkliches Geschick bringe sie in jedem Fall mit, das stellt sie auch beim Fertigen von Werkstücken in der Schule regelmäßig unter Beweis. Was sagt sie zu den "Nebenwirkungen" der Kfz-Mechanik? "Der Dreck beim Arbeiten ist mir egal. Dafür gibt's schließlich daheim die Dusche!"

Typische Rollenbilder bei technischen Berufen

Sie existieren also doch - die Mädchen, die sich für handwerkliche oder technische Berufe in männerdominierten Bereichen interessieren. Nach wie vor sind es zwar relativ wenig Frauen- konservative, geschlechterspezifische Rollenbilder können hartnäckig sein -, es werden aber langsam mehr. Diverse Unternehmen in Österreich sind seit Langem bemüht, das verstaubte Image der technischen und handwerklichen Berufe aufzupolieren. Mädchen haben daher beispielsweise beim alljährlichen "Girls' Day" die Gelegenheit, das "Ungetüm" Technik genauer unter die Lupe zu nehmen. Bei der Salzburg AG konnten Mädels zum Beispiel in die Lehrwerkstatt schnuppern, den Lehrlingen beim Arbeiten über die Schulter schauen, und dabei gleich das eigene handwerkliche Geschick austesten: Beim Schlüsselanhängerfeilen und -individualisieren wurde eifrig gewerkt, die Mädchen zeigten sich fingerfertig und interessiert.

Was zieht Mädchen in die Technik?

Was kann für Mädchen anziehend sein, an einem technischen Beruf in einer männerdominierten Sparte? "Für mich war es die Herausforderung, Neues zu erlernen. Und weil ich dadurch viele Möglichkeiten habe. Ich konnte in meiner Lehrzeit sehr viel sehen und sehr viel lernen", erklärt Julia Löcker. Die 23-Jährige hat vor einem Jahr ihre Lehre zur Elektrotechnikerin (Modul Anlagen- und Betriebstechnik) abgeschlossen. Eine ihrer Aufgaben bei der Lehrabschlussprüfung war es, einen Kabelkanal zu flexen. Probleme mit Vorurteilen hatte sie nie. Auch mit den männlichen Lehrlingen ist die junge Frau immer gut ausgekommen. Eine Frage bejaht sie aber lächelnd: "In der Berufsschule war ich immer das einzige Mädchen. Das hat mir aber nichts ausgemacht. Es ist immer alles gut gelaufen." Neben der zusätzlichen Ausbildung zur Energietechnikerin startete Julia während der Lehre auch noch mit der Matura. Das heißt, tagsüber arbeiten und abends noch etwa vier Stunden die Schulbank drücken. Dazu braucht es eine ordentliche Portion Motivation. Julias Worte dazu: "Wenn man will, schafft man alles."

Der Girls' Day

Wie oben bereits erwähnt, möchte man mit dem "Girls' Day" Mädchen auf die verschiedensten technischen oder handwerklichen Berufe aufmerksam machen. Dieser Aktionstag bietet Mädchen die Möglichkeit, einen ganzen Tag ihre Fähigkeiten zu erforschen, neue Berufe kennen zu lernen, und bestenfalls auch noch Kontakte zu knüpfen. Alle weiteren Infos dazu finden Sie hier. Doch nicht nur Mädchen können in männerdominierenden Berufen schnuppern, auch Burschen wird diese Möglichkeit mit dem "Boys' Day" geboten. Hier bekommen Männer einen Einblick in soziale sowie pädagogische Berufe, da auch in diesen typischen "Frauenberufe" der Männeranteil fehlt.

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