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Lehren aus dem Lockdown

Wie Betriebe die Coronakrise bewältigen und möglicherweise als Chance nutzen können. Wirtschaftsprofessor rät: "Mitarbeiter qualifizieren und agile Strukturen aufbauen."

Unternehmen können die Krise unter Umständen auch als Chance nutzen.
Unternehmen können die Krise unter Umständen auch als Chance nutzen.

Auch in Salzburg ist ein neuerlicher Lockdown momentan nicht mehr auszuschließen. Was Betrieben hilft, durch Krisen wie einen Lockdown zu kommen, hat kürzlich Nikolaus Franke von der WU Executive Academy untersucht. Der Wirtschaftsprofessor befragte 130 internationale Manager, welche Faktoren für sie während des Lockdowns im heurigen Frühjahr erfolgsentscheidend waren. Die wesentlichsten waren dabei die Innovativität der eigenen Mitarbeiter (70 Prozent) und innovationsorientierte Unternehmensstrukturen (66 Prozent). Als weniger mitentscheidend für die Bewältigung des Lockdowns nannten die Befragten außerdem Kooperationspartner (29 Prozent), Kunden (24 Prozent), den Staat (20 Prozent) sowie Lieferanten (16 Prozent).

Nikolaus Franke leitet aus den Ergebnissen der Befragung folgende Ratschläge für Unternehmen ab:

„Unternehmen sollten weiter in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter investieren. Sie sind die Initiatoren und Treiber von Anpassungsreaktionen – oder eben die Verhinderer. Um dieses Potenzial zur Entfaltung zu bringen, braucht es zweitens agile und innovationsorientierte Strukturen.“

Kommen diese Dinge zusammen, könnten Unternehmen die Krise unter Umständen auch als Chance nutzen. In der Studie haben 91 Prozent der Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten ausgemacht. Knapp jedes zehnte hat neue Möglichkeiten entwickelt, die veraltete Unternehmensabläufe oder -strukturen aufbrechen und ersetzen könnten.

"Covid gab mir Zeit, mein Unternehmen aus der Vogelperspektive zu betrachten und die Schwachstellen meines bisherigen Geschäftsmodells herauszufiltern", sagt dazu einer der befragten Manager. Agilität sei ein Schlüssel zur Zukunft, meint einer, der alle Mitarbeiter prompt ins Homeoffice versetzt und ihnen trotzdem Zugang zu sensiblen Daten gewähren konnte.

Umstellung auf Homeoffice

Schnell genutzt haben den Beginn der Krise etliche Unternehmen. Ein Beispiel ist das 2017 in Wien gegründete Start-up "refurbed", das gebrauchte Elektrogeräte wie Smartphones, Laptops oder teure Staubsauger repariert und mit zwölfmonatiger Garantie per Onlineverkauf günstig weiterverkauft. "Wir haben unser Marketing auf Homeoffice-Geräte wie Laptops und Bildschirme umgestellt und konnten die Umsätze in dem Bereich deutlich steigern", schildert Mitgründer Peter Windischhofer. Die Belegschaft sei schon vor dem Lockdown zu 100 Prozent digital aufgestellt gewesen und habe oft "remote" (entfernt voneinander) zusammengearbeitet. Während der Krise sei man noch effizienter als zuvor geworden, so Windischhofer.

Kreative Köpfe sind in Krisen gefragt

Wie wertvoll kreative Mitarbeiter gerade in Zeiten großer Veränderungen sind, zeigt ein Beispiel aus Deutschland eindrucksvoll. Das mittelständische Büro- und Dienstleistungsunternehmen BüBa hatte naturgemäß große Vorräte an Desinfektionsmitteln, als die Coronakrise ausbrach. Kleine Pumpspender zur Handdesinfektion, die damals von aller Welt dringend gesucht wurden, hatte der Reinigungsdienstleister nicht. "Einem Mitarbeiter ist eingefallen, dass ein großes Möbelhaus schon immer solche Pumpspender verkauft. Man hat alles gekauft, was zu bekommen war. Für den Transport der Massen an Spendern schlugen die Mitarbeiter vor, die Mitfahrzentrale zu nutzen", schildert Wirtschaftsprofessor Franke. Auch für Abfüllung und Auslieferung habe sich die Belegschaft neue Wege einfallen lassen. Das Unternehmen wurde praktisch über Nacht vom Dienstleistungs- zum erfolgreichen Produktionsbetrieb. Franke: "Der neue Markt wurde durch viel Flexibilität und die unternehmerische Herangehensweise der Mitarbeiter erschlossen."

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