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HTL-Schülerin: mutig für die Mobilitätswende

Die 14-jährige Katharina besucht die HTL für Elektrotechnik in Itzling. Sie will einmal Autos bauen, die nicht umweltschädlich sind. Jetzt sucht sie nach einem Praktikum.

An der HTL in Itzling wird viel Wert auf Praxiserfahrung gelegt, sowohl in Schulprojekten als auch in Praktika.
An der HTL in Itzling wird viel Wert auf Praxiserfahrung gelegt, sowohl in Schulprojekten als auch in Praktika.
Katharina arbeitet mit einem kollaborativen Roboter, der mit Menschen interagiert.
Katharina arbeitet mit einem kollaborativen Roboter, der mit Menschen interagiert.

Der Raum ist zum Bersten voll. Vor der Bühne haben sich über 100 Menschen versammelt, darunter Angestellte, Führungskräfte und Selbstständige aus verschiedensten Branchen. Sie alle nehmen am Business Sundowner teil, einem Networking-Event im Jufa Hotel Salzburg. Plötzlich ergreift eine zierliche junge Frau mit fester Stimme das Mikrofon. "Hallo, ich bin Katharina, ich besuche die erste Klasse der HTL in Itzling im Zweig Elektrotechnik mit Schwerpunkt E-Mobilität und ich suche ein Praktikum."

Katharinas Mut wird belohnt. Nach ihrem Aufruf wird sie angesprochen, Kontakte werden geknüpft - ein Praktikum hat sich allerdings noch nicht ergeben. Auch Bewerbungen blieben bisher erfolglos. Sie sei zu jung, so die Rückmeldung.

Zukunftsweisende Zweige

Seit drei Jahren gibt es an der HTL Itzling im Fachbereich Elektrotechnik zwei Schwerpunkte, einen für E-Mobilität und einen für Autonome Robotik. Obwohl die Grundausbildung sehr ähnlich ist, stehen bei der E-Mobilität eher Energiespeicherung und Energiegewinnung im Mittelpunkt, bei der Autonomen Robotik geht es verstärkt ums Programmieren und Steuern von Robotern.

Ein typisches Berufsbild wäre in der Automatisierungstechnik zu finden, etwa beim Bau von Fertigungsstraßen in der Industrie. Auch innovative Ideen bahnen sich ihren Weg aus den Schulklassen der HTL in die Welt. Eine Gruppe von Schülern soll einen Kellner beim Einrollen von Besteck in Servietten beobachtet haben. Dass diese Handgriffe automatisiert werden könnten, ließ die Schüler nicht mehr los. Sie entwickelten eine Maschine, sogar ein Start-up soll daraus geworden sein.

Mit Vollgas Fortschritt gestalten

An der HTL in Itzling wird viel Wert auf Praxiserfahrung gelegt, sowohl in Schulprojekten als auch in Praktika. Die ersten Praktika seien meist eher handwerklich. Erst später gehe es in Richtung Planung und Entwicklung. Innerhalb der fünf Schuljahre bis zur Matura sind insgesamt acht Wochen Praktikum vorgesehen. Wie diese Wochen aufgeteilt werden, ist den Schülerinnen und Schülern selbst überlassen. "Katharina ist mit ihrer Praktikumssuche schon sehr früh dran", erzählt ihr Klassenvorstand Konrad Holzner. "Wenn man das erste Semesterzeugnis in den Händen hält, dann geht das schon wesentlich leichter."

Doch die Schülerin will sich nicht bremsen lassen. Katharina möchte so rasch wie möglich Erfahrungen sammeln, denn sie hat Ziele. Die 14-Jährige will einmal dazu beitragen, dass Mobilität neu gedacht wird: "E-Mobilität wird heute noch sehr kontrovers diskutiert, es gibt viele Vorteile, aber auch Nachteile. Ich möchte tiefer in die Materie eintauchen, es richtig verstehen und dann irgendwann ein Auto entwickeln, das für die Umwelt nicht mehr schädlich ist."

Thema Umweltschutz im Fokus

Über Umweltschutz wird in Katharinas Familie viel gesprochen. Besonders die Vermeidung von Plastikmüll und Mobilität seien Themen am Frühstückstisch. Als das Familienauto vor einem Jahr seinen Geist aufgegeben hat, wurde auch kein neues mehr angeschafft. Von Mondsee aus bewältigt Katharinas Familie alle Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das gehe ganz gut, auch der Weg zur Schule sei kein Problem.

In der Schule arbeitet Katharina am liebsten in der Werkstatt. Dort schweißt sie, lötet Platinen oder fertigt einen Nussknacker aus Eisen. Mathematik, Sport und Physik zählen zu ihren Lieblingsfächern. Katharinas Begeisterung ist hausgemacht. Ihr Vater arbeitete in der Fertigung von Motoren, das faszinierte Katharina schon, als sie klein war. Eigentlich wollte sie deshalb ursprünglich in Richtung Maschinenbau gehen.

Doch dann entdeckte sie ihre Neugier für die E-Mobilität. Der neue Ausbildungsschwerpunkt an der HTL in Itzling dürfte viele junge Menschen ansprechen. "Im Moment melden sich etwa 20 bis 30 Prozent mehr Jugendliche an, als wir Plätze zur Verfügung haben", schätzt Klassenvorstand Holzner. Die Schule ist eine der größten Westösterreichs mit 2300 Schülerinnen und Schülern. Etwa 250 sind es derzeit in der Abteilung Elektrotechnik, nur 13 davon sind weiblich. Neben Katharina gibt es noch ein weiteres Mädchen in der Klasse.

Aller Anfang ist manchmal schwer

"Am Anfang war das schon ein bisschen komisch", erinnert sich Katharina, "aber jetzt ist das ganz normal." Über mehr junge Frauen würden sich alle freuen. Etwa 10 bis 20 Prozent der HTL-Schülerinnen und -Schüler steigen im Laufe der fünf Ausbildungsjahre aus. Viele beginnen eine Lehre. Mit der Matura haben Absolventinnen und Absolventen aber automatisch einen Lehrabschluss in Elektrotechnik in der Tasche. Katharina würde gerne die Matura schaffen und dann studieren.

Dass Katharina das Sprechen vor vielen Menschen nicht weiter schwerfällt, ist wohl ihren Hobbys und der damit verbundenen Bühnenerfahrung zu verdanken. "Ich habe lange Theater und auch Kontrabass gespielt, dabei hatte ich Auftritte bei Musicals und Konzerten." Außerdem ist die 14-Jährige sehr sportlich. Im Winter trainiert sie Biathlon, im Sommer wandert sie gerne, fährt Mountainbike und geht klettern.

Interessierte Unternehmen, die Praktika für Jugendliche anbieten, dürfen sich gerne direkt bei der HTL Itzling melden unter: www.htl-salzburg.ac.at