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Geschäftstreffen im Ausland - Wo soll man sich wie verhalten?

Schlürfen, schmatzen und die Hand am Schießeisen - was bei Geschäftsessen in Europa nichts verloren hat, kann andernorts gang und gäbe sein.

Vor Geschäftsreisen sollte man sich über die Gepflogenheiten des Ziellandes informieren.
Vor Geschäftsreisen sollte man sich über die Gepflogenheiten des Ziellandes informieren.

Den Körpergeräuschen freien Lauf lassen, die Hand reichen oder doch verneigen - Schnäuzen oder nicht schnäuzen? Sich vor einer Geschäftsreise über örtliche Sitten und Benimmregeln zu informieren kann nicht schaden. Denn: Was in Österreich als gutes Benehmen gilt, muss im Ausland noch lange nicht so gesehen werden - das fängt bereits bei der Begrüßung an.

Benimmregeln und Verhalten in gewissen Ländern

Wie verhaltet man sich in England?
Geht es in das Land der Queen, ist Zurückhaltung angebracht: Humor ist erwünscht, sollte aber nicht zu umfassend eingesetzt werden. Smalltalk wird großgeschrieben, geeignete Themen sind das Wetter, Essen oder Sport - vor allem Fußball. Politik, Religion oder das Königshaus sind tabu. Beim ersten Aufeinandertreffen mit englischen Geschäftspartnern darf die Hand des Gegenübers kurz geschüttelt werden, bei der Verabschiedung und in nachfolgenden Treffen wird auf weiteren Körperkontakt verzichtet. Es sei denn, man hat den Geschäftspartner lange Zeit nicht gesehen. In Sachen Dresscode stehen dunkle Anzüge beziehungsweise Kostüme am Plan.

Wie verhaltet man sich in Frankreich?

Beachtet man ein paar Punkte in Sachen Business-Knigge, rückt der Geschäftsabschluss in Frankreich vielleicht näher. Pluspunkte bringt, die nationalen Speisen zu loben, die kredenzt werden - am besten natürlich in der Landessprache. Auf Unterhaltungen in Englisch legt man in der "Grande Nation" eher weniger Wert. Bei Gesprächen sollte man es tunlichst vermeiden, den französischen Nationalstolz zu verletzen, Themen wie Politik daher besser hintangestellt lassen. Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen: Bilanzen und dergleichen können bis nach dem Essen warten. Das Baguette darf man bei einem Geschäftsessen mit den Händen auseinanderbrechen, es muss nicht geschnitten werden. Und gegen ein Glaserl Wein (nicht mit Wasser mischen!) spricht ebenfalls nichts. Über die Stränge zu schlagen gilt natürlich auch in Frankreich als unschicklich. Will man ein Geschäft positiv abschließen, sollte man keine Chrysanthemen mitbringen, da diese bei Trauerfällen verschenkt werden.

Wie verhaltet man sich in Amerika?
Führt einen der Beruf in die USA, muss man natürlich nicht bewaffnet zum Geschäftstermin erscheinen - das gilt auch für Geschäftsreisen ins besonders waffenaffine Texas. Für Europäer eher untypisch, gibt es in US-Amerika trotzdem ein spezielles Detail zu beachten, wenn es zum Geschäftsessen kommt: Man speist nur mit einer Hand. Die andere ruht am Schoß. Das hat mit der Bewaffnung in früheren Zeiten zu tun - da lag die "ruhige" Hand beim Essen nämlich am Colt. Das Gericht wird in dem Fall vorgeschnitten, damit man es bequem mit einer Hand zum Mund führen kann.
Generell wird auf angemessene Kleidung Wert gelegt: Die guten alten Jeans sind nicht immer eine gute Wahl, Anzug beziehungsweise Kostüm steht im Allgemeinen auf der Kleiderordnung. Sogar am eigentlich leger gestalteten "Casual Friday" haben Turnschuhe nichts verloren, und auch das Hemd sollte nicht über der Hose getragen werden.

Wie verhaltet man sich China?
Die Chinesen schlürfen ihre Suppe und machen komische Geräusche beim Essen - ein Vorurteil? Nicht wirklich. "Chinesen benehmen sich tatsächlich so. Nicht alle, aber viele", sagt Hans-Michael Klein. Der Vorsitzende der Deutschen Knigge Gesellschaft hat auch eine Antwort parat, wenn es um das Warum geht: "Die rustikalen Umgangsformen entstanden in der Zeit Maos. Wer den roten Revolutionären zu höflich und gut erzogen erschien, machte sich verdächtig, zur verhassten Elite zu gehören. Deshalb benahm man sich absichtlich schlecht."
Örtliche Gepflogenheiten gilt es dennoch zu beachten: Zur Begrüßung verneigt man sich, Europäern wird teilweise auch die Hand gereicht. Bei der Verneigung übergibt man mit beiden Händen die Visitenkarte. Diese lässt man nicht sofort in der Versenkung verschwinden, man liest sie, behält sie in den Händen oder legt sie auf den Tisch. Bescheidenheit ist in China eine Tugend, daher: Zurückhaltend auftreten, Gefühlsregungen und starken Blickkontakt während des Gesprächs unterlassen. Rauchen und mit vollem Mund reden sind beim Essen hingegen gang und gäbe - Schnäuzen ist allerdings nicht gern gesehen. Die Stäbchen sollte man nicht im Reis "zwischenlagern" und immer einen kleinen Rest des Essens als Zeichen des Wohlstandes am Teller lassen.

Wie verhaltet man sich in Japan?
In Japan ist das Team wichtig, daher reist man meist schon in der Gruppe an. Auf gute Kleidung achten, schlampiges Auftreten wird als Respektlosigkeit bewertet. Nicht zu vergessen, dass man des Öfteren auch die Schuhe ausziehen muss, daher: auf vorzeigbare Socken achten. Einheimische begrüßen einander mit einer Verbeugung, Europäer grüßen mit Kopfnicken. Das Essen nimmt man geräuschvoll zu sich, "Nicht-Stäbchen-Esser" dürfen auch mit Besteck speisen. Getrunken wird in der Runde - gegenseitig einschenken und das Glas mit beiden Händen halten. Ansonsten wird Distanz bewahrt, Gefühle nicht erwähnt.

Wie verhaltet man sich in Russland?
In Russland legt man auf elegante Kleidung und Prunk Wert. Teure Uhren sind bei einem Meeting nichts Ungewöhnliches. In anderen Ländern eher unüblich, dürfen Frauen auch gerne etwas mehr Make-up auflegen. Einer Dame reicht man in Russland als Mann nur die Hand, wenn sie die Initiative ergreift. Gastgeschenke sind willkommen - nur zu billig sollten diese nicht sein. Ein Schulterklopfer oder sogar ein Küsschen auf die Wange sind nicht unüblich. Man sollte sich allerdings nicht von Anfang an übertrieben locker geben, mit etwas Zurückhaltung ist man besser gestellt. Und ja, um den Genuss von Wodka kommt man meist nicht herum - nach dem "offiziellen" Trinkspruch des Gastgebers wird auch vom Besucher ein Toast erwartet.