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Das Beste aus zwei Bildungswelten

Lehrkooperationen zwischen Universitäten und Fachhochschulen. Früher undenkbar, heute salonfähig und gefragt: gemeinsame Studiengänge.

Das Beste aus zwei Welten: Universität und Fachhochschule
Das Beste aus zwei Welten: Universität und Fachhochschule

Zwei Ausbildungsorte, zwei Systeme, ein Abschluss: Kooperationen zwischen Fachhochschulen und Universitäten sind zwar nicht die Regel, werden aber für Studierende und Lehrende zunehmend interessant. Großer Nachfrage erfreut sich beispielsweise der Masterstudiengang Human-Computer Interaction, der seit 2019 gemeinsam von der Fachhochschule Salzburg und der Universität Salzburg angeboten wird. Der viersemestrige Studiengang, der sich mit dem benutzerfreundlichen Entwerfen und Umsetzen von digitaler Technologie beschäftigt, ist international ausgerichtet. Der wissenschaftliche Leiter des Studiengangs an der FH, Bernhard Maurer, sieht in dieser Kooperation große Vorteile: "Ziel ist es, gute Lehre anzubieten. Wenn sich hier zwei Institutionen mit zwei Lehrsystemen und Lehrinhalten zusammentun, dann hat das großes Potenzial."

Die Vorteile der beiden Welten

Die Studierenden sind sowohl an der FH als auch an der Uni eingeschrieben, besuchen Lehrveranstaltungen an beiden Standorten und bekommen einen Abschluss von beiden Institutionen. "Sie profitieren von dem großen Pool an Lehrenden und dem damit verbundenen größeren inhaltlichen Spektrum, das vermittelt wird. Das ist gerade bei diesem praktisch als auch theoretisch orientierten Studiengang sehr wichtig", erklärt Maurer.

Bild: SN/fh salzburg
„Die zwei Systeme haben zusammen großes Potenzial.“ Bernhard Maurer, wiss. Leiter FH

Ein weiterer Vorteil sei die Möglichkeit, ein gemeinsames Doktoratsstudium anbieten zu können - das ist einer Fachhochschule bislang verwehrt. Auch Manfred Tscheligi, Professor für Human-Computer Interaction an der Universität Salzburg, ist von dem gemeinsamen Masterstudium überzeugt: "Die FH verfügt vermehrt über die technische, praxisorientierte Expertise, die Uni ist prinzipiell theoretischer und wissenschaftlicher orientiert. Diese Synergien ergänzen sich optimal. Es war naheliegend, daraus eine gute Ausbildung zu kreieren, die sowohl praxisnah als auch wissenschaftlich fundiert ist." Im Zuge der Planung und Vorbereitung des Masterstudiums sei es für ihn wichtig gewesen, das Studium komplett auf Englisch anzubieten. "Erstens ist Englisch die Fachsprache, zweitens muss man hier global und international denken, um wettbewerbsfähig zu bleiben." Laut Tscheligi hat sich diese Entscheidung bewährt: "Unser Masterstudium steht international gut da, wir werden im Ausland gesehen und locken internationale Studierende an, die teilweise viel Fachwissen für einen spannenden fachlichen Austausch mitbringen. Das ist aufgrund unseres interdisziplinären Studiums besonders spannend - genau wie unterschiedliche Kulturkreise."

Welche Regeln gelten wo?

Prof. Andreas Uhl von der Uni Salzburg bietet mit seinem Team seit rund zehn Jahren den Masterstudiengang Applied Image and Signal Processing gemeinsam mit der FH Salzburg an. Ausschlaggebend für die Kooperation sei damals in erster Linie die optimale Nutzung bestehender Ressourcen gewesen - "das hat bei einem kleinen Standort wie Salzburg einfach Sinn", sagt Uhl. Einfach sei es nicht immer gewesen: "Anfangs mussten wir viele Hürden überwinden. Besonders hinsichtlich der Administration und Organisation war es nicht leicht, die beiden Systeme unter einen Hut zu bringen." Doch die Mühen haben sich ausgezahlt. "Wir haben uns geeinigt, dass bei Lehrveranstaltungen, die an der Uni stattfinden, die Uni-Regeln gelten, und bei FH-Veranstaltungen die der FH. Das funktioniert ganz gut", erklärt Uhl. "Für die Studierenden ist es spannend, weil sie die Möglichkeit haben, zwei Institutionen, deren Ausrichtungen und Arbeitsweisen kennenzulernen."

Gesetzesänderung war nötig

Als "gut eingespielt" bezeichnet Prof. Johann Höller die Zusammenarbeit der FH Oberösterreich und der Johannes-Kepler-Universität in Linz (JKU) hinsichtlich des gemeinsamen Studiengangs Digital Business Management. Nicht ohne Stolz erinnert sich der Institutsleiter an der JKU an die Anfänge vor elf Jahren: "Wir waren bei den Ersten in Österreich, die so etwas angeboten haben. Damals wurde sogar das bestehende Gesetz geändert, denn bis dahin waren solche Kooperationen im Inland nicht erlaubt", erzählt Höller. "Wir wollten das unbedingt machen, weil Digital Business damals wenig verbreitet war und es an beiden Standorten entsprechende Kompetenzen gab." Mittlerweile ist der Markt in diesem Bereich zwar enorm gewachsen, aber die Erfahrung habe gezeigt, dass eine Weiterführung der Kooperation sinnvoll sei. Höller: "Die Universität wie auch die FH haben hervorragende Systeme und Lehrende. Es hat Sinn, das Beste aus zwei Welten zu verbinden."

Bild: SN/jku linz
„Wir waren bei den Ersten in Österreich.“ Johann Höller, Professor an der JKU

Der Unterricht findet schwerpunktmäßig an Wochenenden statt, die Module sind sowohl räumlich als auch personell aufgeteilt. "Das berufsbegleitende Studieren ist ja eher ein FH-Merkmal. Das gibt es an den Unis in der Form kaum, obwohl viele Studierende nebenbei arbeiten. Sie haben aber oft nicht die richtigen Voraussetzungen, wodurch sich die Studienzeiten verlängern. Das zeigt, wie wichtig die gemeinsame Organisation ist", ergänzt Prof. Andreas Auinger, der als Studiengangsleiter Digital Business Management an der FH OÖ/Campus Steyr Höllers Kooperationskollege ist. Auch er ist mit der Entwicklung des Master-studiums zufrieden: "Anfangs war es schon spannend, wie das funktioniert. Zwar gibt es in anderen Bereichen, z. B. auf Forschungsebene, schon lange Kooperationen zwischen Fachhochschulen und Unis. Im Rahmen eines regulären Studiengangs aber nicht." Er glaubt, dass sich viele Bewerber von dieser Kooperation angesprochen fühlen, weil sie nicht von einem vertrauten System in ein für sie unbekanntes neues System wechseln müssen.

Zudem könne die FH sich die Studenten aussuchen - eine solche "Selektion" ist an Universitäten grundsätzlich nicht möglich. Aufgrund der großen Nachfrage - zirka 100 Bewerber - sei ein Zulassungsverfahren aber nötig. Ab kommendem Herbst wird es zehn zusätzliche Studienplätze geben (40 statt bisher 30). Johann Höller verweist in diesem Zusammenhang auf Abschlussquoten von rund 90 Prozent - "das ist überdurchschnittlich hoch, mehr kann man sich fast nicht wünschen".