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Gesunder Arbeitsplatz im Homeoffice

Im heimischen Büro braucht es nicht nur eine bessere technische Infrastruktur. Die Arbeitsplatzergonomie bleibt oft auf der Strecke, die Menschen haben verstärkt gesundheitliche Probleme.

Die Arbeitsbedingungen im Homeoffice sind oft nicht ideal.
Die Arbeitsbedingungen im Homeoffice sind oft nicht ideal.

"Homeoffice", das ist 2020 sicherlich ein Begriff, der es zum "Wort des Jahres" schaffen könnte. Denn die Coronakrise hat diesbezüglich einen massiven Schub ausgelöst. Zu Beginn des Lockdowns mussten viele Firmen von einem auf den anderen Tag gänzlich auf Homeoffice umstellen. Das stellte viele vor neue Herausforderungen. Ein halbes Jahr später hat sich die traditionelle Büroarbeit dauerhaft verändert, viele Unternehmen sind auf eine Mischung aus Homeoffice und Büroarbeit umgestiegen. Das zeigt eine aktuelle Erhebung von Magenta Telekom und dem Marktforschungsinstitut marketmind. 50 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, bereits die Möglichkeit auf Homeoffice zu haben und diese, je nachdem wie es die aktuelle Situation erfordert, auch zu nutzen.

Wie sieht der Arbeitsplatz zu Hause aus?

Das verändert auch die Anforderungen an den persönlichen Arbeitsplatz zu Hause. Noch vor wenigen Monaten war der wichtigste Bestandteil für das Homeoffice die Hardware, also der PC. Während des Lockdowns hat hier ein Umdenken eingesetzt und mittlerweile sind die Konnektivität sowie eine stabile und schnelle Internetverbindung die wichtigsten Komponenten für ein effizientes Arbeiten in den eigenen vier Wänden.

Doch bei aller Notwendigkeit der technischen Infrastruktur ist es vor allem auch die Arbeitsplatzergonomie, die gerade zu Hause zu wünschen übrig lässt. Denn während in Firmen diesbezügliche gesetzliche Vorschriften auch kontrolliert werden, etwa durch das Arbeitsinspektorat, ist das beim Homeoffice selten der Fall beziehungsweise kaum zu kontrollieren. Gesundheitliche Probleme sind die Folge. Laut der aktuellen Aeris-Studie "Arbeiten im Homeoffice" haben mittlerweile 53 Prozent der Arbeitnehmer in der DACH-Region Erfahrung mit dem Arbeiten in den eigenen vier Wänden. Auch wenn dadurch in vielen Unternehmen der Betrieb erfolgreich aufrechterhalten werden konnte, fällt die gesundheitliche Bilanz bisher ernüchternd aus. 64 Prozent der Arbeitnehmer klagen über gesundheitliche Probleme durch die Arbeit im Homeoffice. Vor allem Rücken-, Muskel- und Kopfschmerzen plagen die "Homeworker". Für die Studie hat Aeris eine Befragung unter 2000 Arbeitnehmern in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt.

Die Studie zeigt, dass die Ursachen für viele gesundheitliche Probleme ganz offensichtlich in der Gestaltung des Arbeitsplatzes zu Hause zu finden sind. Nur gut jeder zweite Homeworker (56 Prozent) verfügt daheim über ein eigenes Arbeitszimmer, während der Rest an Ess-, Küchen- oder Wohnzimmertischen sowie in Schlaf- und Gästezimmern improvisieren muss. Zudem müssen sich berufstätige Paare oft ein Arbeitszimmer teilen beziehungsweise sich in der Nutzung abwechseln.

Hinzu kommt, dass mehr als jeder zweite Arbeitnehmer mit Homeoffice-Erfahrung darüber klagt, dass sein Arbeitsplatz sowohl technisch (53 Prozent) als auch in Sachen Büromöbel (54 Prozent) deutlich schlechter ausgestattet ist als der Arbeitsplatz in der Firma. So wünscht sich jeder Dritte für zu Hause einen ergonomischen Bürostuhl sowie einen höhenverstellbaren Schreibtisch.

Folgen für die Gesundheit

Welche gesundheitlichen Folgen Gestaltung und Ausstattung des Homeoffice-Arbeitsplatzes haben, zeigen weitere Ergebnisse der Studie: Während insgesamt zwei Drittel der Arbeitnehmer im Homeoffice über gesundheitliche Probleme klagen, sind es bei denjenigen, die das Schlaf- oder Gästezimmer als Arbeitsplatz nutzen müssen, sogar rund drei von vier Arbeitnehmern. Die Liste der durch das Arbeiten im Homeoffice hervorgerufenen gesundheitlichen Probleme wird angeführt von Rückenschmerzen (26 Prozent). Dahinter folgen Muskelschmerzen etwa im Nacken- oder Schulterbereich gleichauf mit Kopfschmerzen (jeweils 21 Prozent). Neben einer Gewichtszunahme klagen zudem 20 Prozent der befragten Homeworker über Müdigkeit und Erschöpfung sowie Stress und Unruhe. Bei mehr als jedem Zehnten (12 Prozent) führt die Arbeit in den eigenen vier Wänden nach eigener Aussage sogar zu psychischen Problemen wie Abgeschlagenheit und Depressionen.

"Die jetzt begonnene dunkle Jahreszeit dürfte diese gesundheitlichen Probleme noch verstärken", ist Aeris-Gründer Josef Glöckl überzeugt: "Erstens haben viele Unternehmen angesichts steigender Infektionszahlen die Homeoffice-Quoten schon wieder spürbar erhöht und zweitens fallen in Herbst und Winter die Möglichkeiten, sich draußen sportlich zu betätigen, doch deutlich geringer aus." Umso wichtiger sei es daher, den Homeoffice-Arbeitsplatz so gesund wie möglich einzurichten. "Innovative Bürostühle, die permanent Bewegung ermöglichen, können ganz nebenbei dafür sorgen, dass die Rücken- und Nackenmuskulatur gestärkt wird", schlägt der Experte vor: "Immer noch sitzen zu viele Menschen zu oft im Stillstand. Der Mangel an Bewegung raubt uns schon nach kurzer Zeit Konzentration, Energie, Kreativität und vor allem unsere Gesundheit. So sind Rückenschmerzen mittlerweile die häufigste Ursache für Krankmeldungen. Sie sind für jeden zehnten Fehltag verantwortlich."