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Wir werden doch alle lieber auf unsere Stärken hingewiesen

Du bist kein besonderes Bewegungstalent! Du bringst alle Sprachen durcheinander! Du liest viel zu langsam! Dank des Umfelds werden Jung und Alt kontinuierlich auf die eigenen Schwächen hingewiesen und so verliert man schnell die Lust und Motivation etwas zu verändern. Auf Kinder kann das Herausstreichen der Schwächen einen Einfluss auf die Gesundheit sowie die persönliche Entwicklung haben. Das Erkennen und fördern der Stärken ist vor allem für die Eltern beim Thema Schulfindung relevant.

Wo eine Schwäche, da auch eine Stärke!
Wo eine Schwäche, da auch eine Stärke!

Wer sich im Internet über Stärken und Schwächen informieren möchte, kommt direkt auf Seiten die Tipps rund um das Bewerbungsgespräch preisgeben. Das kann durchaus hilfreiche sein, denn welcher Arbeitgeber möchte nicht wissen, welche Stärken und Schwächen er sich mit dem Bewerber mit ins Boot holt. Das Thema beschäftigt aber nicht nur bei der Jobsuche, sondern vor allem auch Eltern, die ihre Kinder fördern und richtige Entscheidungen für deren Zukunft treffen möchten.

Über menschliche Stärken und Schwächen

Rücken wir den lieben Nachwuchs für einen Moment zur Seite und erinnern uns an eine Situation, in welcher wir unsere, oder die Stärken einer anderen Person, außer Acht und uns nur auf die Schwächen konzentriert haben. Das kann zum Beispiel ein Mitarbeiter sein, der bei jedem Meeting bis ins kleinste Detail vorbereitet ist, jedoch länger als alle anderen für die Bewältigung einer Aufgabe benötigt. Und wenn man sich das letzte Telefonat mit der Freundin durch den Kopf gehen lässt, dann hat man das eigene Kind in kein besonders gutes Licht gerückt - statt von der guten Deutschnote auf die letzte Schularbeit, war dann doch nur von der Faulheit des Nachwuchses die Rede.

Eltern streichen oft die negativen Eigenschaften ihrer Kinder heraus, statt die Stärken noch mehr zu fördern.

Wie geht man mit den Schwächen des Kindes um?

Mehrere Studien haben sich bereits mit dem Einfluss von Schwächen auf die Psyche des Kindes beschäftigt. So auch eine Studie aus Indien. Forscher haben sich mit der Verbindung zwischen Lernschwächen, wie Lese- oder Rechenschwäche und psychischen Problemen auseinandergesetzt. Aus den Untersuchungen ging hervor, dass rund 30% der Schüler und Schülerinnen mit Lernschwächen auch Verhaltensstörungen oder emotionale Auffälligkeiten wie Depression, Ängste oder Aggressivität zeigen.

Das wir die Schwächen einer Person, in diesem Fall eines Kindes, in den Vordergrund rücken und über negative Erfahrungen, wie zum Beispiel Schulnoten, länger sprechen als über positive, kann gravierende Auswirkungen auf die Entwicklung des Nachwuchses haben. Wenn zu Hause am Esstisch die Verfehlungen des Kindes im Mittelpunkt stehen, dann wird es die Lust am Lernen, den Spaß am Sport, oder generell die Motivation sich weiter zu entwickeln und neue Dinge auszuprobieren, verlieren.

Schwächen der Kinder sollen natürlich nicht einfach ignoriert werden, doch die Herangehensweise ist hierbei essentiell. So haben sich diverse Untersuchungen damit beschäftigt, ob die Förderung der Stärken auch eine positive Wirkung auf die Schwächen hat. Einige Experimente haben diese Annahme bestätigt. So hat die Universität in Zürich ein kleines Experiment durchgeführt, welches am Ende zeigte, dass sich bei Schulkindern die Förderung von Stärken besser auf die sogenannten 'Problemfächer' auswirkt, als die reine Fokussierung auf die Schwächen durch z.B. Nachhilfeunterricht. Das gleiche gilt auch beim Sport oder anderen Hobbys. Durch Erfolgserlebnisse steigt die Motivation und Energie sich auch mit schwierigen Dingen, wie den eigenen Schwächen, auseinanderzusetzen.

"Ein großer Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Furcht." Jean Paul Satre

Eltern machen sich Sorgen um ihre Kinder und möchten durch das Hinweisen und das Arbeiten an deren Schwächen diese am Ende in Stärken umwandeln. Ziel ist es, das eigene Kind auf den gleichen Stand wie andere Kinder zu bringen - damit sollen bessere Chancen für die Zukunft gewährleistet werden. Doch jedes Kind entwickelt sich in einem anderen Tempo und unterscheidet sich in so vielen Facetten von anderen Menschen - das Hervorheben der Schwächen und der Vergleich mit Anderen hat langfristig daher einen gegenteiligen Effekt.

Kinder, die auf ihre Stärken hingewiesen werden und merken, dass die Eltern sowie die Bildungseinrichtungen diese unterstützen und aktiv fördern, entwickeln ein positives Selbstbild und einen gesunden Ehrgeiz.

Stärken sind Teil der Identitätsbildung

Eines muss ganz klar gesagt werden - wo eine Schwäche, da auch eine Stärke. Eltern kennen ihre Kinder und wissen genau, wo diese ihre Stärken ausspielen können. So haben rechenschwache Kinder oft interessante Lösungswege parat, um die schwierigsten Aufgaben zu lösen. Oder leseschwache Kinder sind wahre Bewegungstalente und haben ein besonders scharfes Gedächtnis und merken sich Texte und Zahlen besonders gut. Bei einem Gespräch mit den Lehrern können die Erziehungsberechtigen herausfinden, in welchen Schulfächern das Kind besonders glänzt und in welchen Fächern es sich durch besonderes Engagement bemerkbar macht.

Das Erkennen, Herausstreichen und Fördern der Stärken ist unter anderem bei der Schulfindung ein wichtiger Vorgang. Eltern fühlen sich bei der Wahl der richtigen Schule für ihr Kind stark unter Druck gesetzt, denn das Angebot ist groß und die Entscheidung wirkt sich maßgeblich auf die Entwicklung des Kindes aus.
Stärken haben daher nicht nur einen Einfluss auf die persönlichen Entwicklung, sondern auch auf die spätere Berufsfindung und Orientierung. Denn wer seine Stärken kennt, weiß auch wie und wo er sie einsetzen kann.

Ein Mensch, dem nur die eigenen Schwächen vor Augen geführt wurden, kennt die wahren Stärken oft gar nicht.


Kinder richtig loben - Stärken immer weiterentwickeln

Die Psychologin Carol Dweck von der US-amerikanischen Stanford-Universität hat mit ihrem Team im Zuge einer Studie mit Schulkinder herausgefunden, dass diese motivierter und ehrgeiziger an eine Aufgabe herangehen, wenn sie für ihre Leistung und Willenskraft gelobt werden und nicht pauschal für ihre Intelligenz. Wenn der Einsatz und das Engagement eine Aufgabe zu lösen herausgestrichen wurde, konnten die Kinder auch besser mit Misserfolgen umgehen. Kinder, die für ihr außerordentliches Hirnschmalz gelobt wurden, hatten mit dem Scheitern länger zu kämpfen.

Die Studie zeigt, dass es gravierenden Unterschied macht, wie und vor allem auch was gelobt wird. Werden die Mühen gelobt, dann entwickeln Kinder den Ehrgeiz sich trotz Misserfolge neuen Herausforderungen und ihren Schwächen zu stellen.

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