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Pandemie beeinflusst Gehör

Homeoffice macht unser Gehör geräuschempfindlicher. Masken vor dem Gesicht erschweren das Verstehen und Videocalls können es erleichtern.

In der Coronapandemie ist es schwieriger geworden, einander zu verstehen.
In der Coronapandemie ist es schwieriger geworden, einander zu verstehen.

Ein gesundes Gehör gibt Sicherheit, ob am Arbeitsplatz oder im Privaten. Seit Homeoffice oder Kurzarbeit für zahlreiche Beschäftigte Gewohnheit ist, ist es still geworden. Kein Kollege telefoniert, kein Handy klingelt am Nachbarschreibtisch. Da wird das Gehör schnell geräuschempfindlich. Wird es plötzlich mit Lärm konfrontiert, wirkt dieser viel stärker, als er eigentlich ist. Von diesen Erfahrungen von Beschäftigten berichten die heimischen Hörakustikerinnen und -akustiker. Landesinnungsmeister Jürgen Pöpsel nennt als Beispiel Mitarbeitende der Gastronomie: "Wer vorher im lauten Restaurantbereich gearbeitet hat und jetzt plötzlich viel allein ist, erlebt Lärmsituationen auf einmal als unangenehm laut." Für akute Situationen empfiehlt er die Anpassung eines Gehörschutzes. In der Regel passe sich das Gehör aber bald wieder an.

Stress für die Ohren verursacht die Pandemie auch in weiterer Hinsicht

Etwa dann, wenn das Gegenüber eine Maske trägt. Masken verringern die Lautstärke des Gesagten enorm. "MNS- und FFP2-Masken dämpfen die für die Sprachverständlichkeit wichtigen höheren Frequenzen ab einem Kilohertz aufwärts. Fünf bis zehn Dezibel an Lautstärke fallen durchschnittlich weg. Zehn Dezibel entsprechen etwa einer Halbierung der Lautstärke", erklärt Pöpsel. Die Lippen seines Gesprächspartners zu lesen half bisher vielen Menschen mit leichten Hörschwächen zu besserem Verständnis. Seit der ausgeweiteten Maskenpflicht fällt oftmals auch diese Behelfsmöglichkeit aus. Erst durch diese Umstände merkten in den vergangenen Monaten zahlreiche Menschen, dass sie schlecht hören.

Zu wenige Hörtests aus Angst vor Corona

Aus Angst davor, sich irgendwo mit dem Coronavirus anstecken zu können, bleiben Betroffene eher mit ihrem beginnenden Gehörverlust allein. Zu wenige ließen derzeit ihr Gehör testen, berichtet der Hörakustiker. Etwa 13 Prozent der westeuropäischen Bevölkerung meldeten zurzeit Hörprobleme. Zugenommen haben seit Ausbruch der Pandemie Tinnitus-Probleme. Oft wird erst im Zuge dessen eine Einschränkung des Hörvermögens erkannt. Ist das der Fall, kann auch dagegen ein Hörgerät hilfreich sein. Jürgen Pöpsel erläutert den Zusammenhang so: "Wenn die Hintergrundgeräusche wieder klarer wahrnehmbar sind, dann maskieren sie zum Teil die störenden Tinnitus-Geräusche."

Vorteile virtueller Meetings

Positiv erleben viele Beschäftigte in puncto Pandemie die vielen Videogespräche. Hier helfen oftmals Kopfhörer dabei, die Gesprächspartnerinnen und -partner deutlich zu verstehen. Wichtig ist, die Lautstärke gut einzustellen. Ein weiterer Vorteil virtueller Meetings und Konferenzen ist das Fehlen der Gesichtsmasken. Menschen mit Hörschwächen können auf diese Art wieder die Mimik und die Lippen ihres Gegenübers lesen. Bei physischen Treffen in großen Räumen stellt das für Betroffene leicht einmal ein Problem dar.