SN.AT / Leben / Karriere

Für Nichtraucherkultur, gegen Digitalisierungsfolgen

Die "Gesunde Arbeitswelt 4.0" steht laut Public Health Gesellschaft, SVA und Fonds Gesundes Österreich vor zahlreichen, alten und neuen Herausforderungen.

Für Nichtraucherkultur, gegen Digitalisierungsfolgen
Für Nichtraucherkultur, gegen Digitalisierungsfolgen

Betriebliche Gesundheitsfördermaßnahmen müssen laut Public Health Gesellschaft auf die Risiken der digitalisierten Arbeitswelt eingehen. Nicht neu, in Österreich aber weiter aktuell sei der Schutz vor schädigenden Substanzen wie Zigarettenrauch in den Betrieben. Zudem brauche es mehr unabhängige Forschung - Stichwort Patientendaten-Freigabe. Die SVA startet im Sommer ein Pilotprojekt zur Gesundheitsförderung für EPUs.
Wesentliche Daten über den Weg in die Arbeitsunfähigkeit stünden im Gegensatz zu Ländern wie Schweden, Großbritannien oder die Niederlande noch nicht routinemäßig zur Verfügung, sagt Thomas Dorner, Präsident der Public Health Gesellschaft in Österreich. Die aktuelle Diskussion gehe allerdings in die richtige Richtung. "Die Sorgen bezüglich Datenschutz muss man ernst nehmen. Am Beispiel anderer europäischer Länder sieht man aber, dass dieses Problem gut gelöst werden kann." Er gibt sich zuversichtlich, dass die Forschung mit nicht rückverfolgbaren Routinedaten kommen werde. Das Forschungsorganisationsgesetz sieht ab 2019 leichteren Zugriff für Wissenschafter auf Datenbanken des Bundes vor. Die Ärztekammer hat deshalb unlängst zum Ausstieg aus der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) geraten.

"Nichtraucherkultur entwickeln"

Beim Thema Tabak gehe es nicht nur um das gekippte Verbot in der Gastronomie, sondern "die Schaffung einer Kultur", in der Rauchen "nicht als normal oder gar sozial erwünscht, sondern als gefährlich angesehen wird", betont Dorner. In Österreich sei die Sterblichkeit an Herz-Kreislauferkrankungen in den Jahren 2000 bis 2014 bei Frauen um 24 Prozent und bei Männern um 20 Prozent gesunken. In OECD-Ländern, die in diesem Zeitraum ein Rauchverbot in Lokalen eingeführt haben, sei die Mortalität allerdings noch viel stärker zurückgegangen - bei Frauen im Schnitt um 29 und bei Männer um 26 Prozent.
Und während in vielen Ländern der Anteil der Raucher immer kleiner wurde, sei er in Österreich bei den Männern praktisch gleich geblieben, bei Frauen sogar um 15 Prozent gestiegen. Besonders hohe Zuwächse habe es bei Frauen im Alter von 30 bis 65 Jahren (plus 20 Prozent) gegeben sowie bei Frauen mit niedriger Schulbildung (plus 42 Prozent), mit Migrationshintergrund (plus 56 Prozent aus EU-Ländern und plus 31 Prozent aus anderen Regionen) sowie bei Frauen mit Diabetes mellitus (plus 67 Prozent). Bei den Männern gab es nur einen Anstieg in der Gruppe der Arbeitslosen (plus 31 Prozent). Dorner zufolge sind 34 Prozent der Erwerbstätigen noch regelmäßig Tabakrauch in Innenräumen ausgesetzt, davon auch 23 Prozent der Nichtraucher.

Gesundheitsförderung auch bei kleinsten Unternehmen

An Ein-Personen-Unternehmen (EPUs) richtet sich die Sozialversicherungsanstalt (SVA) mit einem Gesundheitsförderprogramm, das im August in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland als Pilotprojekt startet. Laut einer aktuellen SVA-Umfrage mit 4.800 Teilnehmern spiele die Digitalisierung im Alltag der Selbstständigen eine immens große Rolle. Die Möglichkeit, überall und jederzeit zu arbeiten, habe aber auch negative Seiten. 30 Prozent der Befragten meinten, sie hätten zu wenig Zeit für Familie und Freunde, zitiert Alexander Herzog, Obmann-Stv. der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft, aus den Daten, die noch präsentiert werden sollen. 18 Prozent aller Selbstständigen stimmten der Frage "Ich kann meine Arbeit vernünftig aufteilen" eher nicht oder nicht zu.
Auch Klaus Ropin, Leiter des Fonds Gesundes Österreich, weist auf die neuen Anforderungen der Arbeitswelt 4.0 hin. Früher habe sich betriebliche Gesundheitsförderung vor allem mit Problemen des Stützapparates durch schweres Heben und Tragen beschäftigt, heute stünden psychosoziale Fragen im Vordergrund. Das Engagement zahle sich aber aus: "Jeder investierte Euro kommt zumindest dreifach zurück."


KOMMENTARE (0)