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Burnout - Die Kunst NEIN zu sagen

Was ist Burnout und welche Präventionsmaßnahmen gibt es? Wohin wendet man sich wenn die Symptome auf ein Ausbrennen hindeuten?

Burnout tritt nicht von heute auf morgen auf, es ist meist eine Spirale aus privaten, beruflichen und emotionalen Stress.
Burnout tritt nicht von heute auf morgen auf, es ist meist eine Spirale aus privaten, beruflichen und emotionalen Stress.

Seit Jahren ist der Begriff Burnout in aller Munde und oft findet er allzu inflationär Verwendung. Doch was bedeutet Burnout, welche Symptome und Therapieformen gibt es und wer ist besonders stark betroffen?

Das Burnout Syndrom - Rückblick

Der Begriff führt uns zurück in die 1970er Jahre, als Herbert Freudenberger diverse Veränderungen an sich und seinen Kollegen in einer ehrenamtlichen Klinik wahrnahm und diese in einem Bericht veröffentlichte. Schon in den 60er Jahren war der Begriff bekannt, doch nicht wissenschaftlich behandelt worden. Freudenberger stellte mit der Zeit eine Lustlosigkeit hinsichtlich seiner Tätigkeiten in der Klinik, Schlafstörungen und einen zynischen Umgang mit den Patienten, fest. Auch während der Beobachtung von Kollegen zeigte sich eindeutig, dass sich ihr Wesen und Charakter im Laufe der Zeit deutlich veränderte.
Bis heute ist die Wissenschaft davon überzeugt, dass vor allem Personen die mit Menschen arbeiten (Ärzte, Pflegeeinrichtungen etc.), besonders gefährdet sind mit zunehmenden Stress quasi "auszubrennen".

Das Burnout Syndrom - Diagnose und Symptome

Ärzten fällt es besonders schwer eine Diagnose zu stellen, da meist einzelne Symptome nach und nach auftreten. Eine richtige Ausgebranntheit kommt auch nicht von heute auf morgen, sondern tritt dann auf, wenn man sich über einen längeren Zeitraum in einer Spiralle aus Stress, (Leistungs-) Druck, Negativität, Mobbing etc. befindet. Diese Faktoren können im Alltag, im Familienleben, in der Schule oder im Beruf auftreten und überhand nehmen. Auch Personen ohne Job oder Familie sind durchaus gefährdet, da in diesen Fällen oft Existenzangst, Zweifel etc. den Alltag beherrschen.
Burnout ist von außen nicht schnell erkennbar, daher tragen viele Betroffene ihr Leid oft jahrelang mit sich herum, bevor sie Hilfe suchen. Burnout beeinflusst die Gefühlswelt genauso stark wie die Gedanken und das Verhalten.
Als oft genannte Symptome zur Erkennung von Burnout sind zu nennen:

  • Angstgefühle
  • Perspektivlosigkeit
  • Rückzug aus dem sozialen Leben
  • Schlaflosigkeit
  • Herzrasen
  • Bluthochdruck
  • Antriebslosigkeit

Das Burnout Syndrom: Auslöser

Die Auslöser können so vielschichtig sein wie die Symptome. Wer sich selbst unter Druck setzt, ein relativ geringes Selbstwertgefühl hat und ständig der besten Version von sich selbst nachläuft, kämpft mit der einen Art von Auslösern. Weitere mögliche Auslöser können von außen kommen, wie zum Beispiel Mobbing, Arbeitsüberlastung und Probleme in der Beziehung oder mit der Familie.

Das Burnout Syndrom - Die Phasen

Es gibt unterschiedliche Definitionen dazu, in welchen Phasen Burnout verläuft. Im Internet findet man zu diesem Thema verschiedene Ansätze und Varianten. Zusammengefasst können die Phasen grob wie folgt eingeteilt werden:

  • Vernachlässigung
    Die erste Station beschreibt die Vernachlässigung eigener Bedürfnisse. Meist aufgrund einer hohen Arbeitsauslastung. Bedürfnisse und Wünsche rücken völlig in den Hintergrund und die Gedanken Kreisen sich im die Arbeit.
  • Verdrängung
    Statt sich Konflikten zu stellen, werden diese verdrängt und der Fokus geht ununterbrochen auf die Arbeit, die Familie etc. Frustration macht sich breit und ein zynisches Verhalten gegenüber Patienten, Kollegen etc. macht sich bemerkbar.
  • Rückzug
    In dieser Phase fühlt man sich bereits überfordert und zieht sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Bei privaten Anrufen wird nicht abgehoben und ein Abend mit Freunden wirkt plötzlich nicht mehr wirklich verlockend. Vor allem Personen, die auch im Arbeitsalltag mit Menschen zu tun haben (Krankenschwester, Führungskräfte etc.) ziehen sich in die eigenen vier Wände zurück und meiden dort jeglichen Kontakt nach außen.
  • Leere
    Neben der sozialen Isolation werden Verhaltensveränderungen merkbar. Der Betroffene fühlt sich leer und emotionslos und reagiert in diversen Situationen völlig anders als gewohnt. Gleichgültigkeit beherrscht den Alltag, man findet sich mit der derzeitigen Situation quasi ab und akzeptiert die z.B. berufliche Machlosigkeit und das schwinden von Alternativen.
  • Depression
    Das Gefühl der Verzweiflung kommt auf, Hand in Hand mit Selbstzweifel und Erschöpfungsgefühlen. Schon die kleinsten Hürden wirken unüberwindbar und überfordern den Betroffenen. Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit (im Ernstfall bis zu Selbstmordabsichten) bestimmen das tägliche Leben.

Das Burnout Syndrom - Eine Depression?

Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Aufgrund der Symptome sind viele davon überzeugt, dass Burnout mit einer Depression gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu einer anerkannten Diagnose wie Depression, ist Burnout nicht so klar definiert und abgegrenzt und stellt eher einen längeren Prozess dar. Depression kann aber durchaus als Symptom von Burnout gesehen werden. Des Weiteren zeichnet sich eine Depression dadurch aus, dass es sich um einen Dauerzustand handelt, wobei es beim Burnout durchaus auch heitere Phasen geben kann. Dies ändert sich aber im Normalfall im Laufe der Zeit, wenn nicht rechtzeitig

Das Burnout Syndrom - Behandlung & Ziele

So wie die Auslöser verschiedene Gesichter haben und auch die Reaktionen darauf von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind, so divers sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Es gibt daher keine Standardtherapie, welche für alle Menschen gleich effizient wirkt. Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von einer therapeutischen Behandlung über eine Auszeit in einem Erholungszentrum bis hin zu einem Coach. Gemeinsam mit einem Facharzt können Sie die einzelnen Therapieformen durchbesprechen und die richtige Methode für sich finden.
Ziel der Behandlung ist es, den Auslöser herauszufiltern und Strategien zu entwickeln, um mit dem Auslöser und weiteren Faktoren gelassener umgehen zu können. Dieser Prozess nimmt viel Zeit in Anspruch und eine Besserung kann nicht von einem Tag auf den nächsten erwartet werden.
Viele Betroffene setzen bei der Behandlung auf eine Kombination aus unterschiedlichen Therapieformen. So wird z.B. die klassische Schulmedizin mit Psychotherapie sowie Entspannungstechniken und viel Sport und Bewegung verbunden. Was am Ende wirklich hilft und welcher Lösung der Betroffene langfristig in seinen Alltag einbauen kann, muss jeder für sich herausfinden und testen.
Eine Besserung tritt meist nach einigen Wochen auf, doch damit ist es nicht getan. Auch wenn sich der Betroffene bereits besser fühl ist es unabdingbar, ihn auch weiterhin medizinisch sowie psychotherapeutisch zu betreuen.

Das Burnout Syndrom - Präventionsmaßnahmen

Präventionsmaßnahmen können von Seiten des Unternehmens sowie von der Person selbst aus geleistet werden.

Was kann ein Unternehmen zur Burnout-Prävention tun?

  • Reduzierung der Überstunden / Keine Überstunden
  • Zeitausgleich
  • Informationsveranstaltungen /Coaching
  • Diverse Benefits im Unternehmen (Ruheraum) oder vergünstigte Angebote (z.B. Gym)
  • flache Hierarchien
  • Sozialräume (Ort zum Austausch)


Was kann jede Person für sich selbst als Präventionsmaßnahme tun?

  • Finden sie heraus, was beruflich und privat wirklich wichtig ist
  • Suchen Sie die Energiefresser in Ihrem Leben und stellen Sie diese ab oder versuchen Sie mit diesen auf eine neue Art und Weise umzugehen.
  • Sagen Sie NEIN. Ob im Beruf oder im Privatleben, Sie haben das Recht einmal NEIN zu sagen und auf Ihre Bedürfnisse und Ihren Tagesplan zu achten.
  • Eine ToDo-Liste kann dabei helfen, die Aufgaben für einen Tag zu visualisieren und zu erkennen, ob noch Platz für eine weitere Tätigkeit ist oder nicht. Ansonsten kommt dies auf die Liste für den morgigen Tag und bis dahin können Sie dies aus Ihrem Kopf streichen, denn Sie haben es sich bereits notiert.
  • Vergessen Sie nicht auf Ihre Hobbys und sozialen Kontakte.
    Versuchen Sie loszulassen, denn irgendwann sind Ihre Ressourcen komplett aufgebraucht. Wenn Sie sich bereits mitten in der Burnout-Spirale befinden, nehmen Sie mit einem Arzt Ihres Vertrauens Kontakt auf uns besprechen Sie die weitere Vorgehensweise.