Berufsunfähigkeit wird unterschätzt, kann aber jeden treffen. Welche Ursachen es gibt und warum man vorsorgen sollte.

Berufsunfähig? Das kann mir als Büroangestellter nicht passieren. Die Wahrscheinlichkeit, arbeitsunfähig zu werden, ist hier doch so gut wie nicht vorhanden. Richtig?
Ursachen für Berufsunfähigkeit
Leider nicht immer, wie diverse Zahlen belegen. Dennoch glauben die meisten erwerbstätigen Österreicher, dass der Hauptgrund für Berufsunfähigkeit ein Unfall ist. Dem entgegen steht die Tatsache, dass die häufigsten Ursachen dafür, sein Arbeitsleben frühzeitig zu beenden, ganz anderer Natur sind. Mit insgesamt über 60 Prozent zählen allen voran psychische Erkrankungen und Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems zu den Hauptgründen, verfrüht aus dem Arbeitsleben zu scheiden. Gefolgt von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Das besagt das statistische Handbuch der österreichischen Sozialversicherungen. Das Problem dahinter? Nur 16 Prozent der österreichischen Arbeitnehmer sorgen für den Fall der Berufsunfähigkeit vor. So lautet das Ergebnis einer neuen Marketagent-Umfrage.
Der Berufsunfähigkeit entgegentreten
In konkreten Zahlen heißt das, dass im schlimmsten Fall einer Arbeitsunfähigkeit, der Frühpensionierung, mit enormen finanziellen Einbußen gerechnet werden muss. Schenkt man einer Berechnung von Swiss Life Select Glauben, hieße das bei einem Einkommen von rund 1980 Euro im Monat, eine Berufs- beziehungsweise Invaliditätspension von durchschnittlich 1030 Euro - und das wiederum würde ein plötzliches Minus von 950 Euro pro Monat bedeuten. Die Conclusio könnte nun lauten: Vorsorgen ist besser als heilen. Auch eine Versicherung, wie man nun meinen möchte, rettet einen nicht immer aus einer solch prekären Situation. Es gilt, das Kleingedruckte zu lesen: So kann es zum Beispiel vorkommen, dass bestimmte Ursachen von der Berufsunfähigkeitsversicherung ausgeschlossen sind. Dazu gehört oft auch Burn-out.
Burn-out führt oftmals zur Berufsunfähigkeit
Insgesamt 1,3 Millionen (32 Prozent) der erwerbstätigen Österreicher waren zumindest ein Mal psychischen Belastungen ausgesetzt. Neun von zehn Personen, die im Job psychisch belastet sind, stehen unter Zeitdruck: Mehr als ein Drittel der Männer und zirka ein Viertel der Frauen fühlen sich im Arbeitsalltag gehetzt. Wird die daraus folgende Erschöpfung irgendwann übermächtig, spricht man von Burn-out. Wobei es sich hier um einen schwer fassbaren Begriff handelt - immerhin gibt es über 130 Anzeichen für das "Ausgebranntsein".
Was soll man machen, wenn es schon fünf nach zwölf ist? "Nach Unterstützung fragen bzw. Unterstützung annehmen ist der erste hilfreiche Schritt", sagt Silvia Moore, Leitung Arbeitspsychologie, AMD Salzburg - Zentrum für gesundes Arbeiten: "Hier ist zu überlegen, wer innerbetrieblich als Ansprechperson zur Verfügung steht. Arbeitspsychologen können klären, welche Hilfeleistung vonseiten des Betriebs möglich ist, damit die Überforderung am Arbeitsplatz für den Betroffenen minimiert wird." Hilfe und Gespräche können und sollen natürlich auch im Privaten gesucht werden.
Risiken für einen vorzeitigen Berufsausstieg
Nicht unwesentlich: Je länger die Arbeitstage dauern, umso eher läuft man Gefahr, arbeitsunfähig zu werden. "Die Risiken für Gesundheitsgefährdung, Unfälle und Fehlerhäufigkeit durch Ermüdung nehmen nach ungefähr acht Stunden Arbeit zu", sagt Psychotherapeutin Irene Kloimüller: "Hinzu kommt, dass psychovegetative Beschwerden mit Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit ansteigen und bei längerer Belastung zu einer niedrigeren Arbeitsbewältigungsfähigkeit führen." Und das wiederum erhöhe das Risiko für einen vorzeitigen Berufsausstieg, erklärt die Medizinerin.