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Studieren mit 55 plus

Seit zehn Jahren bietet die "Uni 55-PLUS" ein maßgeschneidertes Studienangebot für Menschen im dritten Lebensabschnitt. Zur Wahl stehen mehr als 400 Lehrveranstaltungen. Nach der covidbedingten Delle klettern die Teilnehmerzahlen wieder.

425 Menschen „55 plus“ waren im letzten Studienjahr angemeldet. Der überwiegende Teil der Studierenden ist zwischen 60 und 69 Jahre alt.
425 Menschen „55 plus“ waren im letzten Studienjahr angemeldet. Der überwiegende Teil der Studierenden ist zwischen 60 und 69 Jahre alt.

"In der Pension habe ich auf einmal eine große Sehnsucht nach Weiterbildung verspürt", erzählt eine 62-jährige ehemalige Altenpflegerin. In den "Salzburger Nachrichten" stieß sie auf einen Artikel über die "Uni 55-PLUS" und wusste sofort: "Das will ich machen! Ich war mein Leben lang für Familie und Beruf da. Jetzt erfülle ich mir den Traum vom Studium."

Vor allem Frauen aus der Generation 55 plus hätten in ihrer Jugendzeit vielfach nicht die Möglichkeit gehabt zu studieren, weiß Leiterin Susanne Ring-Dimitriou von der Universität Salzburg. "Gerade für diese Frauen ist es wichtig, einen niederschwelligen Einstieg ohne Matura/Abitur an der Universität anzubieten." Manche würden sogar die Studienberechtigungs- oder Berufsreifeprüfung nachmachen und in ein ordentliches Studium wechseln.

Die Gründe für ein Studium an der "Uni 55-PLUS" sind vielfältig

Weiterbildung für den Beruf ohne Druck, etwas Neues ausprobieren, Inspiration finden, die Freude am Lernen voll ausleben. Manche gründen sogar in der Pension ihr eigenes kleines Unternehmen. Zentral ist für viele dabei, dass das Studium interdisziplinär angelegt ist. "Oft sind wir so im eigenen Fachgebiet gefangen, dass die Ideen und Ansätze aus anderen Disziplinen sehr inspirierend und bereichernd sind", meint eine Studierende, die gerade ihr zweites Semester in der Bildungskarenz beginnt. "Ich habe schon einige Ideen, wie ich das in meinen Job einfließen lassen kann."

Hinzu kommt die Möglichkeit, mit Menschen aller Altersgruppen studieren zu können. In manchen Lehrveranstaltungen wird der Austausch zwischen Jung und Alt sogar explizit zum Thema gemacht. "Die Studierenden beider Altersgruppen sind immer wieder begeistert, wie bereichernd die neu gewonnenen Perspektiven sind", berichtet Professor Rudi Renger, der sein intergeneratives Seminar als spezifisches Arrangement für die Begegnung von zwei studentischen Generationen konzipiert hat. Dabei wird nicht nur mit Vorurteilen aufgeräumt. "Weil ich jetzt die Bedürfnisse der älteren Generation besser kenne, verstehe ich ihre Verhaltensweisen besser und kann auch von ihren Erfahrungen extrem profitieren", erzählt eine junge Studierende.

Über 400 Lehrveranstaltungen an der "Uni 55-PLUS"

Insgesamt kann man an der "Uni 55-PLUS" aus über 400 Lehrveranstaltungen wählen. Alle Fachbereiche der Universität Salzburg beteiligen sich am Programm, besonders beliebt sind die Fächer Kunstgeschichte, Philosophie, Theologie und Geschichte. Darüber hinaus kann man auch an Computer- und Bibliothekskursen teilnehmen. Die Lehrveranstaltungen finden größtenteils im Hörsaal statt, viele Studierende haben aber bereits die Vorteile des E-Learnings für sich entdeckt: Man kann die Inhalte der Lehrveranstaltungen auch am Sonntag bequem vom Sofa aus verfolgen und Vorlesungen zu Randzeiten besuchen. Gerade Personen mit weiter Anreise oder körperlichen Beeinträchtigungen können so an mehr Lehrveranstaltungen teilnehmen.

425 Menschen "55 plus" waren im letzten Studienjahr angemeldet. Frauen sind mit 60 Prozent in der Überzahl. Rund 45 Prozent der älteren Studierenden haben keine Matura, 23 Prozent verfügen über einen Maturaabschluss und 32 Prozent haben einen akademischen Grad. Der überwiegende Teil der Studierenden ist zwischen 60 und 69 Jahre alt. Auch vor dem hohen Alter macht der Bildungswille aber nicht halt: Die älteste Studentin ist 88 Jahre alt.


Tipp: Info-Veranstaltung am 8. September von 9 bis 10.30 Uhr im Unipark Nonntal

Mehr Infos: www.plus.ac.at/uni-55plus