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Sommeruni Salzburg: Frauen erkennen Potenzial der IT

User-Experience-Designerinnen oder Programmiererinnen stehen viele Jobs offen. Eine Sommeruni in Salzburg vermittelt Frauen praktisches IT-Wissen und bringt manch eine zum IT-Studium.

Von der Nutzerin digitaler Dienstleistungen zur Programmiererin oder User-Experience-Designerin. Diesen Weg wählen immer mehr Frauen.
Von der Nutzerin digitaler Dienstleistungen zur Programmiererin oder User-Experience-Designerin. Diesen Weg wählen immer mehr Frauen.

Nur einen kurzen Einbruch verursachte die Coronapandemie bei den Aufträgen der selbstständigen UX-Designerin (User-Experience-Designerin) Christiane Moser. "Die Nachfrage nach UX-Designern in allen Branchen ist so hoch wie nie zuvor", weiß die FH-Salzburg-Dozentin und Inhaberin der IT-Firma CUXpro. Die Auftragslage digitaler Dienstleister wie Moser hat sich zum einen wegen der Digitalisierungswelle so schnell erholt, zum anderen wegen des Innovationstriebs zahlreicher KMU. Sie suchen solche Designer für die Entwicklung von neuen digitalen Produkten oder für das "Redesign" (Überarbeitung) von alten.

Bild: SN/privat
User-Experience-Designerinnen sind gefragt wie nie zuvor.
Christiane Moser, UX-Designerin

Im Zentrum steht dabei, wie Nutzerinnen und Nutzer die digitalen Angebote eines Betriebs oder einer Organisation erleben und wie man diese verbessern kann. Ziel ist es, die Kundinnen und Kunden für die eigenen Produkte zu gewinnen, die Kundenbindung zu erhöhen oder den Wert der eigenen Marke zu steigern. Der Bereich wächst, die Aufgaben werden spezifischer. Christiane Moser: "Es gibt UX-Designer, die sich mehr auf die Nutzerforschung und deren Erlebnisse spezialisieren, und andere, die sich mehr auf den Entwicklungs- und Designprozess fokussieren." Immer wichtiger werden UX-Designer bei allen Unternehmen, die digitale Technologien nutzerzentriert entwickeln wollen bzw. eine erlebniszentrierte Unternehmenskultur aufbauen wollen.

Sommeruni vermittelt Frauen praktisches IT-Wissen

Als Ausbildungsbasis für den jungen Beruf möglich ist ein Human-Computer-Interaction-Studium an der FH Salzburg oder Onlinekurse wie etwa von der Firma CareerFoundry, so die Unternehmerin, Dozentin und Mentorin. Sie weist auf den wachsenden Frauenanteil hin: "Studien zeigen, dass ungefähr die Hälfte der UX-Designer Frauen sind." Basiskenntnisse vermittelt Moser Frauen in Onlinekursen (Anmeldung: ditact.ac.at) am 23. und 24. August im Rahmen der Frauen-IT-Sommeruni ditact.

Die Veranstaltung von und für Frauen hat in den vergangenen Jahren so manche Frau zur IT gebracht. Eine davon ist Sonja Archan. Sie war Volksschullehrerin und als solche schon seit Längerem nicht mehr glücklich in ihrem Job. "Da mich Technik schon immer interessiert hat, habe ich einen ,Java für Einsteigerinnen'-Kurs besucht. Dort konnte ich mich unter Gleichgesinnten ausprobieren, Grundkenntnisse waren nicht nötig", schildert die Steirerin. Sie erkannte, dass ihr das Programmieren liegt und Spaß macht, und absolvierte einen geförderten "Software Engineering"-Lehrgang an der FH Graz. Für die heute 50-jährige Selbstständige, die beispielsweise Genehmigungs-Workflows für verschiedene Geschäftsbereiche einer großen Firma programmiert, ist die neue Arbeit ein "Traumjob". Archan: "Die Arbeit ist kreativ, ich liebe das Tüfteln. Es macht Spaß, wenn wieder eine Lösung für ein Problem gefunden wird. Die Community ist groß, man findet sehr viele hilfreiche Portale im Netz."

Bild: SN/privat
Ich kann in Ruhe arbeiten – anders als früher als VS-Lehrerin.
Sonja Archan, Programmiererin

Außerdem schätze sie an ihrem Job - im Gegensatz zu ihrer Pädagoginnentätigkeit -, in Ruhe arbeiten zu können. Jedenfalls seien die dort erworbenen sozialen Fähigkeiten hilfreich, da auch Teamarbeit wichtig sei.

Als Frau im früheren Männerberuf IT fühlt sich Sonja Archan wohl. "Im nächsten Leben werde ich Technikerin", habe sie viele Jahre behauptet. Archan: "Nun ist es sich doch noch in diesem Leben ausgegangen." Vielleicht sei es die Scheu davor, mit pubertierenden jungen Männern in Konkurrenz zu treten, die das Thema besetzten, die junge Frauen von einem IT-Studium abhalte. Oder die unbegründete Sorge, allein im stillen Kämmerchen arbeiten zu müssen, und ein falsches Berufsbild, "dass man da nur irgendwelche Zahlen eintippt."

IT-Berührungsängste schon in der Schule abbauen

UX-Designerin Christiane Moser hält es für nötig, dass IT-Studien klarer zeigen, wie man das Wissen in der Industrie einsetzen kann. Sie findet, das spielerische Heranführen an IT-Berufe sollte mehr im Schulwesen verankert werden. So könnten Berührungsängste abgebaut werden.

Einer von drei Mädchen-IT-Kursen an der Sommeruni ditact war jedenfalls sofort ausgebucht, berichtet ditact-Projektleiterin Alexandra Kreuzeder von der Paris Lodron Universität Salzburg. Die 14-tägige Sommeruniversität bringt Frauen IT-Themen näher. Deren Interesse nimmt zu. "Im Vorjahr hatten wir aus dem gesamten deutschsprachigen Raum 270 Teilnehmerinnen, um 60 mehr als das Jahr davor", so Kreuzeder über das vor 18 Jahren gestartete Projekt der Salzburger Hochschulkonferenz. Interessierte können sich ihr Kursprogramm selbst zusammenstellen. In den 50 Lehrveranstaltungen (25 bis 65 Euro) und 14 kostenlosen Vorträgen geht es etwa um Machine Learning, Human Computer Interaction (HCI), Artificial Intelligence, Internet of Things und Privacy & Security. Auch Social Media stehen auf dem Programm sowie eine Lehrveranstaltung mit Einblicken in das elektronische Gesundheitswesen (eHealth). Lehrerinnen und Lehramtsstudentinnen erhalten Informationen über Kinder und digitale Medien sowie zur Vermittlung von IT. Und auch für Mädchen gibt es noch Plätze in einem kostenlosen Robotics- und einem Programmierkurs.

Nähere Informationen und Anmeldung bis 6. Juli 2021 auf ditact.ac.at