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So klappt der Hochschulwechsel

Einheitliche Abschlüsse eröffnen Möglichkeiten. Studierende können zwischen Uni und FH "springen". Wann ist welche Hochschule sinnvoll?

Wann ist welche Hochschule sinnvoll?
Wann ist welche Hochschule sinnvoll?

Nach einem Bachelor an der Universität entschied sie sich für einen Wechsel an die Fachhochschule. "Ausschlaggebend war für mich, dass das Studium dort wesentlich praxisorientierter organisiert ist", sagt Rebekka Lill, Studentin des Masterstudiengangs Management, Communications & IT am MCI in Innsbruck. Auch die kleineren Klassen und damit die Möglichkeit des regelmäßigen Feedbacks würden ihr helfen, persönlich zu wachsen. Und letztlich gab das breite Netzwerk ihrer Entscheidung Gewicht: "Nicht nur die Kommilitonen, sondern auch das Netzwerk an Alumni und Unternehmen helfen mir, weitere berufliche Kontakte aufzubauen und potenzielle Arbeitgeber zu kontaktieren."

Vor- und Nachteile eines Hochschulwechsels

Die Bologna-Architektur hat eine Vielfalt an Möglichkeiten gebracht, sich sein Studium zu organisieren. Ein Bachelor kann etwa an einer FH hierzulande absolviert werden, der anschließende Masterstudiengang an einer Universität im Ausland oder andersherum. Die Abschlüsse können auf Deutsch oder Englisch erfolgen. Die Optionen sind also vielfältig. Was spricht zum Beispiel für den Weg von Studentin Rebekka Lill und welche Konstellationen bergen welche Vor- und Nachteile?

Wahl der Hochschule abhängig vom Lebensweg

"Der Wurm muss bekanntlich dem Fisch und nicht dem Angler schmecken", sagt MCI-Rektor Andreas Altmann. "Welches Modell das Bessere ist, hängt ganz vom individuellen Profil, den Zielen und dem Lebensweg eines Menschen ab." Zum Beispiel entdeckten Studierende oft erst im Laufe ihres Studiums ihre Liebe zur Wissenschaft. Dann führe der Weg eher von der FH zur Universität, sagt Altmann.

Mehr Praxis - fit für den Berufseinstieg

Oder aber, wie im Fall von Studentin Lill, wollen sich Studierende nach einer theorielastigeren Uni-Ausbildung im Master fit für den Einstieg ins Berufsleben machen. Dann führe der Weg eher von der Uni an eine Fachhochschule.

Deutlicher Unterschied zwischen Uni und FH

Beide Wege seien geläufig, sagt auch Martin Weichbold, Vizerektor für Lehre an der Universität Salzburg. Hinsichtlich Strukturierung und Ausrichtung unterscheide sich ein Studium an der Uni von einem an der FH noch deutlich, "ein Wechsel ist daher immer in gewisser Weise eine Umstellung". Das Studienangebot an Universitäten sei stärker an Wissenschaftsdisziplinen orientiert, an der FH gebe es eine "starke thematische Fokussierung". Letzten Endes hänge es auch von der konkreten Fachkonstellation ab: Ein Wechsel zwischen verschiedenen Hochschulen falle leichter, wenn die Studien thematisch zueinanderpassten.

Interesse und Motivlage der Studenten entscheidend

Die Frage, welcher Weg am geeignetsten scheint, ist also nicht pauschal zu beantworten. "Unis und FHs ziehen beide grundsätzlich in erster Linie Maturanten an", sagt MCI-Rektor Altmann. Die im FH-Sektor eingerichteten berufsbegleitenden Studiengänge würden jedoch neben Maturanten in besonderer Weise auch aus dualen Ausbildungssystemen stammende Studierende ansprechen. Und letzten Endes gehe es nicht um eine unterschiedliche Klientel, die jeweilige Hochschultypen ansprechen, sondern um das Interesse und die Motivlage der Studierenden, sagt Martin Weichbold von der Uni Salzburg. "Es gibt manche, die kommen mit der Offenheit des Studiums an einer Universität schwer zurecht, da sind die strukturierteren Angebote einer FH sicher geeigneter. Wer an grundlegenden Fragen und an der Wissenschaft interessiert ist, ist wahrscheinlich an einer Universität besser aufgehoben", sagt Weichbold.

Und was hat sich seit der Neustrukturierung durch die Bologna-Architektur bei den Hochschulen getan? Haben sich die Angebote von Unis und FHs angeglichen oder wurden die Profile eher gestärkt? "Betrachtet man die beiden Sektoren jeweils gesamthaft, so haben sich diese angeglichen", findet MCI-Rektor Altmann. FHs seien massiv in die Forschung eingestiegen, Unis hätten sich tendenziell stärker der Praxis angenähert. Davon unabhängig sieht der Experte aber eine Schärfung der Profile der jeweiligen Einrichtungen: "Hochschulen haben ihr individuelles Profil stärker fokussiert und akzentuiert." Dabei setzten manche zum Beispiel stark auf Technik, andere auf Informatik, wieder andere etwa stark auf Online-Studien oder eine besonders internationale Ausrichtung.

Auch Martin Weichbold von der Uni Salzburg sieht ein gewisses Ringen um das eigene Profil der jeweiligen Hochschulen, eine Angleichung sieht er aber nicht. Die Entwicklung habe jedenfalls gezeigt, "dass für beide Platz ist und wir beide brauchen. Daher sehe ich auch nicht die Gefahr einer Angleichung, die Schnittstellen könnten aber besser definiert und genutzt werden."