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Neuer Master macht für den Arbeitsmarkt interessant

Wie beschreibt man jemandem ein ganz neues Masterstudium, der noch nie davon gehört hat? Zwei Studierende erklären, was es mit Human-Computer Interaction (HCI) auf sich hat.

Human-Computer Interaction (HCI): Der neue Studiengang an der FH Salzburg
Human-Computer Interaction (HCI): Der neue Studiengang an der FH Salzburg

"Ich bin in einem völlig neuen technischen Studiengang, der Innovationen am Menschen ausrichtet", bringt es Julia Neunteufel auf den Punkt. Die 25-jährige gebürtige Oberösterreicherin studiert Human-Computer Interaction, kurz HCI, an der Fachhochschule (FH) Salzburg. Wie ihr Studienkollege Jakob Bechinie ist auch sie im zweiten Semester. Höhere Jahrgänge gibt es derzeit noch nicht, so neu ist dieser Master.

Welches Ziel verfolgt Human-Computer Interaction (HCI)?

Neunteufel ist eine von fünf Frauen, insgesamt gibt es derzeit 19 HCI-Studierende. "Mich hat der Fokus angesprochen, dass wir nicht nur erarbeiten, was technisch möglich ist, sondern vor allem, was für den Nutzer auch tatsächlich praktisch und sinnvoll ist", sagt Neunteufel. Das werde ihr vor allem im medizinischen Bereich klar, für den sie sich besonders interessiert. Woher ihre Begeisterung dafür kommt? Wohl aus ihrer Vorerfahrung als Pädagogikstudentin und weil sie danach im Sozialbereich gearbeitet hat. So ist sie heute mit ihren zwei Hunden in der tiergetragenen Therapie tätig, "um die soziale Ader zu stärken", und hilft als freiwillige Sanitäterin beim Roten Kreuz. "Meine freien Wahlfächer versuche ich mit Labor- und Biologiekursen zu füllen, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie die Forscherinnen und Forscher mit den Geräten umgehen - und wo es technische Verbesserungen oder Erleichterungen braucht", erklärt sie. Die 25-Jährige will ihr Hauptaugenmerk etwa auch darauf legen, wie für Ärzte, Pflegekräfte und Patienten Behandlung und Aufenthalt erleichtert werden können, und zwar durch technische Innovationen. Doch auch in Fragen der Nachhaltigkeit will HCI Antworten liefern, zum Beispiel wenn es um praktische Ideen zur Mülltrennung geht, welche die Leute zu Hause zu besseren Ergebnissen anleiten.

Gelehrt wird in der Sprache der Computerwissenschaft

Human-Computer Interaction ist ein sogenannter Joint-Master. Will heißen: Das Programm wird von FH Salzburg und Universität Salzburg getragen. Die wissenschaftliche Forschungskomponente kommt von der Uni, die Praxisorientierung von der Fachhochschule. Unterrichtssprache ist Englisch, zu 100 Prozent. Da das die internationale und einheitliche Sprache in der Computerwissenschaft ist, rüstet das die Studierenden gut für ihr späteres Berufsleben, heißt es vonseiten der Hochschulen.

Weil es bei HCI auch um das schnelle Reagieren auf aktuelle Herausforderungen geht, hat es nicht lange gedauert, und alle Kurse haben sich in der Coronazeit ins Internet verlagert. "Nur zwei Einheiten sind ausgefallen, und ab dann haben unsere Professoren alles online organisiert", erzählt Neunteufel.

Jakob Bechinie betrachtet das Studium aus einem etwas anderen Blickwinkel. Der 23 Jahre alte Wiener interessiert sich für Interaktionsdesign vor allem auf der Ebene von Großkonzernen. "Nehmen wir zum Beispiel einen Bankomaten. Hinter diesem Gerät steckt auch viel Robotertechnik", erklärt er. In seinem HCI-Studium lerne er nun, dass es oftmals nicht mehr ausreiche, dass ein Produkt gut aussehe und unzählige Funktionen habe. "Es muss vor allem gut funktionieren, das Benutzen muss auch ein Stück weit Spaß machen, damit User es gern verwenden", ist Bechinie überzeugt.

Er war vor seinem Masterstudium an der FH Oberösterreich in Hagenberg, seine Schwerpunkte waren Kommunikation, Wissen und Medien. Er schätzt es, dass seine Mitstudierenden aus so unterschiedlichen Disziplinen und beruflichen Hintergründen kommen, und rät, sich von einem höheren Aufwand beim Einstieg nicht abschrecken zu lassen. Ob Architektin, Ingenieur oder Sozialwissenschafter - letztlich fiele das Wissen aller so zusammen, dass es ertragreich für Studium und später für den angestrebten Job werde.

Wie sind die Jobchancen nach dem Studium?

"Die dürften für uns wirklich gut sein, weil immer mehr Firmen merken, dass sie unsere Kompetenzen brauchen", sagt der Student. Immerhin gebe es in vielen Unternehmen gern auch festgefahrene Strukturen, die frischen Wind zugunsten der Kunden vertragen. "Bei uns hört es auch nicht beim Web auf. Ein Computer kann eine Website sein oder so viel mehr. Von einer Fräse im Großbetrieb bis hin zum bereits genannten Bankomaten. Wir sind in so vielen Bereichen gefordert und bestimmt auch gefragt."

Bechinies Leitspruch lautet: "Produkte müssen funktionieren - und man muss sie gern verwenden." Neben dem Studium setzt er sein Wissen bereits punktuell bei kleineren Projekten ein. "Mit Human-Computer Interaction sind wir Studierenden extrem am Puls der Zeit und arbeiten mit neuesten Erkenntnissen und Literatur aus den USA." Und der 23-Jährige schätzt den Standort Salzburg, weil es viele Chancen für Forschung gebe, wie er betont.