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Lehramtsstudium: Studieren und gleichzeitig unterrichten

Das Masterstudium für Lehrerinnen und Lehrer absolvieren manche auch berufsbegleitend.

Neben dem Masterstudium können Lehrerinnen und Lehrer schon ganz normal in Schulen unterrichten.
Neben dem Masterstudium können Lehrerinnen und Lehrer schon ganz normal in Schulen unterrichten.

In Österreich gibt es knapp 130.000 Lehrerinnen und Lehrer. Damit haben sich immerhin fast so viele Menschen für den Lehrberuf entschieden, wie die Stadt Innsbruck Einwohner hat.

Corona fördert Zusatzpersonal in Schulen

Eine von vielen angehenden Lehrerinnen ist Juliana Naglmayr. Die 26-jährige Goldeggerin studiert an der Pädagogischen Hochschule in Salzburg Deutsch und Geschichte im Masterstudium. Doch nicht nur das: Nebenbei arbeitet Naglmayr bereits als Lehrerin an einer Volksschule. "Das hat sich unverhofft und spontan ergeben", erzählt sie im SN-Gespräch: "Aufgrund der Coronasituation wurden Studierende gesucht, die im Studium bereits weit fortgeschritten sind und an den Schulen als zusätzliche Lehrkräfte einspringen können." Naglmayr hat die Chance genutzt und unterrichtet nun an der Volksschule in Altenmarkt eine zweite Klasse.

Theorie und Praxis verbinden

Den Job und das Studium unter einen Hut zu bringen sei zwar eine Herausforderung, die Kombination habe aber auch viele Vorteile. Durch die tägliche Praxis könne sie mit den theoretischen Inhalten aus dem Studium mehr anfangen, erklärt Naglmayr: "Für mich persönlich gibt es nichts Besseres, als möglichst früh ins kalte Wasser geworfen zu werden."

Vorteile eines Masterstudiums

Das Masterstudium ist für angehende Lehrerinnen und Lehrer im neuen Curriculum verpflichtend vorgesehen. Ohne den Masterabschluss bekommt man nur einen auf fünf Jahre befristeten Vertrag. Für PH-Rektorin Elfriede Windischbauer hat das Masterstudium mehrere Vorteile: Durch den akademischen Abschluss werden Lehrkräfte der Primarstufe gleichwertig zu jenen aus der Sekundarstufe. Außerdem bringe die Verlängerung des Studiums inhaltliche Vorteile. "Lehrerin oder Lehrer zu sein ist ein sehr herausfordernder Beruf. Kein Tag ist wie der andere. Dazu braucht es eine fundierte Ausbildung", sagt Windischbauer und nennt als Beispiel die aktuelle Covid-Krise: "Plötzlich mussten alle Lehrerinnen und Lehrer digitale Kompetenzen vorweisen. Die Gesellschaft verändert sich ständig und jede gesellschaftliche Veränderung verlangt wieder neue Antworten durch die Schule."

Austausch zwischen Oberösterreich und Salzburg

Die Vielfältigkeit des Lehramtsstudiums werde auch durch den neuen Verbund von Hochschulen garantiert, betont Windischbauer. Im sogenannten Cluster Mitte bieten verschiedene Institute aus Salzburg und Oberösterreich ein gemeinsames Studium für die Sekundarstufe an. "Dadurch können die Studierenden aus einem riesigen Angebot an Lehrveranstaltungen und Zusatzangeboten wählen, weil jede Partnerinstitution andere Schwerpunkte setzt", sagt Windischbauer und erklärt weiter: "Die Studierenden können zum Beispiel zwischen Kursen an der Pädagogischen Hochschule und Kursen an der Universität wählen oder zwischen Kursen in Linz und Kursen in Salzburg." Dieser Austausch zwischen den Bundesländern habe durch die digitale Lehre in Coronazeiten zugenommen. "Die Durchlässigkeit wurde durch die Distanzlehre größer. Wir wollen deshalb auch nach Corona mehr digitale Angebote schaffen", kündigt Windischbauer an.

Soziale Kompetenz im Vordergrund

Komplett auf digitale Lehre wolle man aber nicht setzen: "Lehrkräfte müssen auch eine wahnsinnig große soziale Kompetenz haben. Das kann man nicht über Fernlehre vermitteln." Erleichterungen könne ein Hybridmodell zwischen Präsenzlehre und Digitallehre jedoch vor allem für das berufsbegleitende Studieren bringen. PH-Rektorin Elfriede Windischbauer war selbst 17 Jahre lang Hauptschullehrerin. Für sie ist der Lehrberuf immer noch ein Traumberuf: "Man begleitet junge Menschen in einer wichtigen Phase ihres Lebens und sieht, wie sie ihren Platz in der Gesellschaft finden." Soziale Kompetenzen seien für den Lehrberuf also entscheidend:

Bild: SN/robert ratzer
„Die wichtigste Motivation sollte sein, dass man den Umgang mit Menschen mag. Egal welches Fach man unterrichtet: Man hat es immer mit Kindern und Jugendlichen zu tun.“
Elfriede Windischbauer, PH-Rektorin

Vorarb Erfahrungen sammeln

Ganz ähnlich sieht das die Studentin Juliana Naglmayr: Sie rät jungen Menschen, die überlegen, Lehrerin oder Lehrer zu werden, vorher Erfahrungen in der Sommerbetreuung oder in der Nachhilfe zu sammeln. "So merkt man schnell, ob einem die Arbeit liegt", sagt Naglmayr. Sie selbst habe in ihrer Jugend als Skilehrerin gearbeitet:

Bild: SN/chris hofer
„Mir hat der Umgang mit jungen Menschen schon immer Spaß gemacht. Ich bin so viel mehr als nur Lehrerin: Ich bin Ansprechpartnerin für Problemchen und natürlich ein Vorbild.“
Juliana Naglmayr, Studentin und Lehrerin