Die Zahl der Studenten an Fachhochschulen (FH) soll von derzeit 52.560 auf 57.000 im Studienjahr 2022/23 steigen. Das sieht der neue Fachhochschulentwicklungs- und Finanzierungsplan vor, den Bildungsminister Heinz Faßmann kürzlich vorgelegt hat. Die Fördersätze pro Student bleiben unverändert.
Im Plan wird unter anderem die Zahl der Studienplätze, ihr Ausbaupfad und die Finanzierung festgehalten. Der letzte Entwicklungsplan war bereits Ende Juni 2018 ausgelaufen. Für das laufende Studienjahr 2018/19 wurden dann als Vorgriff ohne dahinter stehenden Plan noch 450 neue Anfänger-Studienplätze beschlossen.
Der nunmehrige neue Ausbauplan sieht für 2019/20 zunächst einmal keinen weiteren Ausbau von Anfänger-Studienplätzen vor. Erst 2020/21 und 2021/22 kommen jeweils 330 bzw. 2022/23 dann 340 neue Anfänger-Plätze dazu. Der wesentlich stärkere Anstieg der Gesamt-Studienplätze ergibt sich daraus, dass in einem Studium nach der Einrichtung von neuen Anfänger-Studienplätzen im Jahr darauf auch Studienplätze im zweiten Studienjahr dazukommen - und so weiter.
Förderungen der FH
Unverändert bleiben trotz vehementer FH-Forderungen nach Anpassung die Fördersätze: Die FH erhalten für die vom Bund finanzierten Plätze je nach Studium jährlich zwischen rund 7000 und 8900 Euro. Der Fördersatz steigt dabei vor allem mit dem Technikanteil des Studiums. 2018 flossen 320 Millionen Euro an Bundesmitteln in den FH-Bereich. Diese Summe steigt bis 2023 auf 347 Millionen Euro.
Neue Studienplätze an der FH
MINT-Bereich und Digitalisierung:
Neue Studienplätze sollen vor allem im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und dem Querschnittsthema Digitalisierung geschaffen werden, der Schwerpunkt liegt dabei auf Informatik, Industrie 4.0 und Biowissenschaften.
Gesundheits- Krankenpflegeberufe:
Ein weiterer Ausbau erfolgt auch im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe, der allerdings nicht vom Bund, sondern den Ländern finanziert wird. Bis 2024 wird die Ausbildung für den gehobenen Dienst in der Gesundheits- und Krankenpflege nach einer stufenweisen Überleitung ausschließlich in der Form von FH-Bachelorstudien erfolgen.
Übersetzen und Dolmetschen:
Ein neues Feld für FH-Studien könnte der bisher an Unis etablierte Bereich Übersetzen und Dolmetschen sein, heißt es im Plan. Allerdings sollten solche Studiengänge "möglichst in Kooperation mit Universitäten" erfolgen. Klargestellt wird auch, dass FH wie schon bisher Kombinationsstudien wie Wirtschaft und Recht oder Gesundheit und Recht anbieten können. Einschränkung: Der juristische Anteil soll "nicht überwiegen": "Das bedeutet, dass das klassische rechtswissenschaftliche Studium auch in Zukunft ausschließlich als universitäres Studium angeboten werden soll."
Kein Promotionsrecht für die FH
Eine Absage erteilt der Plan einem eigenständigen Promotionsrecht für FH. "Das Promotionsrecht ist ein Alleinstellungsmerkmal der Universitäten und als wesentlicher Schritt bei der Heranbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses anzusehen." Möglich sein sollen dagegen wie bisher kooperative Doktoratsstudien zwischen Unis und FH.
Lob und Kritik über den neuen Entwicklungs- und Finanzierungsplan
Bildungsminister Faßmann zeigt sich über den neuen Fachhochschulentwicklungs- und Finanzierungsplan erfreut. Es handle sich um ein "insgesamt gutes Paket". Mit dem neuen Plan werde der zweite große Teilbereich der tertiären Bildung neben den Unis längerfristig geregelt. Verständnis zeigte der Minister für den Wunsch der FH nach mehr Geld, die zur Verfügung stehenden Mittel seien aber "schon etwas". Auch sei längerfristige Planungssicherheit gegeben. "Unterhalten" müsse man sich mit den FH aber darüber, wo das Limit der Expansion sei und wer welche Ausbildung leiste und welche Fächer übernehme.
Von außen gab es Lob für die inhaltliche Ausrichtung des neuen Plans, aber Kritik am vorgesehenen Budget. Ohne "entsprechende Finanzierung" seien die Inhalte des Ausbauplans nicht umsetzbar, warnt die Fachhochschul-Konferenz (FHK). Die Bundesförderung für die Fachhochschulen sei seit 2016 nicht mehr erhöht worden, während Gehälter, Investitionen und sonstige Ausgaben gestiegen seien und dementsprechend immer weniger Mittel für die Studenten eingesetzt werden könnten, beklagt FHK-Präsident und FH-Salzburg-Geschäftsführer Raimund Ribitsch. Er fordert deshalb eine sofortige Erhöhung der Fördersätze um mindestens fünf Prozent.
Die SPÖ kritisiert, dass der FH-Ausbau kein Ausgleich für das Minus an Uni-Studienplätzen sei. Die Industriellenvereinigung (IV) pocht auf die Sicherstellung einer nachhaltigen Finanzierung auch über die aktuelle Legislaturperiode hinaus und verweist darauf, dass die OECD jüngst eine signifikante Steigerung der Studenten an den FH empfohlen habe.
Auch für die Wirtschaftskammer ist der aktuelle Ausbauplan ein "wichtiger erster Schritt hin zu einer tragenden Säule der österreichischen Hochschullandschaft, dem weitere folgen müssen". Mit dem Ausbauschwerpunkt auf Studienplätzen für MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und Digitalisierung zeigten sich beide zufrieden.