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FH-Ausbau: Das Prinzip Hoffnung

Noch im März freute sich der FH-Sektor über die Ankündigung von 450 neuen Studienplätzen für 2019. Im April die vorläufige Ernüchterung: Es ist kein Budget dafür vorgesehen. Wie steht es heute um den FH-Ausbau, den sämtliche Experten und nicht zuletzt die Wirtschaft für so wichtig halten?

Stellen Sie Ihre Ängste hinten an und zeigen Sie Mut zur Veränderung.
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FHK-Präsident Raimund Ribitsch: „Wir sind hoffnungsfroh, dass sich die Regierung einen Ruck gibt.“
FHK-Präsident Raimund Ribitsch: „Wir sind hoffnungsfroh, dass sich die Regierung einen Ruck gibt.“

Der Ausbau der Fachhochschulen ist seit vielen Jahren in aller Munde - vom österreichischen Wissenschaftsrat über die Wirtschaft und ihre Verbände bis hin zur Bundesregierung wollen ihn alle. Dennoch kommt er gemessen an den gesteckten Zielen nur sehr zaghaft in die Gänge, bestätigt Raimund Ribitsch, seit 2000 Geschäftsführer der FH Salzburg und seit 2017 auch Präsident der Fachhochschulkonferenz (FHK): "Das ist bisher leider richtig: Alle wollen massiv ausbauen, aber weil mit jedem Ausbau auch finanzielle Folgen verbunden sind, geht es nur langsam voran. So vorteilhaft die Transparenz und Planbarkeit der Kosten für das Wissenschaftsministerium im FH-Sektor ist, so klar muss auch das finanzielle Bekenntnis sein."

Die gesteckten Ziele der Bundesregierung sind jedenfalls klar formuliert: "Mittelfristiges Ziel für den Ausbau des FH-Sektors: mindestens 30 Prozent Anteil der Studierenden", festgehalten im Ergebnis-Dokument des "Projekts Zukunft Hochschule" 2017 des Wissenschaftsministeriums unter Beteiligung aller Hochschulen. Langfristig ist seitens der Bundesregierung gar die Erhöhung auf 60 Prozent FH-Studierende, 40 Prozent Universitätsstudierende geplant. Der Wissenschaftsrat empfahl 2017 ebenfalls, den FH-Sektor mit dem Ziel auszubauen, "die Zahl der Studierenden über diejenige an den Universitäten anwachsen zu lassen". Bundesminister Heinz Faßmann betonte im Februar im "Standard", dass zumindest 30 Prozent der aktiven Studierenden an FHs sein sollten. "Wir haben derzeit 182.000 aktive Studierende an Unis und 52.000 an den FHs. Das Ziel dieser Legislaturperiode ist, die Zahl der FH-Studierenden auf 60.000 zu erhöhen, also auf 30 Prozent. Das halte ich für machbar." Aktueller Stand: Derzeit sind lediglich 14 Prozent aller Studierenden an FHs inskribiert.

450 neue Plätze angekündigt - nun aber kein Budget

Im März gab es für den Ausbau ein Signal: Wenn auch deutlich mehr Studienplätze nötig wären, um die gesteckten mittelfristigen Ziele zu erreichen (Ribitsch: "Bräuchten in den nächsten fünf Jahren jährlich 1200 Studienplätze, um auf rund 20 Prozent zu kommen"), so wurden doch wie im Vorjahr 450 neue Plätze angekündigt. Im Rahmen des Budgets 2019 sollten dafür zusätzlich 25 Millionen Euro in den Ausbau von FH-Studienplätzen fließen. FHK-Präsident Ribitsch im März: "Der Minister hat darüber hinaus angekündigt, das Jahr 2020 zum Jahr der Fachhochschulen auszurufen. Mit der Schaffung von 450 neuen Studienplätzen im Jahr 2019 legt er hierfür eine solide Grundlage."

Dieser soliden Grundlage wurde bereits im April vorläufig wieder die Grundlage entzogen - die Fachhochschulen erhielten die ernüchternde Nachricht, dass im Budget 2019 doch keine Mittel für den Ausbau des Sektors vorgesehen sind. "Dennoch sind wir insgesamt zuversichtlich, weil wir die Stimmen aus der Regierung, den Ministerien und der Wirtschaft hören, die allesamt positiv sind", betont Raimund Ribitsch heute. "Sie alle erkennen die Notwendigkeit des Ausbaus, um die brummende Wirtschaft schon in zwei, drei Jahren mit neuen Fachkräften versorgen zu können, die dort dringend benötigt werden. Entsprechend sind wir hoffnungsfroh, dass sich die Bundesregierung einen Ruck gibt und sich die Mittel für 2019 noch einmal überlegt."

Neuer Fünfjahres-Plan ab 2019

Um den Ausbau nachhaltig zu sichern, sei ab 2019 ein neuer Finanzierungsplan für den FH-Sektor - der derzeitige läuft 2018 aus - notwendig. "Wir brauchen dringend ein neues Planungsdokument, das wichtige strategische Weichenstellungen und Maßnahmen für bessere Rahmenbedingungen der Fachhochschulen enthalten muss." Dieses werde 2018 verhandelt. Ribitsch ist optimistisch: "Die Bundesregierung hat den Ausbau in ihrem Programm klar formuliert - jetzt geht es darum, das in einen Plan für die nächsten fünf Jahre zu gießen."

In der letzten Runde des jährlichen Ausbaus habe es 450 Plätze gegeben, wobei die FHs vier Mal so viele beantragt hätten - und bei bestehenden Studiengängen jährlich 50.000 Bewerberinnen und Bewerber abweisen müssten, aufgrund limitierter Plätze. "Das zeigt, dass die FHs willens und in der Lage sind, mehr Studierende aufzunehmen und in bestehenden und neuen Studiengängen praxisnah wissenschaftlich auszubilden - aber derzeit nicht genügend Plätze dafür haben."


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