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FH-Aufnahmen im Krisenmodus

Die Aufnahmeverfahren der FH waren bisher auf Tests und persönliche Gespräche ausgelegt. Was sich durch das Virus verändert hat - vor allem bei praktischen Fächern wie Physiotherapie.

Welchen Einfluss hat die aktuelle Krise auf die Aufnahmeverfahren bei Fachhochschulen?
Welchen Einfluss hat die aktuelle Krise auf die Aufnahmeverfahren bei Fachhochschulen?

Tausend Personen waren bisher jedes Jahr bei den Aufnahmetests für die FH Gesundheitsberufe Oberösterreich in einem Raum. Das ist nun undenkbar, viel zu groß wäre das Risiko einer Infektion. "Wir haben das Verfahren so angepasst, dass es virtuell und damit gefahrlos stattfinden kann", sagt Geschäftsführerin Bettina Schneebauer.

Die Bewerber beurteilt die Hochschule heuer danach, wie sie eine Aufgabe ausarbeiten, sowie nach den schriftlichen Bewerbungsunterlagen. Das abschließende Gespräch finde per Videokonferenz statt, sagt die Geschäftsführerin. "Wir haben Tipps erstellt und überprüfen die Identität der Bewerberinnen und Bewerber, indem sie einen amtlichen Lichtbildausweis zu Beginn in die Kamera halten und wir das bestätigen."

FH-Aufnahmeverfahren in Corona-Zeiten: Bewerbungsunterlagen und Onlinemethoden

Die Coronakrise trat mitten im Studienjahr unvorhersehbar auf. Das hat gewaltige Auswirkungen auf die Aufnahmeverfahren: Bereits laufende Prozesse mussten gestoppt und adaptiert werden. Für die Fachhochschulen in Österreich war das freilich eine große Herausforderung. Wie stellen die Hochschulen nun eine Rangliste der Bewerber auf? Wie entscheiden sie, wer zu ihnen passt?

An der FH Salzburg entscheidet sich der Modus der Aufnahme nach der Art des Studiengangs. Statt Ergebnisse von Tests beurteile man nun generell aber die Bewerbungsunterlagen stärker, sagt Geschäftsführerin Doris Walter. Zusätzlich dazu fließen Motivationsschreiben, Vorstellvideos und Aufgaben, die die Kandidaten bearbeiten, mit ein. Die Gespräche finden als Videokonferenz per Microsoft Teams statt. Schwieriger wird es bei praktischen Fächern wie Physiotherapie: Bei dem Studiengang gebe es derzeit noch keine Lösung, sagt Walter. "Aufgrund der enorm hohen Zahl an Bewerbungen ist es unmöglich, einzeln mit den Personen zu sprechen."

An der FH Kärnten hat man dafür eine Lösung gefunden: Die Hochschule zieht
nun die Noten des Schuljahres vor dem Abschluss für den ersten Schritt heran. Die weiteren Auswahlstufen erklimmen die Bewerber durch Videokonferenzen mit Microsoft Teams. Die praktischen Teile würden ebenfalls auf Onlinemethoden umgestellt, sagt Holger Penz, Studienbereichsleiter Gesundheit und Soziales. "In der Ergotherapie werden beispielsweise Aufgaben gestellt, die mit Handyvideo beantwortet werden." Die Videos müssen vor der Konferenz auf die Lernplattform Moodle geladen werden. In der Physiotherapie arbeitet die FH Kärnten gerade an einem Katalog an Übungen, die die angehenden Studierenden dann vor der Webcam zeigen. "Und in der Sozialen Arbeit wird das übliche Gruppen-Assessment in Form einer Livediskussion stattfinden."

Schummeln wird trotz digitaler Tests nicht einfacher

Die FH Kufstein setzt indes auf schriftliche Tests und ein Onlinegespräch. Schummeln können die Bewerber bei dem Test nicht, sagt Sara Neubauer. Sie leitet das Qualitäts- und Projektmanagement und ist zuständig für die Koordination der Aufnahme. "Unser Onlinetest besteht aus Modulen eines Intelligenztests und ist sehr ähnlich zu jenem, den wir auch bisher vor Ort durchgeführt haben. Wir arbeiten mit einem professionellen Unternehmen zusammen und wissen aus Erfahrung von Expertinnen und Experten, dass ,Schummeln', bedingt durch die Aufgabenstellung, hier keinen Vorteil bringt."

Die Krise stellt die Hochschulen bei der Aufnahme vor neue Herausforderungen. Für Walter von der FH Salzburg ist klar, dass das soziale Interagieren vor einer Webcam ein anderes ist. Es brauche mehr Zeit, die Gespräche online zu führen. "Aber es ist dennoch eine gute Gelegenheit, die Bewerber kennenzulernen. Und es gibt keine Alternative." Penz von der FH Kärnten spricht indes von dem Problem, wie trotz der unterschiedlichen technischen Ausstattung und Erfahrung der Bewerber das Verfahren fair sein kann. "Jede, jeder soll schließlich die gleiche Chance haben, ein gefordertes Video hochladen zu können."

Die Nähe, die etwa bei den Studiengängen Ergotherapie oder Hebamme sonst so wichtig ist, fällt in diesem Jahr weg. Die Bewerber nicht persönlich kennenzulernen, ist deshalb für Schneebauer von der FH Gesundheitsberufe Oberösterreich die größte Schwierigkeit. "Uns freut es aber, dass wir wieder sehr viele qualifizierte Bewerbungen erhalten haben - auch wenn uns das vor gewisse logistische Herausforderungen stellt."

Die Coronakrise habe aber auch positive Auswirkungen, sagt Neubauer von der FH Kufstein. Denn die Situation bringe Veränderungen mit sich. "Und Veränderungen sind für uns als Institution in der Regel gut und wichtig, da wir diese als Chance sehen, daran zu wachsen und uns noch innovativer auszurichten."