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Der Hörsaal der Zukunft wird smarter werden

Lehre heutzutage fordert Flexibilität von Studierenden und Hochschulen gleichermaßen. Doch wie sieht der Hörsall der Zukunft aus? Ein Überblick.

Flexibilität steht an erster Stelle für den Hörsaal der Zukunft.
Flexibilität steht an erster Stelle für den Hörsaal der Zukunft.

René Dusa ist ein Familienmensch. Seit eineinhalb Jahren arbeitet der 41-Jährige im Bundesrechenzentrum im Service Management und schaukelt nebenbei seine Fortbildung im Bereich Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie. "Durch das Studium an der FernFH habe ich viel dazugelernt, konnte meine Qualifikation erhöhen und das auch noch neben meiner beruflichen Tätigkeit", sagt Dusa.

Die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Fortbildung ist für viele eine große Herausforderung. Darauf haben Fachhochschulen seit Langem reagiert. "Wir versuchen, alle drei Punkte im Auge zu haben", sagt Martin Staudinger, Studiengangsleiter der Wirtschaftsinformatik an der FernFH. Für eine Koordination dieser Bereiche bedarf es einer hohen Flexibilität von beiden Seiten. Fachhochschulen versuchen daher, zeitlich und örtlich so unabhängig wie möglich zu agieren.

"Viele der Studierenden, die sich für ein Masterstudium entscheiden, gehören der ,Generation Y' an", sagt Claudia Mössenlechner vom MCI Innsbruck. Ein möglichst berufsfreundliches Studium sei für diese Zielgruppe Prämisse. Auch die Erwartungshaltung und das Lernverhalten dieser Studierenden seien anders: "Die Online-Recherche und Vernetzung mit Online-Communities über Social-Media-Kanäle gehört genauso dazu wie der Wunsch nach individualisierten und flexiblen Lernpfaden. All dies ermöglicht Online-Lehre."

Die Nachfrage nach solchen Studiengängen ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Während öffentliche Universitäten laut Statistik Austria ein leichtes Minus verzeichneten, wuchs die Nachfrage nach Studienplätzen an Fachhochschulen und Privatuniversitäten. 51.522 Studierende waren im Wintersemester 2017/18 in den heimischen Fachhochschulen eingeschrieben und damit um rund sieben Prozent mehr als noch zwei Jahre zuvor. "Die Nachfrage ist jetzt schon höher als das Angebot", sagt Günther Grall, Vizerektor für Lehre an der FH Salzburg. Der Bund würde die Studienplätze an FHs jedoch nur marginal ausbauen. "Dem Bedarf wird das nicht gerecht."

Fachhochschulen punkten bei den Studierenden dabei mit einem möglichst flexiblen Studium, aber auch mit einer digital orientierten, praxisnahen Ausbildung. Und die wird in Zukunft immer wichtiger werden, davon ist Grall überzeugt. "Die Kursanzahl auf unserer digitalen Lernplattform hat
sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Wir sehen noch keine Abflachung der
Kurve."

In dieselbe Kerbe schlägt auch Mössenlechner vom MCI Innsbruck. Moderne Curricula müssten den digitalen Lebensraum als Phänomen behandeln und auch die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen, die es in diesem Raum brauche, zum Lehrinhalt machen, sagt sie überzeugt. Auch die Lehre müsse also vermehrt im digitalen Raum stattfinden.

Auf didaktischer Ebene bedeutet das noch flexiblere Lehr- und Lernstrukturen. "Das kann sich auf eine zeitliche Flexibilisierung beziehen", erklärt Ulrike Szigeti, die das Hochschul-Didaktik-Programm an der FH Salzburg leitet. Je nach Lebenssituation könnte der vorgegebene Zeitraum für ein Masterstudium ausgeweitet und gestaltet werden. "Die Freiräume beziehen sich aber auch auf die inhaltliche Ebene in Form eines breiten Angebots an Wahlfächern", ergänzt sie.

Und was können wir im Bereich der künstlichen Intelligenz erwarten? "Siri und Alexa werden nicht so bald Vorlesungen halten", sagt Martin Staudinger von der FernFH. Aber Standardfragen von Studierenden würden in Zukunft verstärkt von diversen Formen künstlicher Intelligenz beantwortet werden. Einer der Vorteile: "Das geht auch 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche."

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