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Das sind die Trends in der Weiterbildung 2021

Weiterbildung ist auch in Coronazeiten für viele sehr wichtig, sagen WIFI-Salzburg-Institutsleiterin Renate Woerle-Vélez Pardo und Horst Kremsmair, Geschäftsführer-Stellvertreter des BFI Salzburg. Was besonders gefragt ist und wo aktuell die Herausforderungen liegen, erzählen sie im Interview.

Wie sehen die Prognosen für Weiterbildungen 2021 aus?
Wie sehen die Prognosen für Weiterbildungen 2021 aus?

Welche Bildungsangebote standen 2020 in Ihrer Einrichtung hoch im Kurs? Renate Woerle-Vélez Pardo: Berufliche Aus- und Weiterbildung spielen eigentlich immer eine Rolle, aber besonders in Krisenzeiten stehen sie hoch im Kurs. 2020 wurden vor allem jene Themen nachgefragt, die das berufliche Fortkommen sichern, also berufliche Weiterbildungen zur Mitarbeiterführung, Personalentwicklung, die Buchhalterprüfung oder Spezialisierungen wie unsere akademischen Lehrgänge mit Masterabschluss in Business Management oder Marketing und Verkaufsmanagement, Gesundheitsthemen wie Cranio-Sacral-Therapie, Pflanzenheilkunde, medizinische Massage und Heilmassage, Kosmetik oder soziale Berufe wie medizinische Verwaltungskraft und Ordinationsassistenz, gastronomische Themen wie Patisserie und die Tourismusakademie für Lehrlinge. Ein Dauerbrenner sind die Berufsreifeprüfung, "Lehre mit Matura" und die Vorbereitungskurse auf Meister- und Lehrabschlussprüfungen. Auch Kurse und Prüfungen für Deutsch als Fremdsprache wurden stark nachgefragt, insbesondere Prüfungen des Integrationsfonds für diverse Aufenthaltstitel.
Horst Kremsmair: Mit Sicherheit waren 2020 die schulischen Bildungsabschlüsse hoch im Kurs und damit sehr gut nachgefragt. Das ist ein klares Indiz für die Bildungs- und Weiterbildungsmotivation der jungen Menschen im Bundesland Salzburg. "Lehre mit Matura" ist eine Erfolgsgeschichte bei uns und wird durch digitale Komponenten zukünftig auch für Interessentinnen und Interessenten in ländlichen Regionen noch attraktiver.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bilden sich generell weiter, um im Rahmen ihres Quellberufs zusätzliche Kompetenzen zu erwerben oder sich fit für ein neues Berufsfeld zu machen. Das wird beispielsweise bei den Angeboten der Beratungsakademie Salzburg deutlich sichtbar. Lehrgänge, die auf ganz spezifische Entwicklungsmöglichkeiten von Menschen fokussieren und gesetzlich anerkannt sind, wie zum Beispiel Mediation und Konfliktmanagement, Care & Case Management sowie Lebens- und Sozialberatung, standen hoch im Kurs. Last but not least: Doch überraschend waren 2020 klassische Kursangebote wie Buchhaltung, Rechnungswesen oder Personalverrechnung ein erfolgreiches Asset. Wir führen dies auf die Kurzarbeit und freie Zeitkapazitäten sowie die Motivation, neue Berufswege zu erschließen, zurück.

Wie hat sich der Faktor Coronapandemie ausgewirkt? Woerle: Neue Lehr- und Lernoptionen prägten das Jahr: Das Onlinelernen hat sich im WIFI deutlich weiterentwickelt. Wir waren besonders im März und April enorm gefordert. Gerade im Pandemiejahr brachte das Distance Learning aber viele Vorteile, denn wir hatten viele Teilnehmer, die nicht kommen konnten. Hier haben wir den sogenannten Hybridunterricht angeboten. Dabei war der Trainer bei uns im Haus, ein Teil des Kurses war auch im WIFI und ein Teil saß zu Hause vor den Computern und hat über Live-Onlinetraining ebenfalls mitmachen können.

Durch Corona sind gleichzeitig aber auch der Wert des Präsenzunterrichts und die eher engen Grenzen der Fernlehre bewusster geworden. Denn das WIFI wird auch als soziales Umfeld und Kontakt- und Austauschplatz gesehen. Mit vielen unserer Kunden funktionierte das Onlinelernen nur, weil die Präsenz nicht möglich war. Die Dringlichkeit des Abschlusses war dabei ein wesentlicher Faktor.

Wie sieht die Prognose für 2021 aus? Kremsmair: Am BFI Salzburg haben wir eine stabile Entwicklung. Wir konnten große Teile unseres Kursprogramms an die durch die Coronapandemie geänderten Rahmenbedingungen anpassen und blicken daher positiv in die Zukunft. Wir sind auch in schwierigen Zeiten ein verlässlicher, professioneller und kundenorientierter Ausbildungspartner.
Woerle: Gerade jetzt nutzen viele die Zeit dafür, um die eigenen Kompetenzen zu erweitern. Die Wirtschaft braucht dringend gut ausgebildete Fachkräfte, um wieder kraftvoll durchstarten zu können. Besonders wichtig ist es, sich mit dem digitalen Wandel offensiv auseinanderzusetzen, um bei den neuesten Innovationen vorn mit dabei zu sein. Dieser Schwerpunkt spiegelt sich auch im neuen WIFI-Kursprogramm wider, wo sich zahlreiche Aus- und Weiterbildungen mit diesem Thema auf unterschiedlichen Ebenen befassen. Wir bieten wie immer berufliche Aus- und Weiterbildung an, vor allem einschlägige Fachkurse für Management und Unternehmensführung, IT- und Medienberufe, berufs- und branchenspezifische Kurse (zum Beispiel Kfz, Gebäude- und Installationstechnik, Elektro- oder Metalltechnik) und Betriebswirtschaft (Buchhaltung, Bilanzbuchhaltung, Personalverrechnung, Verkauf, Logistik).

Könnten Sie aus diesen Bereichen Beispiele nennen? Woerle: Die Digitalisierung hat in der letzten Dekade die Arbeit sowohl in der Planung, der Ausführung als auch im Betrieb von Gebäuden verändert. Wurden bis vor Kurzem noch Papierpläne aus dem Archiv geholt, so haben heute mobile Endgeräte Einzug gehalten. Die ganze Welt spricht von "Building Information Modelling" (BIM) und dem digitalen Zwilling. Damit werden Objekte als virtuelles 3D-Modell erfasst und visualisiert. Im WIFI-Lehrgang "Digitaler BIM-Practitioner" vermittelt eine Expertengruppe alles, was man aus praktischer und theoretischer Sicht zum Thema BIM im Hochbau wissen muss. Der Lehrgang schließt mit einem Zertifikat ab.

Seit mehreren Jahren bieten wir auch reine Onlinekurse an. Dieses Angebot haben wir 2020 aufgrund der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkung bei den Präsenzkursen deutlich ausgebaut. Besonders die Onlinesprachkurse wurden viel stärker gebucht als noch im Jahr davor. Am begehrtesten unter den virtuellen Kursen ist derzeit ein flexibler Onlinesprachkurs mit unbegrenztem Livekommunikationstraining im virtuellen Klassenzimmer und mit einem persönlichen Coaching. Diese Kurse werden derzeit nicht nur von Teilnehmern in Bildungskarenz, sondern auch von Firmen für ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit oder Bildungsteilzeit gern gebucht.

In Zukunft will das WIFI verstärkt auf Blended Learning setzen. Das ist ein Mix aus Präsenzunterricht und Onlinelernen. Hier kann man sich vorab bereits online einiges an Theorie erarbeiten und dann später im Präsenzunterricht die wirklich kniffligen Themen in der Gruppe aufarbeiten oder in der Werkstatt den Unterricht vertiefen. Zudem bin ich beim Onlinelernen flexibel und kann arbeiten, sobald ich Zeit habe. Ortsungebunden kann man entweder zu Hause lernen, im Büro oder unterwegs.

Zur Stimmungslagein puncto Weiterbildung: Wie hat sich die Teilnehmerzahl in den letzten Jahren an Ihrer Einrichtung insgesamt entwickelt? Woerle: Mit Jahresende 2020 haben trotz Lockdown und aller Einschränkungen 27.600 Teilnehmer einen Kurs am WIFI Salzburg besucht. Das sind um elf Prozent weniger als im Jahr davor. Insgesamt sind aber 2480 Veranstaltungen über die Bühne gegangen, das sind nur um fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Unter den erschwerten Bedingungen hat sich das WIFI schnell auf neue Lehr- und Lernoptionen eingestellt. Trotz Corona empfehlen 97 Prozent der Kursteilnehmer das WIFI weiter, der bisher beste Wert. Onlineschulungen wurden sehr gut angenommen und in den neuen Lernalltag integriert.
Kremsmair: Bedingt durch die Hochkonjunktur in den letzten Jahren waren die Teilnahmezahlen bis 2019 insgesamt rückläufig. Personalmangel, Überstunden und viele offene Stellen verringerten die Weiterbildungsbereitschaft. Den größten Rückgang verzeichneten wir durch die niedrige Arbeitslosenrate bei den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. 2020 konnten wir den Vorjahresstand trotz Covid-19 durch E-Learning halten. Im Bereich der schulischen Erwachsenenbildung gab es sogar eine leichte Steigerung.