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Beruf und Matura: Geht doch!

Zuerst Schule, dann rein ins Berufsleben - oder doch lieber umgekehrt? Es gibt viele Wege zur Matura - er muss nicht geradeaus führen.

Seit 2008 gibt es den Ausbildungsweg Lehre mit Matura.
Seit 2008 gibt es den Ausbildungsweg Lehre mit Matura.
Lehre mit Matura bei Emco (v. l.): Antonio Anić, Philipp Moisl, Felix Pirchner.
Lehre mit Matura bei Emco (v. l.): Antonio Anić, Philipp Moisl, Felix Pirchner.

Matura machen, das war für Felix Pirchner das, was er wollte. Dafür hatte er sich die HTL in Salzburg ausgesucht. Doch schon bald musste der junge Mann aus Wals feststellen: "Da wird unter großem Leistungsdruck nur ausgesiebt, unter dem Motto: ,Friss oder stirb.' Das war so gar nicht meins." Also ließ er die Schulbank hinter sich und startete beim Maschinenbauer Emco in Hallein eine Lehre als Werkzeugbautechniker.

Das Projekt Matura hat Pirchner deshalb aber nicht aufgegeben. Schon einen Monat nach Lehrstart lernte er parallel zur Berufsausbildung für die Matura. Heute hat der 24-Jährige nicht nur längst das Maturazeugnis in der Tasche, er ist auch Werkzeugmeister im Maschinenbau und bei Emco mittlerweile stellvertretender Abteilungsleiter.

Finanzielle Nachteile habe er durch seinen Weg "Lehre mit Matura" nie gehabt, erklärt Pirchner. Im Gegenteil. "Mein Cousin war in der gleichen HTL-Klasse wie ich und hat die Schule durchgedrückt. Als Konstrukteur hat er heute um 500 Euro weniger auf dem Gehaltszettel als ich."

27 Lehrlinge absolvieren derzeit bei Emco ihre Ausbildung (in Werkzeugbau, Mechatronik, Industriekaufmann und IT). Sechs davon büffeln gleichzeitig für die Matura. Dabei muss der Weg in den Beruf nicht geradeaus verlaufen. Umwege zu machen, das wird heute nicht mehr automatisch gleichgesetzt mit Scheitern.

Antonio Anić aus Kuchl hat die Neue Mittelschule besucht und bei Emco zuerst eine Lehre als Zerspanungstechniker begonnen, bis er nach einem Jahr erkannte: "Eigentlich ist das gar nicht so meins." Mit September hat der 16-Jährige innerhalb des Betriebs in die Lehrausbildung zum Industriekaufmann gewechselt - und lernt bereits fleißig für die Deutsch- und Englisch-Matura. Ein Mal die Woche besucht er dafür am Abend einen vierstündigen Kurs. Natürlich sei das eine Zusatzbelastung, "aber dafür bekommt man etwas".

Den Weg über das Gymnasium in die Lehre ist Philipp Moisl aus Golling gegangen. Nach einem Jahr in der Oberstufe im Realgymnasium in Salzburg hat er gemerkt: "Eigentlich bin ich einer, der lieber anpacken will." Holz oder Metall hat er sich vorgestellt. Gewählt habe er dann Metall, "weil ich gern genau arbeite", erklärt er.

Ein Dreivierteljahr hat Moisl neben seiner Berufsausbildung zum Werkzeugbauer auch für die Matura gelernt. Zwei lange Abende in der Woche nach der Arbeit und das Pendeln nach Salzburg seien ihm dann aber zu viel geworden, gesteht er. "Das sind schon sehr lange Tage." Also macht der 18-Jährige jetzt einmal eine Pause von der Matura und konzentriert sich auf den Lehrabschluss. "Machen will ich die Matura aber schon noch, das ist mein fixer Plan", betont Philipp Moisl.

Wobei es bei Emco auch den umgekehrten Weg gibt und auch Maturanten eine Lehrausbildung absolvieren - derzeit noch dazu zwei junge Damen als Technikerinnen.

Lehre mit Matura - Fakten

1342 Lehrlinge (von in Summe 8422) machen derzeit in Salzburg die Matura. Den höchsten Anteil verzeichnen Gewerbe und Handwerk (29%) sowie Handel (15%).

Bei den Teilnehmern an den Maturakursen haben die Burschen mit 57 Prozent die Nase vorn, bei der Anzahl der Maturanten liegen die Mädchen mit 52 Prozent vorn. Möglich ist die "Lehre mit Matura" seit 2008 - in Form von Abendkursen (außerhalb der Arbeitszeit) und Tageskursen (in der Arbeitszeit mit Lehrzeitverlängerung oder Förderung).

Zuerst Schule, dann Lehre. 300 Maturanten (AHS/BHS) absolvieren derzeit eine Lehrausbildung. Vorteile: verkürzte Lehrzeit, erhöhtes Entgelt, eigene Berufsschulklassen, Zusatzqualifikationen.

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