SN.AT / Leben / Karriere

Welchen Weg schlage ich nach der Matura ein?

Studieren, arbeiten oder als Au-pair ins Ausland gehen sind nach der Matura typische Wege. Bald soll auch ein "Gap Year"-Programm zur Orientierung und persönlichen Entwicklung starten.

Nach der Matura kann ein Gap Year im In- oder Ausland sinnvoll sein.
Nach der Matura kann ein Gap Year im In- oder Ausland sinnvoll sein.

Die Matura zu schaffen ist für viele Schülerinnen und Schüler die größte Hürde ihrer Jugend. Weniger Beachtung wird der Frage geschenkt, wie es danach weitergeht. Trotz Talentechecks wie etwa am WIFI Salzburg fehlt einem großen Teil der jungen Menschen auch nach der Matura die Orientierung. "Wohin will ich mich entwickeln?", lautet eine der am häufigsten gestellten Fragen in dieser Zeit.

Was ist ein "Gap Year"?

Oft bemerken erst Studierende, dass sie eigentlich im falschen Studium sind. Immer noch wird gern das gewählt, was der beste Freund studiert oder was auch Mutter oder Vater schon gemacht haben. Verzögerungen und Wechsel sind die Folge. Viele brechen ihr Studium ab. Um diesen Weg zu vermeiden, beschließen immer mehr Maturantinnen und Maturanten, erst einmal noch keine Studienentscheidung zu treffen und stattdessen ein "Gap Year" einzuschieben (Gap bedeutet "Lücke". Diese soll gefüllt werden). Sie wollen lieber erst einmal andere Länder kennenlernen oder etwas machen, das sie später nicht mehr so leicht in ihre Karriere einbauen können. Ein Beispiel ist das Freiwillige Soziale Jahr, in dem unter institutioneller Vermittlung soziale Tätigkeiten in Österreich ausgeübt werden. Diese reichen von der Beschäftigung mit Seniorinnen und Senioren bis hin zur Betreuung von Menschen mit psychischer oder körperlicher Beeinträchtigung. Gern werden die zehn oder zwölf Monate als Zivildienst-Ersatz oder als Wartezeit auf einen Studienplatz gewählt. Das Sozialjahr kann bei der Bewerbung für einen Ausbildungsplatz im Sozialbereich hilfreich sein und der persönlichen Weiterentwicklung dienen.

Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte

Die Möglichkeit, mehrere Monate im Ausland zu verbringen, bieten neben Au-pair-Aufenthalten auch Einsätze auf Farmen, Ranches oder WWOOF-Bauernhöfen, einem internationalen Netzwerk aus Biohöfen. Hier packt man bei der Arbeit mit den Tieren oder auf dem Feld mit an und bekommt dafür Kost und Logis, auch wenn es nur für kurze Zeit ist.

Bild: SN/jeff lim
„Jeder Zweite weiß nach der Matura nicht, in welche Richtung er will.“ Nikolaus Haupt, Initiator Gap Year Program

Ein konkretes Orientierungsprogramm für die Zeit nach der Matura will demnächst ein junges Gründungsduo aus Wien anbieten. Am 4. Oktober beginnt deren viermonatiges "Gap Year Program" für 30 Teilnehmende (futureindustries.at). Nikolaus Haupt (27) und Melissa Roohifard (21) sprechen damit 18- bis 21-Jährige mit Matura an. In Einzelfällen reicht auch ein Lehrabschluss. "Es melden sich schon einige Interessierte, auch etliche aus Deutschland. Viele haben nach dem letzten Coronajahr den großen Wunsch, etwas mit Gleichaltrigen zu machen", sagt Roohifard. Sie selbst hat ihr VWL-Studium abgebrochen, um Gründerin zu werden. Auch Haupt hat sein Jusstudium noch nicht beendet. Er arbeitet für eine Digitalagentur und hat einen Imbiss für israelisches Take-away nahe der Universität Wien. "Wir wollen den Teilnehmenden zeigen, dass sowohl ein Studium als auch ein eigenes Start-up gute Wege in die Zukunft sind. Die Frage ist, was für wen passt", beschreibt Haupt die Ausrichtung des Gap Year Program.

Neues Programm für Unentschlossene

In diesem sollen die 18- bis 21-Jährigen gemeinsam mit Praktikerinnen und Praktikern aus der Wirtschaft herausfinden, was ihre Interessen sind und wie sie daraus eine zukunftsrelevante Karriere formen können. Im zweiten Modul werden Kenntnisse in Digitalem Marketing, Machine Learning, Künstlicher Intelligenz oder auch Robotik vermittelt. Auch Führungs-, Verhandlungs- und Verkaufsfertigkeiten sollen von Profis gelehrt werden, darunter Zohra Asef, Vice President bei Blackrock Austria, und Andreas Perotti, Chief Marketing Officer bei FACC. Einer der Unterstützer ist der frühere Neos-Chef Matthias Strolz. Gelernt wird im The Student Hotel in Wien. Auch dort zu wohnen ist möglich. Die Kurskosten von 4400 Euro beinhalten mehrtägige Workshops in Paris, Berlin, Amsterdam und Barcelona und die Garantie auf einen Internship-Platz in einem Partnerunternehmen oder Start-up. Läuft das Programm gut an, soll es im Februar 2022 den nächsten Turnus geben.