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Neue Strategien und Trends zur Mitarbeitersuche

Faktoren wie Führungsstile, Organisationsformen oder Mobilität müssen für eine zeitgerechte Mitarbeitersuche adaptiert werden.

Neue Mitarbeiter dringend gesucht.
Neue Mitarbeiter dringend gesucht.

Die Arbeitswelt wandelt sich, und das schon seit einiger Zeit. Vor allem die Digitalisierung wird deutliche Spuren hinterlassen, zumal es kaum mehr eine Branche gibt, die davon nicht betroffen wäre. Die zweite große Herausforderung für die Betriebe ist der weiterhin steigende Fachkräftemangel. Er erfordert ein Umdenken seitens der Wirtschaft. Denn sind gewisse Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt nicht zu finden, brauchen die Unternehmen neue Strategien zur Mitarbeitersuche und -entwicklung. Die demografische Entwicklung verschärft dabei die Situation zusätzlich.

Trends um attraktiv am Arbeitsmarkt zu sein

Eine neue Studie der Personalberatung Deloitte zeigt in diesem Zusammenhang die wichtigsten Trends auf. In der aktuellen Studie "Human Capital Trends 2019" wurden annähernd 9500 Befragte aus 119 Ländern, darunter auch Österreich, um ihre Einschätzungen zu den großen globalen HR-Trends gebeten. Das Ergebnis: Die Neudefinition von Jobs, die Ermöglichung von kontinuierlichem Lernen und eine zeitgemäße Führung sind die wichtigsten Hebel. Auch die Ausweitung von Mobilität innerhalb eines Unternehmens gewinnt an Bedeutung.

Die wichtigsten Trends im Überblick:
Trend 1: Weiterentwicklung vom Job zur Kompetenz
Trend 2: Von Unternehmen gefördertes kontinuierliches
Lernen als Schlüssel
Trend 3: Ausbau von Führungskompetenzen
Trend 4: Ermöglichung von interner Mobilität der Mitarbeiter

Neugestaltung neuer Jobprofile

Durch die fortschreitende Digitalisierung müssen sich Unternehmen verstärkt mit der Neugestaltung von Berufsbildern und Anforderungsprofilen auseinandersetzen. Laut der Umfrage reagieren sie bereits. Mehr als die Hälfte der Führungskräfte weltweit hat das Budget für Umschulungen und Weiterbildungsmaßnahmen im Unternehmen im vergangenen Jahr um mindestens sechs Prozent erhöht. In Österreich sind 95 Prozent der befragten Unternehmen damit beschäftigt, bestehende Jobs inhaltlich neu zu gestalten. "Vor dem Hintergrund der immer mehr verschwimmenden Jobgrenzen gewinnen interdisziplinäre Fähigkeiten an Bedeutung. Starre Strukturen und Aufgabenbereiche funktionieren in vielen Umfeldern heute nicht mehr", bestätigt Julian Mauhart, Partner bei Deloitte Österreich. "Gefragt sind Kompetenzen und nicht mehr fixe Berufsbilder. Die Unternehmen müssen für diese Kompetenzen die passenden Jobprofile schaffen. Auch neue Beschäftigungsverhältnisse, wie Freelancer oder Gig Worker, können eine Option sein."

Kontinuierliches Lernen ist ein Schlüsselfaktor

Um am flexiblen Arbeitsmarkt zu bestehen, ist kontinuierliches Lernen für die Mitarbeiter von immenser Bedeutung. Laut den Aussagen von 86 Prozent der weltweit befragten Führungskräfte müssen die Unternehmen dafür das Konzept von Lernen am Arbeitsplatz völlig neu denken. Lediglich zehn Prozent setzen bereits erste Schritte. In Österreich ist es ähnlich: 80 Prozent sind überzeugt, dass ein Umdenken stattfinden muss, aber nur zwölf Prozent fühlen sich schon dazu bereit. "Menschen bleiben heute deutlich länger im Erwerbsleben als noch vor wenigen Jahren. Durch die höhere Lebenserwartung und den demografischen Wandel wird sich dieser Trend weiter verstärken. Lebenslanges Lernen wird damit unerlässlich. Unternehmen müssen den Mitarbeitern die kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten ermöglichen", betont Mauhart.

Neuer Führungsstil ist gefragt

Die zunehmende Dynamik erfordert einen neuen Führungsstil. Laut 81 Prozent der Befragten ist die interne Entwicklung zukünftiger Führungskräfte dabei ein wichtiger Schritt. Die notwendigen Kompetenzen können so gezielt vermittelt und gefördert werden. Auch klassische Organisationsstrukturen sind nicht mehr zeitgemäß und müssen aufgebrochen werden. "Gerade in den österreichischen Unternehmen überwiegen noch hierarchische Strukturen und veraltete Führungsmodelle. Es braucht flexiblere Organisationsformen, wie zum Beispiel temporäre Teams, um auf die ständig wechselnden Herausforderungen reagieren zu können", empfiehlt der Experte. Nur mit flexiblen Karrierewegen könne das Potenzial im eigenen Unternehmen optimal genutzt werden.

Die interne Mobilität gewinnt damit an Bedeutung. 69 Prozent der österreichischen Befragten geben an, dass neue Modelle für Karriere und Mobilität notwendig seien. Dennoch sind die internen Prozesse oft noch nicht entsprechend angepasst. Die Hälfte der heimischen Befragten schätzt die Mobilität in der eigenen Organisation noch als unzureichend ein.

Umfassendes Maßnahmenpaket zur Mitarbeitersuche

"Die Unternehmen beklagen den Fachkräftemangel, ziehen daraus aber nicht die notwendigen Konsequenzen. Employer Branding und Arbeitgeberattraktivität reichen nicht aus, wenn es die gesuchten Mitarbeiter gar nicht in ausreichender Zahl gibt", erklärt Mauhart. "Was früher mit Stellenausschreibungen und Personalsuche erledigt war, verlangt heute vorausschauendes Agieren und ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Mitarbeitersuche und -entwicklung."