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Was genau ist die Bildungskarenz?

Den Uniabschluss oder den Meister nachholen - dafür gibt es in Österreich ein eigenes Auszeitmodell.  Welche Unterstützung man während der Bildungskarenz bekommt und welche Anforderungen erfüllt werden müssen, klären wir hier.

Wer einmal im Berufsleben steht, kennt das Problem zumeist ganz gut: Die Arbeit nimmt einen großen Teil der Lebenszeit ein, in der Freizeit braucht es dann dringend Erholung. Sich parallel zur Vollzeiterwerbstätigkeit weiterzubilden, fällt daher vielen Menschen schwer. Heimo Typplt von der Arbeiterkammer Salzburg gibt Auskunft.

SN: Was genau ist die Bildungskarenz, wie lang darf sie dauern und wie viel verdient man währenddessen?  Heimo Typplt: Die Bildungskarenz soll die Möglichkeit geben, sich während eines aufrechten Arbeitsverhältnisses auf die eigene Fortbildung zu konzentrieren. Sie kann mindestens zwei Monate und maximal ein Jahr dauern und lässt sich auch im Zeitraum von vier Jahren stückeln. Während der Zeit der Karenz zahlt nicht der Arbeitgeber, sondern das AMS ein monatliches Weiterbildungsgeld in der Höhe des Arbeitslosengelds, auf das der Karenznehmende Anspruch hat.

SN: Haben Arbeitnehmer in der Zeit der Bildungskarenz einen Kündigungsschutz? Im Gegensatz zur Elternkarenz haben Arbeitnehmer in der Bildungskarenz keinen Kündigungsschutz. Das stellt jedoch in der Realität selten ein Problem dar. Einen besonderen Schutz haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich ja ohnehin nicht. Wenn die Bedingungen der Bildungskarenz mit dem Arbeitgeber klar vereinbart sind und man sich daran hält, kommt es äußerst selten vor, dass dem Arbeitnehmer in der Zeit der Karenz gekündigt wird. Wenn es eine Kündigung aus wirtschaftlichen Gründen ist, so kann dies auch unabhängig von der Bildungskarenz passiere

SN: Vom Buchhaltungskurs über den Goldschmiedlehrgang bis zur Yogalehrerausbildung: Sind alle Aus- und Weiterbildungen in der Bildungskarenz zulässig? Nein, es ist nicht jede Weiterbildung für eine Bildungskarenz beim eigenen Arbeitgeber geeignet. Es geht darum, seine Qualifikation für den bereits bestehenden Beruf zu erhöhen, und nicht darum, sich beruflich umzuorientieren. Wenn die Weiterbildung nicht zumindest im weitesten Sinn etwas mit der eigenen Tätigkeit im Unternehmen zu tun hat, wird der Arbeitgeber der Bildungskarenz wohl nicht zustimmen. Auch hier besteht ein großer Unterschied zur Elternkarenz: Auf die Bildungskarenz gibt es auf keinen Fall einen rechtlichen Anspruch. Bei Bürojobs sind beispielsweise Lohnverrechnungs- und Buchhaltungskurse beliebt. Häufig wird die Auszeit auch dafür verwendet, das Studium, Doktorat oder den Meistertitel abzuschließen.

SN: Gibt es weitere Voraussetzungen für eine Bildungskarenz? Vonseiten des Landes besteht nur die Grundvoraussetzung, dass der Antragsteller bereits mindestens sechs Monate durchgehend beim Arbeitgeber in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis sein muss. Ansonsten lässt sich mit der Bildungskarenz loslegen, sobald der Arbeitgeber dafür grünes Licht gegeben hat.

SN: Dürfen Angestellte in Bildungskarenz etwas dazuverdienen? Ja, bis zur Geringfügigkeitsgrenze ist das erlaubt. Das muss jedoch mit dem Arbeitgeber klar vereinbart werden.

SN: Mit welchen Argumenten lässt sich der Arbeitgeber Ihrer Erfahrung nach am besten von einer Bildungskarenz überzeugen? Jeder kennt seinen Arbeitgeber selbst am besten. Aber natürlich sollte man den Nutzen für das Unternehmen hervorheben: Es erhält eine höher qualifizierte Arbeitskraft, die sich flexibler und umfassender einsetzen lässt. Hat man sich beim Arbeitgeber bereits bewährt, genehmigt dieser meiner Erfahrung nach häufig auch die Bildungskarenz für eine Weiterbildung, die keinen unmittelbaren Nutzen für die Firma hat, einfach als Entgegenkommen dem Arbeitnehmer gegenüber.

SN: Was sind die Vorteile des Arbeitnehmers bei einer Bildungskarenz? Die Bildungskarenz bietet die Chance, sich voll und ganz auf die eigene Weiterbildung zu konzentrieren und damit in seinen eigenen Marktwert zu investieren. Das Qualifikationsspektrum lässt sich erweitern, sodass die eigenen Möglichkeiten am Arbeitsmarkt und die firmeninternen Aufstiegschancen größer werden. Wir von der Arbeiterkammer befürworten die Bildungskarenz auf alle Fälle, sie ist eine großartige Chance.

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