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Lehre mit Matura öffnet zusätzliche Türen

Das Erfolgsmodell Lehre mit Matura wird immer beliebter. Die Anstrengungen der jungen Leute werden nun von der Stadt Salzburg mit einer Prämie belohnt.

Durch die Lehre mit Matura können Bildung und Arbeitsleben miteinander kombiniert werden.
Durch die Lehre mit Matura können Bildung und Arbeitsleben miteinander kombiniert werden.

"Jede oder jeder, der die Lehrabschlussprüfung schafft, schafft auch die Matura", ist Milos Mujkovic überzeugt. "Denn eine Lehrabschlussprüfung ist auch nicht ohne, da wird einem nichts geschenkt", will er einige Perspektiven geraderücken.

Prämie für einen Maturaabschluss

Zu Unrecht habe die Lehre immer noch einen viel zu gering geschätzten Ruf, ist sich nicht nur der junge Mann sicher. "Wir sehen das ja sehr deutlich am Facharbeitermangel, der uns nicht erst seit Kurzem beschäftigt", weiß Hilde Wanner, zuständig für Wirtschaftsförderung und Bodenpolitik in der Stadt Salzburg. "Wir haben daher in einer Informationskampagne sämtliche rund 600 Betriebe in der Stadt angeschrieben, die Lehrlinge ausbilden, und einen Flyer mitgeschickt."

Die Betriebe erhielten darin Informationen über "Lehre mit Matura" und über die Aktion der Stadt, dass jedem Lehrling, der dieses Modell absolviert, eine kleine Anerkennung gebührt. "Gleichzeitig verweist das darauf, dass Lehre tatsächlich etwas bringt und er oder sie trotzdem die Matura in der Tasche haben können", betont Wanner. 200 Euro erhalten die Lehrlinge nach dem Abschluss. Infos: www.stadt-salzburg.at

Durch die Lehre mit Matura öffnen sich neue Türen

Einer der ambitionierten jungen Leute, die von der Stadt ausgezeichnet wurden, ist eben Milos Mujkovic. Der gebürtige Salzburger mit serbischen Wurzeln hat nach der Hauptschule Lehen die Lehre als Großhandels- und Bürokaufmann begonnen. "Mit 15 habe ich mir überhaupt keine Gedanken über die Zukunft gemacht und von einer Matura war ganz bestimmt nicht die Rede", erzählt er. Nach dem Lehrabschluss hat er im Großhandelsbetrieb Metro ein Jahr lang weitergearbeitet. "Aber da habe ich mir dann überlegt, das kann doch noch nicht alles gewesen sein, und habe eine neue Herausforderung gesucht."

"Erst im letzen Lehrjahr kam ich auf die Idee." Milos Mujkovic, Multitalent

Gesagt, getan, und weil es ihn interessierte, hat er neu die Lehre als Gastronomiefachmann - also Koch und Kellner - nachgeschoben. "Das hatte den Vorteil, dass mir ein Jahr angerechnet wurde und ich nur die auf drei Jahre verkürzte Lehrzeit hatte."

Das erste Lehrjahr hat er im ehemaligen Gasthaus Fürbergs absolviert und, nachdem es geschlossen wurde, im Vitalbistro Leichtsinn die Lehre fortgesetzt. Jetzt ist er als Koch in der Weissen beschäftigt, coronabedingt allerdings in Kurzarbeit. So anstrengend 2020 grundsätzlich war, Mujkovic hat in dem Jahr auch noch Lehrabschluss- und Berufsreifeprüfung abgeschlossen. "So gesehen war 2020 doch ein recht positives Jahr für mich."

Unterstützung seitens der Betriebe

Er kann nur jedem jungen Burschen oder Mädchen empfehlen, diesen Weg ebenfalls zu beschreiten. "Durch die Matura öffnen sich nun jede Menge neuer Türen für mich. Der Aufwand hat sich wirklich in Grenzen gehalten, meine Betriebe haben mich sehr unterstützt und so ließ sich das gut schaffen. Ich hoffe nun zwar, dass ich bald wieder voll arbeiten kann, aber wenn es nicht möglich ist, könnte ich ja auch ein Studium anschließen", ist er sich bewusst und freut sich über die Anerkennung, die ihm die Stadt Salzburg mit der Prämie zollt.

Lernen oder arbeiten?

Die Gniglerin Sabrina Mayer hat den Weg "Lehre mit Matura" ebenfalls beschritten und ist voller Stolz, mit ihren 20 Jahren bereits Lehrabschluss- und Berufsreifeprüfung in der Tasche zu haben. "Die Matura wollte ich auf jeden Fall machen. Es war mir nur nicht gleich von Anbeginn klar, ob ich nicht vielleicht nach der Hauptschule in die HAK wechseln sollte. Die Wahl fiel dann auf den Einstieg ins Berufsleben und zusätzlich die Matura zu machen."

Ein kleines "Zusatzzuckerl"

Die Lehre zur Bankkauffrau hat sie bei der Hypo Salzburg angetreten. "Ich habe mich bei mehreren Banken beworben und war schnuppern. Obwohl ich schon andere Zusagen hatte, habe ich mich für die Filiale Dreifaltigkeitsgasse entschieden, weil ich mich hier sofort heimisch gefühlt habe", ist sie voller Begeisterung. Im Sommer 2019 hat sie die Lehre abgeschlossen und später noch in den letzten beiden Fächern maturiert. "An der Auszeichnung bin ich wegen Mathematik nur knapp vorbeigeschrammt, sonst habe ich alles mit ,Sehr gut' oder ,Gut' abgeschlossen." Die Prämie der Stadt ist ihr dafür ein kleines "Zusatzzuckerl".

Verschiedene Modelle

Fast alle Kolleginnen und Kollegen, mit denen sie die Kurse am Wifi begonnen hat, haben maturiert. "Anfangs steigen ein paar aus, aber später bleiben so gut wie alle dabei." Ihr hat dabei die Unterstützung des Dienstgebers geholfen, vor allem das Tagesmodell schätzte sie sehr. "Für zwei Fächer wurde ich einen Tag pro Woche freigestellt, um zu den Kursen ins Wifi gehen zu können. Bei Deutsch und im Fachbereich habe ich mich später für das Abendmodell entschieden, d. h., ich bin jeweils an zwei Abenden pro Woche von 18 bis 22 Uhr in die Kurse gegangen. Das hat sich alles wunderbar vereinbaren lassen." Auch ihr ist bewusst, dass sich durch die Matura jede Menge neue Türen für sie geöffnet haben. Schon jetzt hat sie auf alle Fälle berufliche Vorteile. "Das drückt sich bereits in einem höheren Gehalt aus", freut sich die junge Frau.

Auch die Leistungen des Schulsystems ringen ihr Hochachtung ab: "Mir ist bewusst, wie toll das ist. Ich habe eine zusätzliche Ausbildung, die mich nichts gekostet hat. Später, in der Abendschule, müsste ich dafür zahlen."

Lehre mit Matura sehr beliebt in Salzburg

Das Modell "Lehre mit Matura" steht allen Lehrlingen, unabhängig vom Lehrberuf, offen. Und davon haben 2020 in Salzburg rund 1400 Lehrlinge Gebrauch gemacht. Zudem hält Salzburg weiterhin eine führende Position in Österreich, denn der Anteil der Lehre-mit-Matura-Teilnehmer liegt hier mit 17 Prozent mehr als doppelt so hoch wie der bundesweite Durchschnitt (acht Prozent).