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Zukunftsforschung: Leidenschaft für das, was kommt

Nachdenken über die Zukunft ist ganz natürlich, jeder Mensch macht das. Vorherzusehen, welche Trends sich durchsetzen werden, dieser Aufgabe stellt sich eine Zukunftsexpertin.

Die gebürtige St. Johannerin Lisi Prem widmet sich mit Leidenschaft der Zukunft.
Die gebürtige St. Johannerin Lisi Prem widmet sich mit Leidenschaft der Zukunft.

"Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen." Dies wusste seinerzeit schon Mark Twain. Eine, die sich heute mit Leidenschaft der Vorhersage zukünftiger Trends widmet, ist Lisi Prem. Die gebürtige St. Johannerin studierte Internationale Wirtschaftswissenschaften und ist Zukunftsexpertin.

"Schon als Kind war ich extrem neugierig und wollte die Welt entdecken. Im Tourismusort St. Johann im Pongau waren viele fremde Menschen zu Gast und ich wollte immer wissen, woher sie kommen, wie sie leben, was sie anziehen. Das hat mich wohl sehr geprägt", gesteht sie. Aktuell beschäftigt sie sich hauptsächlich mit den Themen Mode, Design, Lifestyle.

Zukunftsstrategien für Firmen und Marken

"Firmen oder Marken fragen bei mir an und wollen wissen, wie es weitergeht. Ich helfe ihnen, Zukunftsstrategien zu entwerfen. In Workshops erkunden wir, wo die Marke steht und wohin die Entwicklung geht."

Enormen Einfluss auf ihre heutige Tätigkeit hatte bereits die erste Arbeitsstelle, wo sie zuständig für das hauseigene "Trend Magazin" war. "Das war für die Designer des Kristallherstellers Swarovski, denn die mussten schon vorweg wissen, welche Farben und Formen in der kommenden Saison gefragt sein werden. Damals habe ich jede Menge Zukunftsforscher getroffen", erzählt sie von ihrem Traumberuf, in dem es darum gehe, nachzudenken, wie sich die Welt weiterentwickeln werde.

"Dummerweise habe ich nie an Orten wie New York oder Berlin gelebt, wo ich hätte sagen können: Hier und jetzt passiert das, was sich als Trend durchsetzen wird." In die Hände gespielt haben ihr für den Erfolg ihrer Zukunftsagentur die Verwerfungen der Coronapandemie. "Alle Welt saß nun ständig vor dem Computer und in Videomeetings. Das hat die Digitalisierung ordentlich vorangetrieben."

Unter dem Namen "Tomorrow Stories" betreibt sie übrigens auch Blog und Podcast.

Virtual und Augmented Reality sind Ausdruck dafür, dass sich das Internet immer mehr in den 3D-Bereich bewegt, das heißt, es wird immersiver. Das Leben im "Metaverse" - die Verschmelzung von realem Leben und dem Digitalen - hat bereits begonnen. Zu beobachten bei diversen Filtern der Handykamera. "Man entwirft von sich selbst sozusagen einen Avatar, der sich digital kleidet. Im Modebereich beispielsweise sind namhafte Marken mit einem Filter für Kleidung bereit für den Start."

Künstliche Intelligenz, Trasformation und Resilienz als große Trends 2023

Drei Bereiche ortet Lisi Prem, die das Jahr 2023 als große Trends prägen werden: künstliche Intelligenz (KI), Transformation und Resilienz. "KI wird für das gesamte Jahrzehnt bestimmend sein, denn schon heute gibt es KI, die Musik oder Texte schreibt, Inneneinrichtung entwirft oder Kunst gestaltet. Es ist bereits vieles da und es wird noch viel mehr werden." Die Zukunftsexpertin plädiert dafür, sich ausführlich mit den Entwicklungen zu befassen, denn so hilfreich manche Anwendungen sein können, bergen sie auch Gefahren. "Es geht um das Verhältnis zwischen Technologie und Natur. Das könnte uns auf eine Spur bringen, auf der wir an die Wand fahren", warnt sie. Jüngere Generationen fänden nichts mehr dabei, sich in diesen Welten zu bewegen. Sie sind mit Gaming-Portalen aufgewachsen und bestens damit vertraut. "So wie wir uns morgens anziehen, wenn wir aus dem Haus gehen, ziehen sie ihren Avatar an. Der hat oft überhaupt nichts mehr mit ihrem realen Aussehen gemein. Das ist ihre Internetpersönlichkeit. Manche wollen auch gar nicht, dass sie jemand in der Realität erkennt."

„Vor allem im Bereich „FemTech“ wird es künftig spannend werden.“
Lisi Prem, Zukunftsexpertin

Technische Neuerungen, die immer rascher verfügbar werden, befeuern den Prozess der Transformation, in dem wir uns aktuell befinden. Das heißt, ein grundlegender Wandel ist im Gange. "Es passiert gerade so viel gleichzeitig, sowohl auf technologischer, betrieblicher als auch auf individueller Ebene. Manche Leute ängstigt das, doch ich bleibe Zukunftsoptimistin. Es bieten sich nämlich ebenso unglaubliche Chancen." Parallel dazu ist ein Gegentrend im Entstehen und dieser geht hin zur Resilienz. "Dabei geht es um die Fragen, wie wir die rasende Veränderung bewältigen. Das bedeutet, Menschen haben das Bedürfnis, viel mehr in die Natur zu gehen, Gemüse anzubauen oder gleich Landwirt zu werden."

Eine große Zukunft prophezeit Lisi Prem 2023 dem Thema "FemTech", also Innovation von und für Frauen, wie "Wearables": Uhren, die allerhand im weiblichen Gesundheitsbereich messen können. "Das wird spannend, denn die Medizin war bislang fast nur durch die männliche Sicht dominiert." Reichlich Potenzial sieht sie ebenfalls in der NFT-Technologie, die vor allem im digitalen Markenschutz wichtig werden wird.

ZUKUNFTSTRENDS FÜR 2023



Das Metaversum oder Metaverse ist ein digitaler Raum, der durch das Zusammenwirken virtueller, erweiterter und physischer Realität entsteht. Unter einer Transformation wird ein grundlegender Wandel verstanden. In gesellschaftlicher Perspektive werden mit dem Begriff sprunghafte Veränderungen in der politischen, wirtschaftlichen oder technologischen Entwicklung beschrieben.