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Wo Technik ihren Reiz bekommt

In der IT gibt es immer noch zu wenige Frauen. Ditact will das ändern - und veranstaltet zum 15. Mal die Sommer-Uni für Frauen in Salzburg.

Bei Ditact tauchen Frauen tiefer in die Welt von IT und Technik ein. ditact
Bei Ditact tauchen Frauen tiefer in die Welt von IT und Technik ein. ditact

Haben Frauen zu wenig Interesse an technischen Studiengängen? "Nicht von Haus aus", sagt Ursula Maier-Rabler. Sie leitet das ICT&S-Center in der Sigmund-Haffner-Gasse in Salzburg und ist Projektleiterin bei Ditact, der Sommer-Universität für Frauen. Doch in IT und Technik müsse sich einiges ändern, damit mehr weibliche Studierende sich für solche Studien einschrieben. Der Grundstein werde bereits in der Schule gelegt, sagt die Professorin. "Es ist leider nach wie vor so, dass den Mädchen Mathematik und andere naturwissenschaftliche Grundlagenfächer nicht adäquat vermittelt werden." Sie berichtet von einer Studie, die herausgefunden hat, dass Mädchen in Mathematik tendenziell besser benotet werden. Das mache sich später in technischen und informatischen Studienrichtungen negativ bemerkbar.

Außerdem gelte der Beruf einer Informatikerin oder Programmiererin als nicht erstrebenswert, weil sich das "nerdige Image der sich von Pizza und Cola ernährenden ,Grottenolme' in fensterlosen Kellerräumen" halte. Ditact will die oft unbewusste Benachteiligung von Mädchen in naturwissenschaftlich-technischen Fächern aufbrechen.

Aktuelle Zahlen des EU-Statistikamts Eurostat zeigen: 58 Prozent der ungefähr fünf Millionen Hochschulabsolventen in der EU waren im Jahr 2015 Frauen, 42 Prozent Männer. Die Studienbereiche "Informations- und Kommunikationstechnologie" waren zu 81 Prozent von Männern besucht und technische, Industrie- und Baustudien zu 73 Prozent. Im Gegensatz dazu waren vier von fünf Studienabsolventen im Bereich "Bildung" Frauen, also 80 Prozent. Auch in den Bereichen "Gesundheit und Sozialwesen" sind Frauen mit 74 Prozent stark überrepräsentiert.

Am 21. August beginnt mit Ditact die Sommer-Universität nur für Frauen. Das Motto lautet "Be Part Of It". Rund 40 Lehrveranstaltungen und Workshops werden einen Einblick in die Welt der Informatik liefern. Warum Frauen überhaupt "fit" für Technik gemacht werden müssen? "Sie müssen erkennen, dass Technik dazu beitragen kann, die Welt besser zu machen. Dass sie einen Beitrag dazu leisten können, dass bestimmte Dinge sich ändern und dass Technik - sprich Alltagsgeräte, Software, Apps und so weiter - nicht ganz einfach vom Himmel fällt, sondern von Menschen mit bestimmten Interessen gemacht wird", sagt Maier-Rabler.

Wichtig sei, dass Frauen das nicht in reinen Frauen-Teams lernten, sondern zusammen mit Männern aller Altersklassen und aus möglichst vielen Ländern der Welt. Dafür sei viel Kommunikation und Vernetzung notwendig. Eigenschaften, die man besonders Frauen zuschreibt. Die Ditact-Projektleiterin vermutet sogar, dass Frauen für die digitale Netzwerkgesellschaft grundsätzlich besser ausgerüstet sind, weil sie vernetzter denken.

Ein Blick in das Ditact-Programm: Bei der Eröffnung dreht sich alles um Internationalisierung und weltweite Vernetzung. IT wird als Möglichkeit für Frauen präsentiert, damit diese traditionelle Barrieren überwinden und neue Chancen ergreifen können. Wie das gehen kann, erklären fünf junge Damen auf einem international besetzten Podium. Sie sind Informatikerinnen und Social-Media-Expertinnen. Start: 21. August, 12.30 Uhr, im Unipark Nonntal. Danach folgen bis zum 2. September Einheiten im Java-Programmieren, in Mathematik, eLaw, IT-Security, Datenschutz, Software Usability oder Wordpress. Auch Themen wie Achtsamkeitstraining, Stressbewältigung, Suchmaschinenoptimierung oder Smartphones im Unterricht finden Platz.

Worauf Kommunikationswissenschafterin Ursula Maier-Rabler sich am meisten freut? "Natürlich auf den Hackathon, der von unseren internationalen Gästen, die da schon einige Erfahrung haben, an zwei Tagen durchgeführt wird." Bei diesem Wettbewerb geht es darum, dass eine Gruppe von Frauen zunächst ein gesellschaftliches Problem definieren und dann gemeinsam eine informatische Lösung dafür entwickeln. "Das kann von der Programmierung einer funktionstüchtigen mobilen App, einer Social-Media-Anwendung bis hin zur Entwicklung eine komplexen Prototyps für eine Software gehen." Teilnehmerinnen können erkennen, dass Informatik zu einer besseren Welt beitragen kann und dass sie diese selbst mitgestalten können.

Neben dem Hackathon gibt es Lunchlectures zu Mittag, die auch für externe Besucherinnen und Besucher öffentlich zugänglich sind. Dazu kommt das "Internationale Modul", welches ebenfalls für männliche Teilnehmer zugänglich ist. Maier-Rabler: "Da kann man sich von einer Chinesin über die Social-Media-Praxis in China informieren lassen oder eine Social-Media-Aktivistin aus Ägypten kennenlernen, die am Tahrir-Platz dabei gewesen ist." Mit Spannung blickt sie den Frauen entgegen, die ihre Erkenntnisse über die IT und Softwarebranche in den ehemaligen Sowjetrepubliken teilen oder Einblicke in die Situation in Lateinamerika geben.

Ergänzt wird das Programm durch kostenlose Kinderbetreuung, Stammtische, Yoga am Morgen und in Kooperation mit dem Künstlerhaus ein Sommerkino am 23. August zum Thema "Hidden Figures". Neben der Uni und dem ICT&S-Center ist auch die Fachhochschule Salzburg Partnerin und Veranstaltungsort.